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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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der ein Oktopus sein müsste, um all die Bestellungen zu bewältigen, wirft Marino ein feuchtes Handtuch zu. Nachdem der den Tisch abgewischt hat, schmeißt er es zurück und trifft dabei fast eine alte Frau am Kopf. Sie trinkt weiter ihren Weißwein, ohne es zu bemerken. Marino beginnt, die Zeitschrift durchzublättern. Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät, sich seine männlichen Attribute zurückzuerobern und Muskeln zu züchten, die er spielen lassen kann wie ein Pfau, der den Fächer ausbreitet. Als Junge in New Jersey hielt er sich durch Klimmzüge, Liegestützen und mit dem Stemmen von aus Betonsteinen und Mopp- oder Besenstielen gebastelten Gewichten in Form. Er hob die Hecks von Autos an, um seinen Rücken und Bizeps zu stählen, machte mit einem Wäschesack voller Ziegelsteine in der Hand Kniebeugen und rannte damit Treppen rauf und runter. Er boxte gegen die Wäsche an der Leine, und zwar immer an windigen Tagen, wenn die Wäsche sich auch wehrte.
    »Peter Rocco! Hör auf, auf die Wäsche einzuschlagen! Wenn du sie wieder schmutzig machst, musst du sie waschen!«
    Seine Mutter war verschwommen hinter der Fliegentür zu sehen, wo sie, die Hände in die Hüften gestemmt, stand und sich um einen strengen Ton bemühte, während der kräftige rechte Haken ihres Sohnes ein nasses Unterhemd seines Vaters von den hölzernen Wäscheklammern riss, sodass es in den nächstbesten Busch segelte. Als Marino älter wurde, wickelte er sich Lumpen um die Fäuste und bearbeitete eine alte Matratze, die er im Kriechkeller unter dem Haus aufbewahrte, mit heftigen Schlägen. Wenn es möglich wäre, eine alte Matratze umzubringen, wäre diese sicher schon tausend Tode gestorben, angelehnt an die Veranda, bis der Bezug schließlich riss und der alterstrockene Schaumgummi bei jedem Hieb in alle Richtungen stob. Marino durchstöberte die Sperrmüllhaufen in der Nachbarschaft nach alten Matratzen und bekämpfte seine fleckigen, gleichmütigen Gegner, als hasse er sie wegen einer unverzeihlichen Schmach, die sie ihm angetan hatten.
    »Wen willst du denn ermorden, Junge?«, fragte seine Mutter ihn eines Nachmittags, als er, schweißtriefend und zittrig vor Erschöpfung, den Kühlschrank aufriss, um sich das Eiswasser zu nehmen, das sie stets dort aufbewahrte. »Trink nicht aus der Flasche. Wie oft soll ich dir das noch sagen? Weißt du, was Bazillen sind? Das sind kleine, hässliche Käfer, die aus deinem Mund direkt in die Flasche kriechen. Dass man sie nicht sehen kann, heißt noch lange nicht, dass sie nicht da sind. Und diese Bazillen sorgen dafür, dass du und alle anderen Grippe und Kinderlähmung kriegen, und dann landest du in der eisernen Lunge und...«
    »Dad trinkt auch aus der Flasche.«
    »Tja.«
    »Was heißt tja, Mom?«
    »Er ist der Mann im Haus.«
    »Als ob das eine Rolle spielen würde. Offenbar kommen bei ihm keine kleinen hässlichen Käfer aus dem Mund, weil er der Mann im Haus ist. Und wahrscheinlich ist es ihm auch scheißegal, wer von uns in der eisernen Lunge landet.«
    »Wen bekämpfst du, wenn du da draußen auf die Matratze einschlägst? Du hast nichts als Prügeln im Kopf.«
    Marino bestellt sich noch ein Bier und tröstet sich mit dem Gedanken, dass die männlichen Models in der Fitnesszeitschrift keine Kämpfer sind, weil sie die Beweglichkeit von Steinen haben. Sie tänzeln nicht hin und her und boxen, sondern tun nichts weiter als Gewichte heben, für Fotos posieren und sich mit Steroiden vergiften. Dennoch hätte Marino nichts gegen einen Bauch, der aussieht wie die Wellen auf einer Skipiste. Und er würde alles für Haare geben, die auf seinen Kopf heimkehren, anstatt weiterhin gnadenlos auf andere Körperteile auszuweichen. Während er raucht und trinkt, dringen aus dem großen Fernseher die Geräusche eines aufschlagenden Basketballs, quietschender Turnschuhe und jubelnder Zuschauer. Nachdem er lautstark ein paar Seiten seiner Zeitschrift weitergeblättert hat, stößt er auf Werbung für Aphrodisiaka und Erektionshilfen und auf Anzeigen für Nudistenpartys und Nacktvolleyball.
    Als er die haarlosen Hünen in ihren Tangas und Netzhöschen auf der Mittelseite sieht, klappt er die Zeitschrift zu. Ein Geschäftsmann am Nebentisch steht auf und setzt sich ans andere Ende der Bar. Marino trinkt in Ruhe aus, steht auf und streckt sich gähnend. Die Gäste in der Bar beobachten ihn, als er auf den Geschäftsmann zugeht und die Zeitschrift auf dessen Wall Street Journal fallen lässt.
    »Ruf mich an«,

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