Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
»Hier bin ich in Sicherheit. Hier sucht mich niemand. Und außerdem habe ich ja immer noch mein Schwert. Wenn ich die Wurzeln satt habe, werde ich mir die zwei Jahre in der Akademie zunutze machen und auf die Jagd gehen.«
»Was willst du denn mit einem Schwert jagen?«, warf Nihal ein.
Laio errötete. »Vielleicht finde ich ja auch irgendwo einen Bogen. Der Krieg ist nicht weit.« Nihal schüttelte den Kopf. »Und so willst du weiterleben?«
»Ja, ich werde wohl zunächst einmal hierbleiben.« Laio fand nicht den Mut, sie anzuschauen. »Ich bin erwachsener geworden in den letzten Monaten, verstehst du? Ich hab viel erlebt und weiß jetzt, dass ich mich allein durchschlagen kann«, schloss er. Aber es klang wenig überzeugt.
»Soll das wirklich der Sinn deines Lebens sein?«, fragte Nihal ernst. »Dich hier in diesem Wald zu verkriechen?«
»Ich weiß es auch nicht«, flüsterte er.
»Hast du dich denn mal angeschaut?« Nihal wurde lauter. »Du siehst aus wie eine Vogelscheuche, abgemagert, dreckig, schlapp. Das ist doch nicht das Leben, das du dir vorgestellt hast!«
Laios Augen füllten sich mit Tränen. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
»Davonzulaufen bringt überhaupt nichts, Laio«, murmelte Nihal. »Deine Probleme werden dich immer verfolgen, bis ans Ende der Welt.«
Im Raum machte sich Stille breit. Das Gewitter schien vorübergezogen zu sein. Man hörte kein Donnern mehr, nur der Regen prasselte noch gegen die Außenmauern und auf das Dach. Nihal blickte in die Flammen. »Warum kommst du nicht mit mir?«, sagte sie. »Im Ernst?« Laio starrte sie ungläubig an.
»Ja. In dem Lager, in dem ich Dienst tue, lässt sich's ganz gut aushalten. Und außerdem hattest du doch mal gesagt, du wolltest Knappe werden? Dort kannst du alles lernen, was du dazu brauchst.« Laio schüttelte den Kopf.
»Es muss ja nicht für immer sein«, fuhr Nihal fort. »Nur so lange, bist du wieder Tritt gefasst hast, bis du weißt, was du überhaupt willst. Na, hättest du keine Lust, eine Weile mit mir zusammen zu sein? So wie in alten Zeiten?«
Laio lächelte. »Ich lass es mir durch den Kopf gehen.«
Auf ihrem Nachtlager aus ein wenig Stroh schrak Nihal aus dem Schlaf auf. Mit einer raschen Bewegung schob sie den Umhang beiseite, der ihr als Decke gedient hatte, und griff zum Schwert. Es regnete immer noch. In das Prasseln der Regentropfen auf dem Dach mischte sich das Geräusch von Schritten im Schlamm draußen. Nihal rührte sich nicht. Alle Sinne angespannt, lauschte sie, um einschätzen zu können, um wie viele Personen es sich handeln mochte. Dann stand sie leise auf, trat zu ihrem Freund und rüttelte ihn an der Schulter wach. »Was ist denn? Es ist doch noch dunkel«, maulte Laio schlaftrunken.
Nihal bedeutete ihm, leiser zu sein. »Nimm dein Schwert, und komm mit«, flüsterte sie. Mit einem Mal war Laio hellwach. »Was ist los?«
»Ein Überfall. Wir müssen hier raus«, raunte Nihal. Sie ging zur Tür und lauschte. »Wenn ich dir ein Zeichen gebe, rennen wir los. Alles klar?«
Laio nickte.
Nihal lauschte wieder. Die Schritte waren noch näher gekommen. Zwei Personen schienen direkt vor dem Haus zu stehen, die anderen, bestimmt ein Dutzend, wie Nihal schätzte, waren sicher irgendwo darum herum verteilt. Verflucht, sind das viele! Zu viele!
Ein Schlag, und die Tür flog auf.
Laio schrie vor Schreck, doch Nihal ließ sich nicht überraschen. Kaum trat der Erste, ein mit einem kurzen Degen bewaffneter Hüne, über die Schwelle, da sprang sie ihn an und durchbohrte ihn, bevor er auch nur Luft holen konnte. Im nächsten Augenblick schon sah sie sich einem grimmigen, muskelbepackten Kerl mit einer Glatze gegenüber, der eine Streitaxt vor ihren Augen hin und her schwang. Die anderen waren weiter entfernt. Sie hörte ihr aufgeregtes Grunzen. Das waren Fammin.
»Na, machst du dir in die Hosen, Kleine?«, knurrte der Glatzkopf.
Nihal warf sich auf ihn und riss ihn zu Boden. »Hau ab!«, rief sie Laio zu.
Fluchend rappelte sich der Angreifer hoch. Doch Nihal war schneller. Mit einem Hieb schlug sie ihm die Hand ab und ließ ihn brüllend auf der Schwelle zurück.
Laio hatte Nihals Pferd erreicht und saß schon im Sattel. Er reichte Nihal die Hand, sie sprang auf, und schon galoppierten sie los. Doch durch den Regen war das Gelände glitschig geworden, und im Dunkeln konnten sie sich nur schlecht orientieren. Sie kamen kaum voran. Plötzlich hörten sie ein lautes Sirren hinter sich.
»Verflucht! Sie haben Pfeil
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