Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
fiel ihm eigenartig schwer. Schließlich gelang es ihm, die Lider anzuheben, und plötzlich schien alles um ihn herum unglaublich hell. Wieder stand Soana an seinem Lager.
Die Magierin lächelte ihn an. »Wie geht's heute?«
»Besser, denke ich.«
Ido versuchte, sich hochzuziehen, und mit einiger Mühe gelang ihm das auch. Soana richtete ihm ein Kissen hinter dem Rücken.
Vorsichtig betastete der Gnom seinen Kopf. Er spürte einen breiten Verband, der auch sein linkes Auge verdeckte. Er machte Anstalten, ihn ein wenig zur Seite zu schieben, doch Soana ergriff seine Hand und legte sie auf die Decke.
»Dazu ist es noch zu früh.«
Ido gehorchte, während ihm unzählige Fragen durch den Kopf gingen. Heute konnte er sich bereits an mehr Einzelheiten erinnern, vor allem an den Zweikampf gegen Deinoforo, wusste aber nicht mehr, wie er ausgegangen war.
»Ich hab dich einiges zu fragen«, begann er.
Soana verzog leicht die Miene, lächelte dann wieder und sagte: »Dann frag nur.« »Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Was zum Teufel ist mir eigentlich passiert?« »Deinoforo hat dich erwischt.«
Schon wieder, verflucht noch eins...
»Musstet ihr mich vor ihm retten?«, fragte er düster.
Soana schüttelte den Kopf. »Du hast ihm die rechte Hand abgeschlagen. Er ist geflohen, und dich hat Vesa zur Erde hinuntergebracht, da warst du aber bereits bewusstlos.« Der Gnom lächelte. Dann hatte er sich also immerhin ein Stück von dem Bastard geholt. Und dann noch die rechte Hand ... seine Kampfhand.
»Und was ist mit meinen jungen Soldaten geschehen?«, fragte er weiter. Soana schaute ihn betrübt an. »Ido, das ist nicht so einfach. Das solltest es dir von jemandem erzählen lassen, der da genauer Bescheid weiß ... Außerdem bist du noch sehr erschöpft, wenn du wieder bei Kräften bist, wirst du auf alle Fragen eine Antwort erhalten.«
»Was ist mit meinen Leuten?«, ließ Ido nicht locker. Soanas Zurückhaltung begann ihm Sorgen zu machen. Noch nicht einmal über seine Verwundung hatte sie ihm Genaueres gesagt.
»Nelgar wird dir alles berichten, wenn er dich besuchen kommt«, fügte die Magierin hinzu, verabschiedete sich und ließ Ido mit seinen Fragen allein.
Am Abend kam Nelgar vorbei. Er zeigte sich sehr bemüht, fragte nach Idos Befinden, ob er richtig gegessen habe und einen Haufen unwichtiger Dinge mehr. »Ich habe eine ganze Reihe von Fragen«, kam Ido gleich zur Sache.
Ähnlich wie Soana setzte auch Nelgar bei diesen Worten eine Miene auf, die nichts Gutes verhieß.
»Mach nicht so ein Gesicht! Ich bin ja wohl erwachsen genug, um die Wahrheit zu erfahren. Zunächst einmal, was ist mit meinen Leuten?« »Von den Jungen aus der Akademie sind noch dreißig am Leben.«
Ido meinte, sein Herz bliebe stehen. »Was? Und von den Veteranen unter meinem Kommando?« »Vielleicht fünfzig.« »Das ist unmöglich ...«
Nelgar seufzte. »Du hast ja keine Ahnung, was das für eine entsetzliche Schlacht war ... Zunächst warst du plötzlich fort, weil du mit Deinoforo beschäftigt warst, dann wurdest du verletzt ...«
»Erzähl der Reihe nach«, unterbrach Ido ihn mit schwacher Stimme.
»Nun, während ihr beide, du und Deinoforo, euren Zweikampf austrugt, trafen zwei weitere Ritter auf schwarzen Drachen ein, zwei identische Wesen, die als Paar kämpften. Und damit nahm unser Untergang seinen Lauf. Gewiss, du hast Deinoforo unschädlich gemacht, er wurde nicht mehr gesehen, nachdem du ihm eine Hand abschlugst, aber auch du warst außer Gefecht gesetzt, und deine Truppe befand sich in Auflösung. Man ließ uns nicht zu Atem kommen. Die Schlacht wütete die ganze Nacht und zog sich bis zum anderen Morgen hin.«
Nelgar zögerte und stieß einen tiefen Seufzer aus, bevor er fortfuhr. »Im Morgengrauen des dritten Tages starb Mavern durch die Hand dieser beiden Ritter, und damit war klar, dass wir es nicht schaffen würden. Nach deiner Verwundung hatte er ja auch das Kommando über deine Leute übernommen. Von diesem Zeitpunkt an sind viele deiner jungen Krieger gefallen. Schließlich blieb uns keine andere Wahl, als zum Rückzug zu blasen ..., das heißt, es war mehr eine Flucht als ein Rückzug. Allein die Unterstützung von Truppen aus dem Land des Meeres konnte verhindern, dass das Heer des Tyrannen bis zur Grenze vorstieß. Ein Teil des Gebietes im Nordosten ist noch frei, aber sonst ist das Land des Wassers verloren gegangen.«
Ido blickte auf sein weißes Betttuch. Was hatte er anderes erwartet? Im
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