Die Doppelgaengerin
aber für mich behielt. Offenbar las er sie von meinem Gesicht ab, denn er schüttelte den Kopf. »Es ist verlockend, aber ich würde dich auf keinen Fall den ganzen Tag allein lassen.«
»Also geht es wieder zu deiner Mutter, stimmt’s?«
»Leider ja. Ich habe sie schon angerufen.«
»Und dich hoffentlich dafür entschuldigt, dass du so ein Trampel warst.«
»Ja, ich habe mich entschuldigt«, bestätigte er müde. »Eigentlich könnte ich eine Kassette aufnehmen und sie dir geben, damit du sie jedes Mal abspielen kannst, wenn du es für angebracht hältst.«
Ich fand, dass dies dem Geist einer Entschuldigung absolut widersprechen würde, und sagte das auch. »Genau darum dreht es sich«, erwiderte er, und ich erkannte, dass ich nicht so viel Boden gutgemacht hatte wie erhofft.
Diesmal half ich ihm, die Küche sauber zu machen. Ich passte höllisch auf, wenn ich den Arm bewegte, aber es war an der Zeit, ihn leicht zu dehnen und zu trainieren. Dann gingen wir nach oben, um uns fertig anzuziehen, und wieder empfand ich seine Nähe als angenehm und vertraut, so als würden wir schon seit Jahren zusammen leben. Er fand meinen gelben BH super und bestand darauf, mir die Shorts herunterzuziehen, damit er meinen dazu passenden gelben Slip begutachten konnte. Jedenfalls nahm er das als Vorwand. Die Hand, die er unter den Bund schob, verriet jedoch seine wahren Absichten. Ehrlich, der Mann ist ein Lüstling!
Ich sagte schnell: »Nein!«, und nach einem Zwinkern, Kneifen und einem kurzen Vorstoß, der mich auf die Zehenspitzen trieb, zog er die Hand wieder zurück.
Dieser miese Ganove. Mein Herz pochte wie wild, und mein Gesicht fühlte sich knallrot an. Jetzt durfte ich den ganzen Tag vor Geilheit die Beine zusammenkneifen.
Das sollte er mir büßen. Ich beugte mich vor und küsste ihn vom Bauch abwärts bis auf den Reißverschluss. Er zuckte zusammen und fuhr mit der Hand in mein Haar. »Stell dir nur vor«, schnurrte ich, »wie es sich anfühlen würde, wenn mir diese Hose nicht im Weg wäre.« Sein Griff verstärkte sich, und er erschauerte.
Da richtete ich mich auf und erklärte kühl: »Aber sie ist es und du musst in die Arbeit.«
»Echt fies«, knurrte er mit heißem Blick.
»Nur gerecht. Warum sollte es dir besser gehen als mir? Ich muss schließlich auch den ganzen Tag scharf sein.«
»Das wird interessant heute Abend«, meinte er träumerisch und brachte meine Kleidung wieder in Ordnung.
»Vielleicht auch nicht. Ich lerne allmählich, dich in Schach zu halten«, meinte ich zufrieden.
»Dann werde ich eben noch schneller zu deinem Hals vorstoßen müssen.«
Ich verbrachte einen weiteren ereignislosen Tag in Mrs. Bloodsworths Haus. Erst unterhielt ich mich mit Lynn, die mir die neuesten Entwicklungen in unserem betrieblichen Computerdrama schilderte und mir erzählte, wie viele Mitglieder nach unserer Wiedereröffnung gekommen waren. Ich war erleichtert, als sie mir das erzählte, weil ich damit gerechnet hatte, dass wir ein paar Wochen lang mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hätten. Ihrer Auskunft nach war der Geräteraum ausgelastet, sämtliche Kardiomaschinen waren besetzt, und praktisch alle Gäste hatten sich nach mir erkundigt. Die Kommentare zu Nicoles Mord reichten von »Ich habe sie nicht besonders gemocht, aber das hat sie nicht verdient« bis zu »Ehrlich gesagt überrascht mich das nicht.« Ein einziger Gast verlangte, dass seine Mitgliedschaft verlängert werden sollte, weil er das Studio drei Tage lang nicht nutzen konnte. Ich wies Lynn an, seinen Vertrag um vier Tage zu verlängern. In jeder größeren Gruppe gibt es mindestens ein Arschloch. Als sie mir seinen Namen sagte, war ich nicht überrascht. Es war ein Geschäftsmann, der sich für einen großen Hengst hielt und glaubte, er hätte besondere Vorrechte. Stattdessen wurde er toleriert. Gerade noch.
Ich rief Mom an und berichtete ihr das Neueste. Dwayne Baileys Name nannte ich nicht, immerhin war es möglich, dass er unschuldig war. Dafür erzählte ich ausführlich von unserem Computerkummer und sie schilderte mir ihren. Mom ist im Immobiliengeschäft und hat ihre Akten auf einem Computer in ihrem Arbeitszimmer zu Hause gespeichert. Offenbar hatte ihr elektronisches Hilfspersonal eine Revolution gegen sie angezettelt. Innerhalb weniger Tage war ihr Drucker gestorben, ihr Kopierer in die Reparatur gewandert und ihr Computer zweimal abgestürzt. Sie war gerade dabei, die Vierteljahresabrechnung zu machen, und war vollends
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