Die Datenfresser
hinausposaunen – in der Hoffnung, daß diese auch mitmachen. Nach einer eher spielerischen Anfangsphase werden nun von Werbekunden bezahlte Abzeichen und Punkte vergeben, die darauf abzielen, Foursquare-Nutzer zum Besuch von Orten zu veranlassen, etwa einer Ladenkette oder einer Freizeiteinrichtung.
Foursquare ist nur eine von mehr als 250 000 Anwendungen, die an dem beliebten Kurznachrichtendienst Twitter andocken. Alle nur denkbaren Services, Spielereien oder Bedienungshilfen werden dabei angeboten. Typischerweise wird dafür eine Schnittstelle verwendet, die Twitter bereitstellt, um Dritten die Möglichkeit zu geben, den Mehrwert für den Nutzer mit ihrer Idee zu erhöhen. Bei Foursquare ist das eben die Ermittlung der geographischen Position und dessen spielerischer Einsatz.
Gute Ideen, die auch noch kommerziellen Erfolg versprechen, haben stets Nachahmer. Getrieben vom großen Anfangserfolg von Foursquare haben auch Twitter und Facebook eine lokationsbasierte Erweiterung ihrer Dienste entwickelt. Facebook taufte sie auf den Namen Places. Places greift einige Elemente von Foursquare auf, insbesondere das »Check-in« an einem Ort, nutzt aber darüber hinaus das bereits vorhandene soziale Netz seiner Nutzer als Motor des Wachstums. Während Foursquare erst noch um Mitglieder buhlen muß, kann Facebook einfach seine Hunderte Millionen Nutzer dazu animieren, ihren Freunden auch noch ihre genaue Position mitzuteilen und damit für Werbekunden nutzbar zu machen.
Da eine der häufigsten Fragen in der Kommunikation zwischen Nutzern »Wo bist du denn gerade?« ist, lag es nahe, dafür zu sorgen, daß die Antwort zum einen möglichst häufig und zum anderen in einer für den Anbieter verwertbaren, also systematisierten Form erfolgt. In der Tat erleichtert das Wissen darum, wo sich der Kommunikationspartner gerade befindet, auch menschliche Interaktion. Für viele Benutzer ist der Mehrwert offensichtlich, sei es bei Verabredungen, Zeitzonenwechseln oder Flirts.
Wenn der Facebook-Nutzer an einem Ort eincheckt, um seinen Freunden mitzuteilen, daß er jetzt dort anzutreffen ist, und um gleichzeitig benachrichtigt zu werden, sobald jemand, den er kennt, dort ebenfalls eincheckt, ist diese Information algorithmisch leicht verwertbar. Sie kann nun an einen Werbekunden verkauft werden oder voreingestellte Aktivitäten, wie etwa das Angebot eines Rabattcodes, automatisch auslösen. Wenn auch noch – wie bei Facebook Places – Freunde mit »eingecheckt« werden können, steigt der Wert der Ortsinformation nochmals.
Das Check-in-Prinzip dient also auch dazu, die Verwertbarkeit der Informationen zu steigern. Der reine geographische Aufenthaltsort,
also die Geokoordinaten, wie sie das Telefon aus dem Satellitensystem GPS und dem Mobiltelefonnetz ermittelt, ist oft noch nicht eindeutig genug einem Café, Club oder Schuhladen zuzuweisen. Gerade sich häufig verändernde Infrastrukturen sowie Anzahl und Länge der Aufenthalte dort können präziser erfaßt werden, wenn der Nutzer den Ortsnamen per »Check-in« eigenhändig bestätigt. Eine vollständig automatisierte Zuordnung einer Position zum namentlichen Ort allein auf der Basis der im Telefon verfügbaren Daten könnte sonst zu interessanten Fehlern führen. Statt in »Samuels Steakhaus« könnte das System den Nutzer direkt nebenan im »Hard Steel & Leather Club« verorten.
Der Akt des Eincheckens gibt dem Nutzer ein gewisses Maß an gefühlter Kontrolle über die Herausgabe der Information, wo er sich gerade befindet. Er ist dann eher bereit, Werbung, die für den Ort geschaltet wird, positiv aufzunehmen. Einige Anbieter planen schon einen automatischen Check-in. Sobald die Technologie es erlaubt und keine gesetzlichen Einschränkungen vorliegen, kommt die nächste Stufe der Standorterfassung. Es ist wohl absehbar, daß alle geographischen Dienste früher oder später einen solchen »Auto-Check-in« anbieten werden, also die automatische Übertragung der Ortsinformation.
Die Intensität der Nutzung und der Check-ins nimmt nach bisherigen Erfahrungen nach wenigen Wochen gewöhnlich ab. Das ständige Fummeln am Telefon, um am jeweiligen Aufenthaltsort einzuchecken, erweist sich schnell als lästig. Interessanterweise greift auch hier wieder das Modell, nach dem die Mitglieder den Service durch ihre Nutzung verbessern. Wenn das System die numerische Geo-Position bei den manuellen Check-ins für einen Ort Hunderte oder Tausende Male gespeichert hat, läßt sich die
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