Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
bekommst du mit. Den schickst du als Melder zu uns, sobald die Verfolgungsjagd losgeht. Danach besteht deine Pflicht nur noch darin, entweder schnell zu uns zu stoßen, oder den Feind so lange hinzuhalten, bis wir kommen, um ihm den Rest zu geben.«
Der Beraterdämon hatte sich deutlich ins Bleiche verfärbt, aber er nickte tapfer und akzeptierte sein neues Kommando, das ihn immerhin kurzzeitig zum Herren über 2000 Dämonen machte.
Der Rennspinnenreiter erstattete Dirgraz Bericht.
»Endlich tauchen freie Kräfte auf«, lächelte der erfahrene Hauptmann. »Sie haben von unseren Überfällen erfahren und wollen uns den Weg abschneiden. Wohlan! Geben wir den Rekamelkish weitere Dämonenherzen zu fressen!«
Die 2. Division bewegte sich ungerührt weiter zurück nach Norden.
Marna Benesand spürte, wie ihr Unterleib schwerer und ihr Kopf gleichzeitig leichter wurde.
Eine Schlacht stand bevor, entsetzlicher womöglich als alle anderen Schlachten, die sie in diesem Krieg bereits gesehen hatte. Sie war dabei gewesen, als Hugart Belischells großartiges Heer von den Dämonen zerpflückt worden war wie ein Obstkorb. Sie war dabei gewesenbeim Fall der Hauptstadt. Sie war dabei gewesen, als die Flüchtlinge sich mit Müh und Not im Schatten der Berge gegen das 10 000 Mann starke Heer des roten Hundes zur Wehr gesetzt hatten.
Nun also die Dämonen gegen die Rekamelkishreiter. Das hatte es noch nie zuvor gegeben.
Sollte sie diese Schlacht benutzen, um den von ihr heiß ersehnten militärischen Geniestreich zu vollbringen? Aber wer würde hinterher davon künden?
Nein, es war besser, sich diesmal noch zurückzuhalten und den Geniestreich unter den Augen der Königin zu vollbringen.
Damit das gebrochene Bein der Krone, an dem Marna ja nicht ganz unschuldig war, endlich – auch in Marnas Innerem – abheilen konnte.
Die 2000 Dämonen des bleichen Beraters folgten der Fährte des Rennspinnenreiters. Ringsum regierte das gleichmachende Weiß. Keiner von ihnen hatte in Freiheit je etwas anderes als Regen oder den Winter gesehen. Jedem von ihnen war mulmig, weil sie den Gegner nicht kannten. Weder seine Zahl, noch seine Beschaffenheit. Die Spuren des Überfalltrupps hatten lediglich von einer großen Anzahl gekündet, mehrere Tausend Wesen mit seltsamen Füßen. Aber wie viele Tausend? Es gab keine Anhaltspunkte.
Dann kam der Feind in Sicht. Etwas, das aussah wie Bodennebel, hing über der Senke, aber es handelte sich wohl eher um hochgewirbelten Schneestaub.
Zuerst dachte der Berater, die Aufgabe sei bewältigbar. 7000 eigentümliche Insekten. 2000 zu allem entschlossene Dämonen sollten mit denen doch fertig werdenkönnen! Doch dann begriff er, dass er es eigentlich mit 14 000 Gegnern zu tun hatte: mit 7000 kampfesgierigen Panzertieren und ihren 7000 schwer gerüsteten Reitern.
Zum Wenden und Flüchten war es zu spät. Die Insekten waren ohnehin schneller und wahrscheinlich auch ausdauernder als wintermüde Dämonen zu Fuß. Der Berater ließ seinen Pferdemelder nach Norden lospreschen, um Baebin zu informieren. Dann befahl er – als letzte Tat seines kurzen Lebens in Freiheit – den Angriff.
Zum ersten Mal prallten frei bewegliche Dämonen auf Coldriner.
Die Schlacht war nur von kurzer Dauer, die zahlenmäßige Überlegenheit der Coldriner einfach zu deutlich. Dennoch gelang es einigen Dämonen, ihre Feinde durch besondere Fähigkeiten wie Feuerkotzen, Körperprojektile verschießen, Zellteilung, Waffenwucherung, gegenseitiges Werfen und komplette Selbstsprengung zu überraschen. Mehr als 500 Coldriner fanden den Tod, mehr als 200 Reitinsekten konnten nach dem Gefecht nicht mehr aufstehen. Kein Einziger der 2000 Dämonen überlebte.
Nichtsdestotrotz zeigte sich Hauptmann Dirgraz beeindruckt von der Opferbereitschaft seiner Gegner. »Wer auch immer bei diesen Dämonen das Kommando führt«, sagte er einem Jungen, der Dämonenreste von seiner Rüstung wischte, »hat seine Leute fest im Griff. Keiner desertiert, selbst nicht angesichts einer Übermacht. Dennoch: Die Dämonen werden deutlich mehr ins Feld führen müssen, wenn sie uns ernsthaft zu bedrängen hoffen.«
Die 2. Division folgte der Fährte des Pferdemelders, weil diese Spur in die gewünschte Richtung führte.
Die Töchter Benesands verstanden nicht, was die Coldriner in ihrer fremden Sprache untereinander beredeten. Aber sie hatten sich ohnehin aus dem kurzen Gemetzel weitestgehend herausgehalten.
»Sollen sie sich doch ruhig gegenseitig
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