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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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zusätzlich zu dem üblichen Geschrei und Gewimmer gab es diesmal noch Musik.
    Danach ging es am Fluss Erifel entlang Richtung Äußeres Schloss.
    Als das Heer das Gebiet durchquerte, das einstmals Gramwald genannt worden war und das sich nun als schneebedeckte Ebene mit merkwürdig qualligen Pilzen und bläulichen Krüppelbäumen darstellte, kam es zu Reibereien innerhalb der Dämonenreihen. Prügeleien brachen aus, die schnell blutig und hässlich wurden. Mit eiserner Hand ging der Unteroffizier dazwischen. Am Ende hatte es ein paar Tote gegeben, und ein paar unverbesserlich Aufbrausende wurden rasch abgeurteilt und dem Proviant hinzugefügt.
    Sie erreichten das Äußere Schloss. Hier machten sie eine beunruhigende Entdeckung: Die gesamte Bemannung dieses Schlosses – mehr als einhundert Menschen – hatte Selbstmord begangen, wahrscheinlich mit vergiftetem Essen. Die Leichen waren trotz der konservierenden Winterkälte nicht mehr zu verwerten, weil Fleisch und Blut von Giftstoffen gesättigt waren.
    »Hoffentlich macht das nicht Schule«, sagte einer der großköpfigeren Dämonen besorgt. »Sonst gibt’s bald nicht mehr genug zu fressen in diesem unfreundlich kalten Land.«
    Da es bisher überhaupt nichts zu bekämpfen gegeben hatte, beschloss der Kommandant, die Hafenstadt Ekuerc an der Mündung des Erifel noch mit einzunehmen. Aber auch hier gab es kaum noch etwas zu tun. Marodierende Dämonenbanden der Südküste waren wohl erst vor Kurzem hier durchgekommen und hatten verbrannt und verwüstet, was sie in die Klauen bekommen konnten. Ekuerc existierte nicht mehr. Unter den vielen verkohlten und zu Rümpfen verstümmelten Leichen fand man auch etliche tote Dämonen, die sich entweder überfressen, übersoffen oder in geschlechtlicher Hinsicht übernommen hatten.
    »Wir werden auf dem Rückweg ein echtes Versorgungsproblem bekommen«, sagte der Kommandant mit besorgtem Rüsselgesicht. Das Maßhalten war keine Stärke der Dämonen.
    Man erörterte, ob man Abstecher in die Baronate Neun oder Sieben unternehmen sollte, nach Ulw oder nach Feja, davon ausgehend, dass das nördlichere, 10 000 Mann starke Heer vielleicht langsamer vorangekommen war, oder das östlichere, übereifrige, 5000 Mann starke Heer nicht allzu gewissenhaft vorgegangen sein konnte und womöglich Beute übersehen hatte. Culcah hatte jedoch jegliche Anzeichen von Desertion oder Ungehorsam strengstens untersagt. Der Kommandant mit dem besorgten Rüsselgesicht wollte vermeiden, dass sein Heer zum Auffrischen der Vorräte der übrigen Heere herangezogen würde.
    Also kehrte man landeinwärts zurück. Im Gramwald wurden dann Pilze und bläuliche Krüppelbäume gefressen. Das wiederum löste bei etlichen Dämonen Halluzinationen aus. Sie sahen sich als Geschöpfe des Friedens und begründeten eine Art Religion, die sie Gottes sehnsucht nannten. Achthundert dieser Eiferer wurden getötet und gefressen, aber das Einnehmen ihres kontaminierten Fleisches führte zu weiteren Halluzinationen. Eine neue Welle der weltentrückten Schwärmerei propagierte die Heimkehr in den »warmen Schlund« wie in einen Mutterleib, den kein Dämon je gehabt hatte, alle anderen Lebewesen jedoch schon. Der Kommandant war unter diesen Verrückten. Bevor er sein Heer Richtung Dämonenschlund nach Südosten in die Fahnenflucht führen konnte, wurde er von seinen Stabsoffizieren zuerst ermordet und danach offiziell seinesKommandos enthoben. Weitere fünfhundert Dämonen mussten ausgemerzt werden. So kehrte das Heer mit nur noch 7200 Dämonen nach Orison-Stadt zurück: 1500 waren in zwei Schlössern und der Stadt Ekuerc stationiert worden, 1300 dem Gramwald zum Opfer gefallen.
    Snidralek erlebte den gesamten Feldzug ausgesprochen passiv mit. Er wurde geritten und beladen und ließ sich das alles gefallen.
    Er fragte sich, ob er nun deshalb fortwährend an seine eigene Sterblichkeit denken musste, weil er für kurze Zeit in einem menschlichen Knaben gewohnt hatte. Das Gefühl, dass sein nächster Tod sein endgültiger werden mochte, verließ ihn niemals. Obwohl der Körper der Schlangenkopfechse verhältnismäßig geräumig war, lebte Snidralek dennoch in der Gewissheit, dass es in dieser Leibeshülle kein Versteck mehr gab, das nicht von einer hasserfüllten Klinge aufgespürt werden konnte.
    Er kostete weder von den Pilzen des Gramwaldes noch von den Dämonen, die von den Pilzen gekostet hatten. Aber er fragte sich mit jedem weiteren Schritt seiner vier Beine intensiver, ob

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