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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Ärger, aber ich konnte auch so etwas wie Bedauern in seinem Blick erkennen.
    »Steig ein«, sagte er. Die Hintertür schwang auf.
    Ich starre auf die geöffnete Tür. Ich komme wieder auf die Beine. Ich werfe einen Blick zurück zur Böschung, auf die gewalttätige Menge aus Demonstranten und Polizisten. Ich blicke wieder zum BMW. Das Wurmloch wartet irgendwo dahinten.Ein wütendes Hupkonzert wird laut, Leute schreien mir zu, mich endlich in Bewegung zu setzen.
    Ich gehe auf den BMW und dessen geöffnete Tür zu. Ich weiß, es ist abgrundtief falsch. Moralisch. Ideologisch. Ja, das glaube ich wirklich. Aber was bleibt mir denn anderes übrig?

Auf ein Neues
    Ich heiße David Lanson und habe siebenundzwanzig Jahre für die Metropolitan Police, die Polizei von Greater London, gearbeitet. Als unsere Abteilung den Jenson-Fall übernahm, hatte ich es bis zum Kriminalhauptkommissar gebracht und leitete ein eigenes Team.
    Keine schlechte Laufbahn, werden Sie sagen. Ja, von außen betrachtet hätte man mich für einen dieser typischen Aufsteiger im Staatsdienst halten können, der nun die verbleibenden Jahre bis zur Pensionierung gemütlich über die Runden brachte. Aber da irren Sie sich; ich hatte auf meine alten Tage begonnen, diesen Job leidenschaftlich zu hassen. Als ich bei der Kriminalpolizei anfing, haben wir noch Verbrecher gejagt. Aber zu dem Zeitpunkt, da der Jenson-Fall auf meinem Tisch landete, war ich nurmehr damit beschäftigt, Formulare für die Risikobewertung auszufüllen. Das ist kein Witz; der ganze Papierkram hatte mittlerweile lächerliche Ausmaße angenommen. Fette Beute für die Anwälte, aber wir wurden wegen der jämmerlichen Aufklärungsraten von der Presse attackiert, und auch von den Politikern dafür, dass wir ihre blöden Zielvorgaben nicht erreichten. Kein Wunder, dass das Vertrauen der Öffentlichkeit, was unsere Ermittlungsbemühungen anbetraf, auf einem Tiefstand angekommen war. Das Einzige, was wir in den Augen der Menschen noch taten, war, Kriminalstatistiken aufgrund von Versicherungsansprüchen weiterzureichen.
    Vermutlich klingt das alles in Ihren Augen ein wenig verbittert, aber das ist wohl das Schicksal eines jeden alten Mannes, der in einem sich ständig verändernden Job feststeckt. Der Punkt ist aber, dass ich mich, auch wenn ich in diesem bürokratischenMist fast erstickte, immer noch für einen guten Polizisten hielt. Das zeigte sich zum Beispiel immer dann, wenn Verdächtige logen.
    In den zurückliegenden siebenundzwanzig Jahren hatte ich mir wirklich schon alles anhören müssen. Und wenn ich »alles« sage, dann meine ich auch »alles«: Da waren die Verzweifelten, die einen Fehler gemacht hatten und zu ihrer Verteidigung nun den größten Quatsch behaupteten; die verrückten Genies, die in ihrer eigenen kleinen Welt lebten und das, was sie einem auftischten, wirklich glaubten; Betrunkene und Bekiffte, die einen möglichst nüchternen Eindruck zu vermitteln suchten; Loser mit kläglichen Ausflüchten und nicht zuletzt die wirklich Gestörten, die so unsagbar kalt und dabei so unsagbar höflich waren, dass es einen schauderte. Wenn man sich tagein, tagaus derartige Geschichten anhören muss, dann lernt man die Lüge von der Wahrheit zu unterscheiden.
    Wie auch immer. Wir erhielten einen Anruf von Marcus Orthews Anwalt, der uns mitteilte, dass der Sicherheitsdienst einen Eindringling im Richmond Forschungszentrum geschnappt hätte. Und man ließ uns wissen, dass »die Situation« einer gründlichen Untersuchung bedürfe. Das war 2007.
    Zu jener Zeit war Orthew einer der mächtigsten Medien- und Computermogule, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Wenig später sollte ich feststellen, wie weit sein geschäftlicher und technologischer Einfluss wirklich reichte. Seine größte Computerfirma, Orthanics, hatte gerade mit der Produktion von Halbleiterblöcken begonnen, die der Hardware der Konkurrenz um Generationen voraus waren. Die Maschinen besaßen weder Festplatte noch andere Einzelkomponenten; die ganze Technik befand sich in einem einzigen Hyperprozessor und steckte damit jeden PC oder Mac in die Tasche. Orthew war seiner Zeit schon immer voraus gewesen; es waren seine Heimcomputer gewesen, die dem Sinclair Anfang der 1980er das Genick gebrochen hatten. Praktisch jeder in meiner Generation hatte sich seinerzeit einen Orthanics als ersten PC zugelegt.
    Was den Einbruch betraf, so fand ich es etwas seltsam, dass der Anwalt mich anstelle des firmeneigenen

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