Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
stemmte die Hände in die Hüften. „Perfekt“, sagte sie.
Brody schob locker eine Hand unter ihren Ellbogen und wünschte sich, dass sie ihn ansah. Auf keinen Fall wollte er, dass sie vor ihm zurückscheute und erschrak. „Nachdem wir die Regeln nun ausgehandelt haben“, begann er und räusperte sich kurz, „kommen wir zum nächsten Teil.“
Sie hielt seinem Blick stand, und das war ihr hoch anzurechnen, denn es war nicht zu übersehen, dass sie sich am liebsten abgewandt hätte. „Du bist furchtbar hartnäckig“, bemerkte sie sehr leise.
Nie hätte Brody eine Frau – sei es Carolyn oder eine andere – so gern geküsst wie in diesem Moment. Gleichzeitig wusste er, dass es womöglich der größte Fehler seines Lebens wäre, diesem Impuls jetzt nachzugeben.
„Hartnäckig ist noch gelinde ausgedrückt“, erwiderte er, als er glaubte, seiner Stimme wieder trauen zu können. „Dir ist noch nie ein Mann mit größerem Durchhaltevermögen als ich begegnet, abgesehen vielleicht von Conner, und der ist vergeben.“
„Ja“, bekräftigte Carolyn beinahe im Flüsterton und, wie es Brody schien, voll und ganz nur auf seinen Mund konzentriert. Ihre Stimme klang verträumt, beinahe schläfrig. „Conner ist eindeutig vergeben.“
Ob Carolyn womöglich in Conner verknallt gewesen war, bevor er ihre beste Freundin geheiratet hatte? Brody überlegte, ob er vielleicht lediglich als Projektionsfläche so attraktiv für sie war.
Aber das war verrückt. Vor Lisas Anruf in jener schicksalhaften Nacht vor sieben Jahren war Carolyn in ihn verliebt gewesen – oder etwa nicht?
Ich bin’s, der hier vor dir steht, hätte er am liebsten gesagt. Ich bin’s, Brody Creed. Nicht Conner. Brody.
Das sagte er natürlich nicht, obwohl diese Entscheidung nicht seinem gesunden Menschenverstand zuzuschreiben war.
„Was folgt auf die Grundregeln, Brody?“, fragte Carolyn ruhig. „Nach dem Sex-Verzichts-Abkommen und der Freiheit, sich beliebig mit anderen zu treffen, was kommt dann?“
Endlich fand Brody seine Stimme wieder. Er brachte sogar ein ganz passables Lächeln zustande, eines, das vielleicht sogar all die katastrophalen Vorgänge tief in seinem Inneren verbarg.
„Vielleicht“, sagte er, einer urplötzlichen Inspiration gehorchend, „könnten wir zunächst einmal essen und ins Kino gehen?“
10. KAPITEL
E SSEN UND INS KINO.
Mit Carolyn.
Das hörte sich für Brody nach einem guten Neuanfang an. Aber kein Sex ? Habe ich das tatsächlich selbst festgesetzt und völlig den Verstand verloren?
„Essen gehen und Kino“, wiederholte Carolyn nachdenklich und ließ sich seine Einladung gründlich durch den Kopf gehen. Sie sah unverschämt heiß aus, wie sie da stand, wo sich eines Tages sein Wohnzimmer befinden würde. Das geliehene Hemd war ein bisschen zu eng über der Brust und obendrein auch noch etwas zu kurz, sodass bei jeder entsprechenden Bewegung ein verlockendes Stückchen Bauch sichtbar wurde.
Brody war schon im Begriff, diese leidige Kein-Sex-Geschichte neu zu verhandeln, als Carolyn ihm mit einem winzigen Lächeln ihre Entscheidung verkündete.
„Ein biederer Abend, denke ich“, sagte sie und beeilte sich hinzuzufügen: „Solange wir nicht miteinander schlafen müssen, versteht sich.“
Bieder? Betrachtete sie ihn etwa als – bieder?
Brody schluckte. „Versteht sich.“
Doch er dachte: Du und dein loses Mundwerk. Brody Creed, du bist ein ausgemachter Dummkopf.
„Wann?“, fragte Carolyn.
Einen Augenblick stand Brody einfach da, völlig verblüfft von der Frage, so schlicht sie auch war. Dann fragte er: „Morgen Abend? Ich habe Tricia versprochen, heute Abend die Pferde und die beiden Hunde zu versorgen, und es ist sowieso schon ziemlich spät.“
„Morgen Abend passt mir nicht“, sagte sie und schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe andere Pläne. Wie wär’s mit Freitag oder Samstag?“
„Samstag könnte es klappen“, antworte Brody, inzwischenschwer auf der Hut. Carolyn zierte sich vermutlich absichtlich, aber das konnte er genauso gut. Er hatte sich einzig und allein nicht auf den Freitag eingelassen, weil er nicht zu eifrig erscheinen wollte.
„Prima“, sagte sie und schaute sich um. „Sonst noch was?“, fragte sie mit einem eigenartigen kleinen Grinsen. „Was das Haus angeht, meine ich?“
„Ja“, antwortete Brody seltsam erleichtert, obwohl der Samstag seiner Ansicht nach noch eine Ewigkeit entfernt war. Er bot Carolyn die Hand und überließ es ihr, ob sie sie nahm
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