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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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seinen Mund von ihren Lippen zu ihrem Hals gleiten, was bei ihr besser zu wirken schien, denn sie atmete beengter, und ihre Hand schob sich zu seinem Nacken. Aber als seine Finger dann oben an ihrem Kleid zu nesteln begannen, stieß sie ihn zurück und löste sich hastig von ihm. »Das ist genug, Luke!«
    Die Episode hatte sie enttäuscht, teilweise sogar abgestoßen. Dessen war Luke sich deutlich bewußt, als er ihr ins Auto half und sich dann eine - dringend benötigte - Zigarette drehte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich eigentlich als ausgezeichneter
    Liebhaber eingeschätzt, keines der Mädchen hatte sich je beklagt. Allerdings waren sie auch keine Ladys gewesen wie Meggie. Selbst Dot MacPherson, die Erbin von Bingelly, weit reicher als Meggie, war eher ein rauhes Reibeisen gewesen denn eine Dame, glatt wie Seide und hochgebildet und all so Zeug dazu.
    Luke mochte auf seine Weise zwar blendend aussehen, aber in puncto sexuelle Erfahrungen unterschieden sich seine Erlebnisse nicht von denen anderer Arbeiter auf dem Lande. Von keinerlei Theorie belastet, übte er die Praxis in einer Weise, von der er meinte, daß sie jeweils auch dem Mädchen behagen müsse, da sie ja ihm behagte. In der Tat hatten die zahllosen Mädchen, die er geliebt hatte, nicht gezögert, ihm nachdrücklich zu versichern, wie gut es ihnen doch gefiele, und nicht zuletzt davon nährte sich sein Selbstgefühl.
    Allerdings bleibt ergänzend festzustellen, daß die Komplimente, die ihm wie auch anderen Männern gemacht wurden, nicht immer ganz selbstlosen Motiven entsprangen. Die Mädchen, die sich auf eine Liebschaft einließen, hofften ganz einfach, geheiratet zu werden, sofern der Mann einigermaßen »nach was« aussah und ein harter Arbeiter war. Und so logen sie gegebenenfalls das Blaue vom Himmel herunter, um ihn für sich zu gewinnen. Was hätte einem Mann schon besser gefallen als die Beteuerung des Mädchens, er sei der Beste, der je ... Luke ließ sich nie träumen, wie viele Männer außer ihm dadurch genarrt worden waren.
    Jetzt, am Steuer des Wagens, die qualmende Selbstgedrehte in der Hand, dachte er kurz an die alte Dot, die sich dem Wunsch ihres Vaters hatte beugen müssen, ganz buchstäblich. Eine Woche lang hatte der Alte sie zusammen mit einem fliegenverseuchten Kadaver in der Scherer-Baracke eingesperrt, dann war ihr Widerstand gebrochen gewesen. Nun ja, lange vorbei. Hatte keinen Sinn, noch darüber nachzudenken. Aber was dieses Mädchen hier anging, das würde wohl eine ganz harte Nuß werden. Er konnte sich’s ganz einfach nicht leisten, sie zu verschrecken oder abzustoßen. Spaß und Spielchen, nun, das mußte halt noch warten. Sie wünschte sich offenbar erst einen Haufen Gewese und Getue, mit Blumen und allerlei Artigkeiten und so was. Nun gut.
    Eine Weile herrschte zwischen beiden ein unbehagliches Schweigen. Schließlich lehnte Meggie sich mit einem Seufzen zurück. »Tut mir leid, Luke.«
    »Tut mir auch leid. Wollte dich nicht - kränken oder so.« »O nein, hast du doch auch nicht, wirklich nicht. Nur, ich bin das sicher nicht so gewöhnt ... ich war verschreckt, aber nicht gekränkt.« »Oh, Meghann!« Er nahm eine Hand vom Steuerrad und schob sie über Meggies wie ineinander verkrampfte Hände. »Hör mal, das hat nichts zu sagen. Du bist eben noch ... na ja, ich hab’s eben überhastet. Vergessen wir’s.« »Ja, gut«, sagte sie.
    »Hat er dich nicht geküßt?« fragte Luke neugierig. »Wer?«
    Klang da Angst aus ihrer Stimme? Aber Angst, warum Angst? »Du hast mir doch erzählt, du wärst mal verliebt gewesen, und da dachte ich, du hättest da schon deine Erfahrungen. Tut mir leid, Meghann. Ich habe mir das nicht richtig überlegt. Ich meine, wo du hier mit deiner Familie so weit von allem weg bist, da konnte es wohl kaum mehr sein als so eine Schulmädchenschwärmerei für irgendsoeiner Dummkopf, der das überhaupt nicht bemerkt hat.« Ja, ja, ja! Soll er das doch nur glauben! »Du hast ganz recht, Luke. Es war nur eine Schulmädchenschwärmerei.«
    Als sie dann auf der Homestead vor dem Haus hielten, zog er sie wieder an sich und gab ihr einen sehr zarten und behutsamen Kuß mit geschlossenem Mund und nicht etwa mit geöffneten Lippen und tastender Zunge. Auch wenn sie keine besondere Reaktion darauf zeigte, so gefiel es ihr doch ganz unverkennbar. Als Luke zu seinem Gästehaus ging, war er
    jedenfalls froh, sich nicht die Chance verpfuscht zu haben.
    Zwanzig oder dreißig Minuten später lag Meggie im

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