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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Kopf heben und hellhörig werden ließ. Was hatte sie gemeint? Hatte sie etwa eine Dummheit vor? Er hoffte inständig, sie nicht in ihrer Widerborstigkeit unterstützt zu haben, denn das würde nur Unglück bringen.
    »Mach dir lieber keine falschen Hoffnungen, hörst du?«, sagte er und schüttelte besorgt den Kopf. »Es ist klüger, sich zu fügen. Das biegsame Schilfrohr übersteht den Sturm viel eher als …«
    »Ich weiß,
Paire
«, erwiderte sie und erhob sich.
    Er segnete sie und küsste sie liebevoll auf die Stirn.
    »Gott sei mit dir, mein Kind. Und ich bin immer für dich da.«

Stunde der Entscheidung
    S eit der Falkenjagd vor zwei Tagen hatte Arnaut von seinem neuen Freund Felipe de Menerba nichts mehr gehört. Er und Severin hatten den gestrigen Abend im Wirtshaus
Al Peis d’Argent
verbracht. Zum einen, um den Huren in ihrer schäbigen Herberge zu entgehen, zum anderen in der Hoffnung, Felipe in seiner gewohnten Schenke anzutreffen. Doch vergebens.
    Arnaut vermutete, dies hatte mit der überraschenden Ankündigung zu tun, die seit gestern Abend überall von Herolden verbreitet wurde und in der ganzen Stadt zu Gemunkel und Gerede geführt hatte. Während einige frohlockten, so durften sie es nicht offen zeigen, denn der Großteil des Stadtvolks hatte die Kunde mit eher bösen Vorahnungen aufgenommen und zeigte den Unmut offen. Das wiederum bewegte die Tolosaner dazu, die bewaffneten Streifen in den Gassen und Plätzen zu verstärken.
    »Nichts da mit deinem lächerlichen Verdacht«, spottete Arnaut. »Der Graf von Tolosa bedroht sie nicht, er heiratet sie.«
    »Hab eh nichts von Felipes dummer Geschichte gehalten«, erwiderte Severin missmutig, denn nun war wohl ihr Dienst an der jungen Fürstentochter hinfällig geworden. Was sollte sie noch der Hilfe zweier junger Burschen aus der Corbieras bedürfen, wenn die ganze Macht Tolosas hinter ihr stand?
    Obwohl sie es sich nicht eingestehen wollten, tief enttäuscht waren sie beide, und so war der Abend im
Peis d’Argent
eher wortkarg und trübselig verlaufen. Nicht nur, dass sie auf weitere Ausritte mit ihrer schönen Patronin verzichten mussten, es würde ihnen wohl auch nichts anderes übrigbleiben, als kläglich den Heimweg anzutreten.
    Arnaut, ein wenig angetrunken, hatte sich fast mit einem Tischnachbarn geprügelt, hätte Severin ihn nicht rechtzeitig aus der Schenke gezerrt. Ja, sie waren enttäuscht, sogar in gewisser Weise eifersüchtig, und Severin konnte den Grafen jetzt noch weniger leiden als zuvor.
    »Der Kerl ist doch fast dreimal so alt«, entrüstete er sich auf dem Weg zur Herberge. »Da hört man doch die Knochen knacken. Und dann eine so Junge.«
    Arnaut sagte nichts, zielte stattdessen Steine nach einem streunenden Hund, der jaulend und mit eingezogenem Schwanz in der Dunkelheit verschwand. So waren sie in übelster Laune und mit hängenden Ohren heimgeschlichen.
    Am Morgen, bei gutem Herbstwetter, unternahmen sie einen Ritt durch die flache Lagunenlandschaft, aber auch das hob nicht ihre Stimmung.
    Jori saß auf einer Kiste am Kai, als sie am frühen Nachmittag wieder die Herberge erreichten. »Drinnen wartet ein Bote auf Euch«, sagte er. »Der ist schon ganz ungeduldig.«
    Der Bote entpuppte sich als ein Diener der Menerbas, der vor einem Humpen Bier saß und einem der Schankweiber schöne Augen machte. Beim Anblick der beiden jungen Ritter sprang er auf und beeilte sich, seine Nachricht an den Mann zu bringen.
Senher
Felipe bitte den
Cavalier
Arnaut aufs höflichste, und falls möglich, unverzüglich und vorzugsweise allein, zum Palast der Menerbas zu kommen. Er selbst werde den Weg weisen. Arnaut und Severin sahen sich vielsagend an.
    Nachdem die Pferde versorgt waren, machten sie sich zusammen in Begleitung des Dieners auf den Weg, denn Severin hatte vor, sich während Arnauts Treffen von Jori endlich die Kathedrale zeigen zu lassen.
    Am Wassertor gerieten sie in eine erregte Menschenmenge. Einem Eselskarren und seinem Besitzer, aus welchem Grund auch immer, verweigerten die Tolosaner Torwachen den Zutritt zur Ciutat. Darüber wurde heftiger gestritten, als der Anlass selbst es zu verdienen schien. Ein beredtes Zeichen für die aufgereizte Stimmung in der Stadt.
    Auf dem Marktplatz la Caularia trennten sie sich, und Arnaut ließ sich von Felipes Diener zum
palatz
Menerba geleiten. Der Weg führte durch das Judenviertel. Viele der Männer trugen lange Bärte und weite Gewänder, die bis zu den Knöcheln reichten und sie als

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