Die Diener des Boesen
bestimmt irgendwelche Schoner getragen. Ich bin sicher, dass sie mit derartigen Zwischenfällen gerechnet haben.«
Trompeten schmetterten, als die Reiter in die vier Ecken der Arena preschten, dann einen Kreis bildeten und losgaloppierten.
»Jetzt weiß ich, was die Leute, die bei der Medieval Times arbeiten, in ihrem Urlaub machen«, sagte Xander. »Oder diese Ritterfritzen sind in Wirklichkeit Cowboys, die gerade nichts Besseres zu tun haben.«
Die Reiter stellten sich in zwei Reihen auf. Wieder schmetterten die Trompeten, und ein Ritter in einer silbern funkelnden Rüstung und mit einer goldenen Krone auf dem Helm trottete in die Arena. Er war von Jungen und Mädchen auf Ponys umgeben, die Rosenblüten in die Luft warfen.
Die Trompeten verklangen. Dann gingen Männer in blauroten Hemden und Strumpfhosen vor jedem Tribünenblock der Arena auf und ab und forderten die Zuschauer mit schwungvollen Armbewegungen auf, in den Ruf »Lang lebe der König!« einzustimmen.
»Lang lebe der König!«, schrie Xander. »Elvis, wir lieben dich!«
Auf dem Feld wurde König Richard von seinen Höflingen zu der Bühne auf der anderen Seite der Arena geführt. Dort angekommen drehte sich Richard Löwenherz langsam im Sattel und blickte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.
Ein Esel steckte den Kopf aus dem Tor und musterte die Menge. Dann trottete er zögernd in die Arena.
Auf ihm saß ein vielleicht sechzehn- oder siebzehnjähriger Junge, der ein aus rotblauen Flicken zusammengenähtes Narrenkleid und eine bimmelnde Schellenkappe trug.
Buffy hielt den Atem an. Es war der Junge, der ihr und Cordelia nachspioniert hatte. Nun, vielleicht nicht direkt nachspioniert.
Der kleine Esel wurde schneller, um dann abrupt anzuhalten, den Kopf zu senken und die Hinterläufe in die Höhe zu werfen. Der Junge, der damit nicht gerechnet zu haben schien, segelte über den Kopf des Esels hinweg und landete unsanft im Dreck.
Die Menge johlte vor Vergnügen. Eine Salve aus Tomaten und verfaultem Obst prasselte auf ihn ein.
Buffy fühlte sich ganz krank. Sie sah Willow an, die den Kopf schüttelte und ein angewidertes Gesicht machte. Ihr gefiel es auch nicht. Ebenso wenig Oz. Cordelia war mit ihrer Einkaufstasche beschäftigt und bekam scheinbar nichts mit. Xander aber senkte langsam seinen Limonadenbecher in den Schoß und schnitt eine Grimasse.
Der Narr stand auf und humpelte langsam zur Bühne, wo die Reiter abstiegen und auf die Plattform kletterten. Jeder Ritter stellte sich vor einen der lehnenlosen Stühle. Alle verbeugten sich, als König Richard zu ihnen stieß.
»Wo ist Roland, mein nichtsnutziger Narr?«, rief Richard.
»Wohlan, mein König, ich komme«, antwortete der Narr ehrerbietig.
»Du Schurke! Du Tölpel!«, schleuderte ihm der König entgegen.
Roland war zu klein, um auf die Bühne zu klettern. Er versuchte, ein Bein auf das Podest zu schwingen, aber ohne Erfolg. Als die Zuschauer lachten, probierte er es erneut.
»Ich warne dich. Komm jetzt herauf, oder der Stock wartet auf dich!«, drohte Richard.
»Der Stock?«, fragte Buffy Angel.
»Das Holzgestell, in dem der Mann auf dem Karren gesteckt hat«, erklärte Angel und rieb sich das Genick. »Äußerst schmerzhaft.«
Buffys Augen wurden groß. »Du?«
»Öffentliche Trunkenheit«, gab er verlegen zu.
»Da wir gerade davon reden - wo ist mein Wächter?«, fragte Buffy und sah sich um.
Um Giles und seinen Begleiter wogte das Fest. Kreischend vor Vergnügen flitzten Kinder in Peter Pan-Kostümen und mit Blumenkopfschmuck zwischen den Beinen der Erwachsenen hin und her. Wohlproportionierte junge Frauen in einer Art Barbaren-Out-fit - Kettenhemd-Bikinioberteile und Pelzsarongs - flanierten vorbei. Jemand spielte Blockflöte. Ein anderer Harfe. Aus der Ferne drang der rhythmische Jingle der Morris-Tänzerinnen. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er in Giles vielleicht ein wenig Heimweh ausgelöst.
Aber nicht jetzt. Im Moment bekam Giles von dem Pandämonium um sie herum kaum etwas mit. Während Jamie Anderson an seiner Seite schwankte und torkelte, fragte sich Giles, wie es wohl sein mochte, ein Kind zu verlieren. Schlimmer noch, dieses Kind zu verlieren, weil es von zu Hause ausgerissen war, und dann weiterzuleben, ohne je zu erfahren, ob das Kind auf der Straße überlebt hatte oder einsam gestorben war.
Giles hatte zwar keine Kinder, aber er glaubte, eine Ahnung davon zu haben, welche Qualen Jamie durchlitt. Auf gewisse Weise war er sogar froh, den
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