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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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vielleicht hatte er einfach getippt, dass jede Frau ihre Limo lieber zuckerfrei trinkt, was echt sexistisch gewesen wäre, selbst wenn er in den meisten Fällen richtig gelegen hätte.
    Ich war ins Bett gefallen, statt erst zu packen, womit mein Plan von einem frühen Aufbruch ans Meer gestorben war. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte, weil ich sowieso kein Auto hatte. Dafür konnte jede Minute jemand – zum Beispiel Wyatt – mit meinem Wagen auftauchen, weshalb ich sofort aus dem Bett sprang und unter die Dusche hüpfte. Schon nach wenigen Minuten hüpfte ich wieder hinaus, weil ich dermaßen Hunger hatte dass mir schon fast übel war. Irgendwie schien ich gestern Abend nicht zum Essen gekommen zu sein.
    Ja, ja, ich weiß, es war albern, sich darüber zu beschweren, wo die arme Nicole nie wieder essen würde. Zu blöd. Nicole war tot und ich war am Leben, und ich konnte sie nicht besser leiden als zuvor, nur weil sie jetzt tot war.
    Im Gegenteil, sie war indirekt schuld daran, dass das Great Bods auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben würde. Wenn diese blöde Kuh mir nicht auf dem Parkplatz aufgelauert hätte, um weiß Gott was mit mir anzustellen, dann wäre sie auch nicht auf meinem Grundstück umgebracht worden. Wenn ich diesen logischen Gedanken zu Ende dachte, dann war es auch Nicoles Schuld, dass mich Wyatt Bloodsworth wieder heimgesucht hatte.
    Gestern Abend hatte mir Nicole noch Leid getan. Heute konnte ich klarer denken, und inzwischen hatte ich den Eindruck, als sähe es ihr ähnlich, dass sie mir selbst im Tod noch Ärger machte.
    Ich setzte Kaffee auf, holte mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank, weil das am schnellsten ging, und verschlang ihn, während ich zwei Scheiben Vollkorntoast in den Toaster steckte und eine Banane schälte. Ein Sandwich mit Erdnussbutter, Honig und Banane, dazu zwei Tassen Kaffee – danach war ich schon deutlich glücklicher. Manchmal begnüge ich mich mit einem Apfel oder so zum Mittagessen, wenn ich im Great Bods unter Stress stehe, aber wenn ich Zeit zum Hinsetzen habe, dann will ich auch essen.
    Nachdem ich nicht mehr befürchten musste, vor Hunger zusammenzubrechen, holte ich die Zeitung ins Haus und versuchte über einer weiteren Tasse Kaffee zu verdauen, wie die Presse Nicoles Tod darstellte. Der Artikel stand auf der ersten Seite, untere Hälfte, und war mit einem Foto illustriert, auf dem Wyatt mich aus dem Great Bods zu seinem Auto schleifte. Er sah groß und grimmig aus, und ich sah echt gut in Form aus, vor allem weil das rosa Tank-Top meinen muskulösen Bauch frei ließ. Ich habe zwar keinen Waschbrettbauch, aber ich stehe bei Frauen nicht so auf Muskeln, darum war ich sehr zufrieden mit mir. Ich dachte noch, dass das Bild von meinem Bauch eine Superwerbung für das Great Bods sein musste, als ich die Unterschrift las: »Lieutenant J. W. Bloodsworth führt die Zeugin Blair Mallory vom Tatort weg. «
    »Führt« , leck mich am Arsch. Schleift hätte es besser getroffen. Und warum mussten sie meinen Namen gleich unter dem Riesenfarbfoto auf Seite eins nennen? Hätte ihn der Reporter nicht irgendwo unauffällig im letzten Absatz des Artikels unterbringen können?
    Ich las den ganzen Artikel und entdeckte nirgendwo einen Verweis auf Wyatts offizielle Erklärung, es habe Zeugen – Plural! – gegeben. Nur eine einzige Zeugin wurde erwähnt – und das war ich. Wahrscheinlich war die Zeitung schon im Druck gewesen, als er die Erklärung abgegeben hatte. Wahrscheinlich würde es morgen noch mal einen Artikel geben, aber der Schaden war, so fürchtete ich, kaum wieder gutzumachen.
    Als hätte es nur auf sein Stichwort gewartet, begann das Telefon zu klingeln. Ich warf einen Blick auf die Anruferanzeige im Display und las den Namen unserer Zeitung. Weil ich auf gar keinen Fall mit einem Reporter sprechen wollte, überließ ich den Anruf meinem Anrufbeantworter.
    O ja, es sah ganz so aus, als wäre dies ein wunderbarer Tag, um aus der Stadt zu fliehen.
    Ich stürmte nach oben, fönte meine Haare und zog dann eine rosa Caprihose, ein weißes Top und ein Paar supersüße Flipflops mit kleinen rosa und gelben Muscheln auf den Riemen an. Ist das ein heißes Strandoutfit oder was? Ich putzte meine Zähne, massierte Feuchtigkeitscreme in meine Wangen, trug Mascara auf und rundete mein Make-up für den Fall der Fälle mit einem Tupfer Rouge und etwas Lipgloss ab. Für welchen Fall eigentlich? Für den Fall, dass Wyatt den Wagen brachte natürlich. Dass ich

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