Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1
Grenzen zweifelsohne solchen geheimnisvollen Künsten verdankt, die heutzutage geächtet werden.«
» Das ist der Preis für den Frieden mit Wellrah«, sagte Ivar schroff. » Wenn Ihr unseren König und unser Land beleidigen wollt …«
» Nichts läge mir ferner«, versicherte der Kaufmann mit einem seidigen Lächeln, das entfernt an ein Zähnefletschen erinnerte. » Wer hat nicht von den blutigen Zaubererkriegen gehört? Natürlich stimme ich Euch allen und besonders Eurem König darin zu, dass sämtliche Zauberer böse und gefährlich sind.« Er seufzte, als hätte er die höllischen Fähigkeiten der Magier schon mal am eigenen Leib erdulden müssen. » Ein Reisender wie ich weiß, wie kostbar Frieden und Sicherheit sind. Dafür ist kein Preis zu hoch, selbst wenn magisches Blut mit Stumpf und Stiel ausgerottet wird.«
Rinek räusperte sich unbehaglich. » Können wir jetzt endlich anfangen?«
» Erst der Einsatz«, erinnerte Yaro. » Zeig ihm, was du setzt.«
» Ach ja. Hier.«
Akir betrachtete die drei Münzen, die Rinek auf den Tisch legte. » Das ist alles? Du bist wohl nicht sonderlich davon überzeugt, dass du gewinnst, wie?«
» Doch, das bin ich!«, beteuerte Rinek und legte drei weitere Kupferlinge dazu.
Der Händler hob die Brauen, und der junge Mann schüttete seinen ganzen Beutel aus.
Linn zählte rasch und packte ihn an der Schulter. » Du hast zwölf Kupferlinge genommen? Zwölf? Bist du noch ganz bei Trost?«
» Ich gewinne das Gleiche noch mal dazu«, gab Rinek zurück. » Also halt dich da raus.«
» Merok, sag doch auch etwas!«
Aber der blonde Junge blickte nur mit fiebrigen Augen auf das Geldsäckchen, das der Händler daneben legte. Man hörte die Münzen darin klirren.
» Dann mal los.« Rinek öffnete die Hand, und der Fremde legte seine hinein. » Hay, hay, hay«, flüsterte er.
» Jetzt!«
Der Zweikampf hatte weitere Zuschauer angezogen. Nicht nur Ivar blieb neugierig stehen, auch einige andere Gäste von den nahen Tischen beugten sich interessiert vor. Fremde waren in Brina nicht sonderlich beliebt, selbst wenn sie nicht ausgerechnet aus Tijoa kamen, und jeder wollte gerne miterleben, wie der Sohn des Müllers die Ehre ihres Dorfes verteidigte.
Akir hatte keine Chance gegen Rineks Bärenkräfte. Seine Hand bewegte sich unaufhaltsam auf die Tischplatte zu. Der Jüngling drückte mit aller Kraft, aber er bekam sie nicht weiter herunter.
» Los!«, rief Merok. » Los, zeig’s ihm!«
Rinek hatte keine Kraft, um zu antworten. Schweißtröpfchen bildeten sich auf seiner Stirn.
» Oh bitte«, flüsterte Linn. Wenn ihr Bruder das gestohlene Geld verlor …
Dann krachte es auf dem Tisch. Die Krüge der Dörfler sprangen in die Höhe und schwappten über.
» Er hat gewonnen! Guter Junge!«
Linn wurde fast schwindlig vor Erleichterung. Der Fremde nahm den Verlust mit einem Achselzucken hin. » Ganz schön stark, der Bursche. Was bist du? Schmiedelehrling?«
» Müllergeselle«, erklärte Rinek stolz.
» Setzt euch.« Akir wies auf die freien Plätze vor ihm. » Ist das dein Mädchen?«
Rinek wurde rot. » Bloß meine Schwester.«
» Sie gehört zu mir«, sagte Yaro und legte Linn den Arm um die Schultern. Sie ließ es zu; irgendwie war ihr dieser Reisende etwas unheimlich.
» Unsere Wahrsagerin«, erklärte Ivar stolz, der auf die nächste Bestellung wartete. » Wenn Ihr Eure Zukunft gedeutet haben mögt …«
» Ach was!« Linns Wangen färbten sich. » Ich bin keine Wahrsagerin!« Schließlich träumte sie immer nur dasselbe.
Der Händler betrachtete sie neugierig. Ihr fiel auf, wie dunkel seine Augen waren, wie wenig sie verrieten. » Du sagst also die Zukunft voraus, junge Dame?« Das Lächeln um seine Mundwinkel wirkte echt, aber was wusste sie schon von ihm? Plötzlich fiel ihr ein, dass Wahrsagen eigentlich verboten war – hatte das nicht irgendein anderer Kaufmann auf der Durchreise erzählt? Galt es nicht als Zauberei?
» Nein, nur … im Spiel. Es war ein Spiel, ein Kinderspiel. Keine Ahnung, was Ivar sich dabei gedacht hat.« Sie fühlte sich zunehmend unbehaglich.
» Sie ist unsere Drachenseherin«, erklärte einer der Bauern, die neben dem Händler saßen. » Heute schon einen entdeckt, Linn, na?« Sie lachten und prosteten ihr zu.
Arik lächelte ungläubig. » Was ist denn eine … Drachenseherin?«
» Streite es ab«, flüsterte Yaro ihr ins Ohr. Sein Atem roch bereits nach Bier. » Dort hinten sitzt meine halbe Verwandtschaft.«
» Also«, begann
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