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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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und unabhängig gewesen. Sogar Normannenblut floss in Ermengardas Adern, seit ihr Großvater Mahalta geheiratet hatte, die Tochter des großen Robert Guiscard von Apulien und Sizilien.
Paire
Imbert seufzte. Aimeric war zu früh gestorben. Und dazu der unzeitige Tod seiner Söhne. Sie schwiegen, Abt Imbert nachdenklich und besorgt, Ermengarda trotzig.
    »Ich will das nicht«, stieß sie heftig hervor.
    »Du hast keine Wahl, mein Kind, so leid es mir tut. Du musst deiner Mutter gehorchen.«
    »Sie ist nicht meine Mutter.«
    »Sie ist die Gemahlin deines verstorbenen Vaters und damit dein Vormund und kann über dich bestimmen.«
    Es tat ihm im Herzen weh, zu sehen, wie sie sich quälte. »Nimm es nicht so schwer. Es ist das Los aller jungen Töchter, und es bedeutet nicht, dass sie nicht glücklich werden können. Familie, Kinder …«
    »Soll Alfons über Narbona herrschen? Und alle seine Nachkommen? Sollen wir uns kläglich einvernehmen lassen?«
    »Wenig wünschenswert. Da gebe ich dir recht. Vielleicht sollte ich mit dem Erzbischof reden.«
    »Von dem ist keine Hilfe zu erwarten.«
    »Ich wünschte, ich könnte dir einen nützlichen Rat geben«, sagte
Paire
Imbert achselzuckend.
    »Lässt sich die Heirat nicht verbieten?«
    »Wie meinst du?«
    »Zu nahe Verwandtschaft oder Ähnliches.«
    Paire
Imbert dachte nach. Natürlich schrieb die Kirche vor, dass Eheleute nicht zu nah verwandt sein durften, bis hin zum siebten Grad war eine Ehe verboten.
    »Nicht in diesem Fall. Man müsste es genau prüfen, aber ich glaube, hiermit wirst du kein Glück haben.«
    »Ich heirate ihn nicht!«, flüsterte sie hitzig. Bisher hatte sie sich immer bemüht, gut mit ihrer Stiefmutter auszukommen, ihr gefällig zu sein, keinen Anstoß zu erregen. Aber nun wollte man sie zwingen, das Erbe ihres Vaters zu verraten, ja, sich selbst aufzugeben. Das konnte sie nicht hinnehmen. »Soll sie mich doch totschlagen, ich werde mich nicht fügen.«
    Paire
Imbert hörte die Worte, aber er unterschätzte ihre Entschlossenheit. »Du bist ein Dickkopf, wie dein Vater«, rügte er sie und konnte doch ein liebevolles Lächeln nicht unterdrücken. »Jetzt bist du in Zorn. Da sagt sich schnell so manches. Aber bald wirst du einsehen, dass man sich solchen Geboten nicht widersetzen kann.«
    Ermengarda grübelte. Sie war nicht bereit, aufzugeben.
    »Kann man die Ehe später lösen?«
    »Später? Du meinst eine Aufhebung des Ehebundes, damit die Mitgift wieder an dich zurückfällt?«
    »Ja, so etwas.«
    »Nicht für eine vor Gott gesegnete Verbindung. Da müssten schon ganz triftige Gründe vorliegen, und der Papst in Rom müsste selbst …«
    »Ach,
Paire
Imbert, es muss doch einen Weg geben!«
    Er kratzte sich am Kinn. »Nun ja, wenn die Verbindung unfruchtbar bleiben sollte …«
    »Wer will schon mit dem ein Bett teilen?«, zischte sie vorlaut, wurde aber gleich rot bei diesen Worten. Auch dem Abt war das Thema unangenehm, und er räusperte sich verlegen.
    »Das wird sich kaum vermeiden lassen,
mon cor.
«
    Da vergaß sie Scham und Schicklichkeit. »Er kann mich nicht zwingen«, rief sie zornig und viel zu laut, erschrak über den Widerhall ihrer Stimme im Kirchenschiff. »Ich verweigere mich einfach«, flüsterte sie daraufhin, aber nicht minder eindringlich.
    Ach, Kind, dachte der Abt betroffen, was weißt du schon vom Leben? Er wird dich noch zu ganz anderen Dingen zwingen können. Aber das wollte er ihr nicht sagen. Vielleicht half ja ein wenig Hoffnung, um sich an den Gedanken dieser Ehe zu gewöhnen, auch wenn es am Ende eine vergebliche war.
    »Wie dir nicht unbekannt sein wird«, antwortete er deshalb etwas umständlich, »sieht Gott den Zweck des heiligen Ehebundes in der Zeugung von Nachkommen.« Er schwieg einen Augenblick lang verlegen, denn er fand es unschicklich, solche Dinge mit einem halbwüchsigen Mädchen von Stand zu erörtern. Aber was half’s? »Ist die fleischliche Verbindung, aus welchem Grund auch immer, nicht vollzogen, oder bleibt sie unfruchtbar, dann wird die Ehe als ungültig betrachtet und kann nach einer Weile getrennt werden.«
    »Wie lange?«
    Der Abt zuckte mit den Schultern. »Ein Jahr vielleicht. Aber so genau kann man das nicht sagen.«
    Ermengarda dachte darüber nach, bis sie nickte, als sei sie zu einem Schluss gekommen.
    »Wenn alles andere also nichts nützt …«
    Sie sprach nicht weiter. Trotz ihres zerschundenen Gesichts gelang es ihr, ein wenig zu lächeln, aber auf eine Weise, die den Abt verwundert den

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