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Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Titel: Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Barbara u Heidtmann Nolte
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Gesetzentwurf einstimmig beschieden haben, ist zwei Tage später, Mittwoch, wenn die Gesetzesvorlage ins Parlament geht, grundsätzlich nichts mehr änderbar.
    Warum treten Unternehmer so auf: aus Arroganz?
    Eher aus Ahnungslosigkeit. Es gibt aber auch andere, die kennen sich gut aus, die wissen, wo sie ansetzen müssen, da müssen sie besonders aufpassen.
    Bis zur Finanzkrise hatte man das Gefühl, die Politik würde von der Wirtschaft vor allem als Hemmnis gesehen.
    Ja, am konfrontativsten waren die Verbandsleute. Die laden einen ständig zu Veranstaltungen ein, denn es gehört zum Selbstverständnis eines Verbandes, dass, wenn er eine Tagung hat, jemand aus der Bundesregierung eine Rede hält. Die sind dann aber frech genug, schon in der Begrüßung jede Höflichkeit fahren zu lassen. Ich habe mich da zum Teil mit Leuten angelegt: Wenn ich als Ehrengast eingeladen bin und werde in der Begrüßung erst mal vollkommen zur Sau gemacht, dass wir zu viele Vorschriften erlassen, Steuern, Gott weiß was.
    Wo passierte Ihnen das?
    Bei den Verbandsvertretern. IHK , Handwerk und so weiter. So sind sie halt. Ich hatte in meinen ersten Jahren im Amt noch das Vergnügen mit Hans-Olaf Henkel. Der ist dann zum Bild -Kolumnisten befördert worden.
    Die fordernde Haltung der Verbände hat Sie wütend gemacht?
    Ja, dieses ewige Lamento immer von Leuten, die ihrerseits nicht bereit sind, auch nur irgendwie dem Staat helfend entgegenzukommen. Vieles, was wir als staatliche Regulierung machen mussten, war ja nichts anderes als die Reaktion auf mangelnde Selbstregulierung und Fehlverhalten der Wirtschaft. Was meinen Sie, was wir jetzt für eine Kapitalmarktregie bekommen! Da kommen ganz neue, bisher ungeahnte Regelwerke hoch. Der Staat greift notgedrungen ein, weil er sich nicht auf Selbstregulierung der Wirtschaft verlassen kann.
    Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich? Fühlen Sie sich heute als Manager, als Politiker oder als Industriepolitiker?
    Als Manager. Doch in der Politik bin ich auch gut zurechtgekommen, ich habe mich einfach an den gesunden Menschenverstand gehalten. Ich habe über 300 Wahlkreisbesuche gemacht. Da bekommen Sie ein gutes Verhältnis zu den Abgeordneten. Wenn einer nett war, bin ich hin. Bei irgendeiner Gelegenheit traf ich mal Frau Merkel. Sie berichtete mir von der Schwierigkeit des Schiffbaus an der Küste und was sie da für Probleme in ihrem Wahlkreis hätte. Da sagte ich: Wissen Sie was, da mache ich mal einen Wahlkreisbesuch bei Ihnen! Sie kuckte mich überrascht an. Ich sagte: Was ist das Problem? Da antwortete sie: »Sie wissen, ich bin in der anderen Partei.« Da hatte ich im Moment gar nicht dran gedacht. Ich sagte: »Muss das stören?« Sie wusste dann aber auch nicht, ob das für sie gut ist. Wir sind jedenfalls nicht dazu gekommen.
    In der Wirtschaft genießen Sie ein hohes Renommee, als Minister nannte Sie die Süddeutsche Zeitung einmal graue Maus.
    Graue Eminenz höre ich lieber.
    Sie blieben jedenfalls eher unscheinbar.
    Man muss nicht überall optisch dabei sein. Hauptsache, es geschieht das, was man will.
    Wirklich? Geht es in der Politik nicht vor allem um mediale Präsenz?
    Nein. Etliche der wichtigen Entscheidungen, jedenfalls war das in der Regierungszeit Schröders so, wurden zwischen zehn Uhr abends und ein Uhr morgens getroffen. Anfangs noch draußen im – wie heißt es: Grunewald? –, wo Schröder so ein amtliches Haus für teuer Geld gemietet hatte. Da war in aller Regel kein Fernsehen dabei. Später saßen wir dann in seiner Miniwohnung im neuen Kanzleramt.
    Man hat den Eindruck, dass Ihnen eine gewisse Lässigkeit sehr wichtig ist. Muss man als Politiker nicht emphatischer, vorgeblich engagierter sein?
    Möglich. Aber das hat mir nicht so sehr gelegen. Das brachte mir dann ja auch, wie gesagt, eine Diskussion mit Herrn Schröder ein, von wegen Wiederwahl. Aber man kommt auch so über die Runden. Schröder ist ja zum Schluss wiedergewählt worden, und ich wage mal die These, dass mein Haus durchaus dazu einen Beitrag geleistet hat. Da kam das Hochwasser, und wir hatten in Windeseile ein sehr voluminöses und in der Ausführung im Detail organisiertes Hilfsprogramm. Einen Satz, der aus dem Wirtschaftsministerium kam, den hat Schröder landauf, landab gesagt: »Es geht nach dem Hochwasser keinem schlechter als vor dem Hochwasser.«
    Letztlich haben Sie die großen energiepolitischen Weichenstellungen der Bundesrepublik mit entschieden: In der Politik, auf Seiten der rot-grünen

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