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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Detective Drake war nirgendwo zu sehen. Vermutlich hatte die X-Division ihren Sitz in der oberen Etage.
    Vor dem Tresen blieb Alessa stehen und wartete, bis die Frau ihr Gespräch beendete und sie mit hochgezogener Augenbraue, die wohl ein »Was kann ich für Sie tun?« ersetzen sollte, ansah.
    »Ich möchte bitte mit Detective Drake sprechen.«
    Die hochgezogene Augenbraue der Blondine wanderte nach unten. Sie war weit jünger, als ihre Frisur vermuten ließ – und auch jünger, als jemand sein sollte, der eine Dienstwaffe führen durfte. »Mit wem?«
    »Logan Drake von der X-Division.«
    »Gibt es hier nicht«, war die wenig freundliche Antwort.
    Alessa schüttelte den Kopf. »Das muss ein Irrtum sein. Können Sie bitte in Ihren Computer sehen?«
    Die Frau setzte zu einer Antwort an, als ein Mann in einem makellos sitzenden Anzug die Treppen herunterkam und an der Seite des Tresens stehen blieb, wo er etwas in eine aufliegende Liste schrieb. Bei seinem Anblick setzte die Blondine ein strahlendes Lächeln auf, das er mit einem Nicken quittierte, ehe er seinen Blick wieder auf die Liste richtete.
    Die Blonde wandte sich wieder an Alessa. »Hören Sie, Süße«, ihr Tonfall genügte, um in Alessa den Wunsch zu wecken, sie zu packen und zu schütteln oder ihr zumindest zu sagen, dass sie niemandes Süße war, doch sie ließ die Polizistin kommentarlos fortfahren. »Ich kenne jeden unserer Jungs, die hier ein- und ausgehen, und ich sage Ihnen, es gibt hier keinen Detective Decker.«
    »Drake.«
    »Den auch nicht.«
    »Doch, Amanda, es gibt ihn«, mischte sich der Mann nun ein. Als die Polizistin die Stirn runzelte, fügte er hinzu: »Drake wurde mir vom Chief Superintendent zur Unterstützung zugeteilt.« Er legte das Klemmbrett auf den Empfangstisch zurück und wandte sich Alessa zu. »Ich bin Detective Inspector Morgan Cassidy.«
    Er hielt Alessa die Hand zur Begrüßung hin. Sie hatte ihre Handschuhe zu Hause vergessen, und nach dem, was gestern geschehen war, als sie Drake berührt hatte, stand ihr nicht der Sinn danach, dem Mann die Hand zu schütteln. Trotzdem wagte sie nicht, zu zögern. Sie ergriff die dargebotene Hand und erwiderte den festen Druck des Detective Inspectors. Zu ihrer Erleichterung geschah nichts – so hätte es auch gestern bei Drake sein sollen.
    Er führte Alessa ein Stück vom Tresen fort, an die Seite des Foyers. »Drake ist heute nicht im Haus. Vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    Sie war versucht ihm zu sagen, dass sie den Detective persönlich sprechen wollte – und nur ihn, doch ihr war das Stirnrunzeln der Polizistin am Empfang nicht entgangen, als er ihr eröffnet hatte, dass Drake neu war. Diese Frau schien wirklich jeden zu kennen, der hier arbeitete – und von einem Detective Drake hatte sie sichtlich noch nie etwas gehört.
    Erst die spartanisch beschriftete Visitenkarte, dann die Polizistin, die ihn nicht kannte. Drake hatte gesagt, er würde oft undercover arbeiten, aber Alessa wollte nicht so recht glauben, dass das der Grund war. Hatte sich dieser Cassidy nicht ein wenig zu schnell in das Gespräch eingeschaltet? Abgesehen davon hatte Drake ihr den Parka samt Inhalt zurückgebracht. Beweismittel, die eigentlich in einer Asservatenkammer oder bei der Spurensicherung liegen sollten, aber ganz sicher nicht bei ihr.
    Vielleicht war sie zu misstrauisch, doch dieses Misstrauen war es gewesen, das sie während der letzten Jahre am Leben gehalten hatte. Sie würde den Teufel tun und jetzt nicht auf ihr Gefühl vertrauen, das ihr entgegenschrie, dass Logan Drake kein Polizist war.
    »Miss?« Die durchdringenden blauen Augen des Detective Inspectors ruhten auf ihr. »Ist alles in Ordnung? Sie sind sehr blass. Wollen Sie sich setzen?« Er deutete auf eine Bank in ihrem Rücken.
    Alessa schüttelte den Kopf. »Nicht nötig, danke.«
    »Nun, wie kann ich Ihnen dann helfen?«
    In Luft auflösen wäre ein Anfang. »Oh, nichts Wichtiges. Ich wollte mich nur erkundigen, ob es Neuigkeiten im Mord an Professor Sparks gibt.«
    Er runzelte die Stirn. »Sind Sie von der Presse?«
    »Ich bin die Zeugin.«
    »Zeugin?«
    Mehr Anzeichen, dass hier etwas nicht stimmte, konnte es wohl kaum geben. Alessa verfluchte sich dafür, nicht den Mund gehalten zu haben. »Vielleicht haben Sie ja Detective Drakes Bericht nicht gesehen. Wissen Sie was, ich habe seine Karte. Ich rufe ihn einfach später an. Vielen Dank.«
    Ehe er noch etwas sagen konnte, machte Alessa kehrt und verließ das Revier. Es

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