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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Die Halbelfe schloss die Augen und erkannte an den auftauchenden Bildern, dass das Heiligtum nicht mehr weit war. Vielleicht hatten sie ja Glück und würden zur Abwechslung einmal mit weniger Hindernissen zu kämpfen haben.
    Als Vrasta zurückkehrte, merkten ihm Nihal und Sennar sofort an, dass da etwas nicht stimmte.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Nihal und legte unwillkürlich die Rechte an das Schwert. »Ja, ja«, antwortete Vrasta, blickte ihr aber nicht in die Augen.
    »Bist du sicher?« Sie zog die Waffe und hielt sie ihm unter das Kinn.
    »Lass ihn doch. Wieso traust du ihm immer noch nicht?«, rief Laio, während er vortrat. Nihal senkte das Schwert. Sie wusste, dass Vrasta den Tod nicht fürchtete, sondern nach ihm verlangte. Daher würde sie auf diese Weise nicht das Geringste aus ihm herausbekommen.
    »Lasst uns lieber aufbrechen«, schlug sie vor, und so verzichteten sie auf eine längere Rast und machten sich wieder auf den Weg.
    Lange wanderten sie, bis sie vollkommen erschöpft eine Lichtung erreichten, die größer, aber auch kahler war als die vorherige. Dort schlugen sie ihr Lager auf. Laio war noch nicht vollkommen wiederhergestellt, und mittlerweile waren sie bereits achtzehn Stunden am Stück marschiert. Vrasta wirkte immer noch beunruhigt.
    Ein paar Stunden später war nur noch Nihal wach. Sennar hatte länger der Müdigkeit standgehalten, war dann aber doch eingenickt, und Laio schlief schon lange tief und fest. Auch Vrasta schien zu ruhen. Doch plötzlich riss der Fammin seine in der Dunkelheit rot schimmernden Augen auf und schrak hoch. Sein Atem keuchte, sein Blick war nicht mehr klar und bedrückt, sondern wutentbrannt.
    Als sie ihn so sah, legte Nihal augenblicklich die Hand an das Schwert. »Sie rufen mich«, murmelte Vrasta. Seine Stimme war rau, fast ein Grunzen. Nihal rüttelte die Gefährten wach und zog ihre Waffe.
    »Wer ruft dich?«, fragte sie, an Vrasta gewandt.
    »Sie sind in der Nähe«, antwortete er nur. Seine Stimme klang immer fremder. »Egal, was passiert, du musst zum Heiligtum gelangen«, sagte Sennar. Nihal drehte sich um und sah, dass er sich zum Kampf fertig machte. Laio stand verschlafen, mit dem Schwert in der Hand, neben ihm.
    »Wie meinst du das?«, fragte Nihal.
    »Du darfst nicht sterben. Werden wir überfallen, dann flieh in Richtung Heiligtum«, wiederholte der Magier.
    »Und euch soll ich eurem Schicksal überlassen?«
    »Unsere Aufgabe ist es, dir den Rücken freizuhalten«, antwortete Laio. Nihal zögerte.
    »Jetzt stell dich nicht so an!«, ließ Sennar nicht locker. Seine Stimme klang noch entschlossener. Er lauschte.
    Nihal hörte hinter sich Vrastas keuchenden Atem wie den eines gehetzten Tieres. Sie drehte sich um und sah seine Augen, die vor Zorn rot glühten.
    »Lauf!«, rief Sennar. Nun hörten sie ganz deutlich Schritte, die zwischen den Bäumen näher kamen.
    Da ergriff Vrasta Nihals Arm und zog sie mit Gewalt in das Dickicht, wo ihre Freunde sie nicht sehen konnten. Nur mit Mühe konnte sie sich frei machen. Ihr Arm brannte. »Was ist in dich gefahren?«, schrie sie ihn an.
    »Sie sind mir gefolgt«, antwortete Vrasta mit solch rauer Stimme, dass sie seine Worte kaum noch verstehen konnte. »Ich habe sie gestern schon in der Ferne gesehen. Es sind meine Leute aus dem Kerker. Sie rufen mich. Sie wissen, dass ich sie verraten habe, und befehlen mir jetzt, euch zu töten, Laio zu töten.« Ein brutales Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Nihal hob ihr Schwert, ließ es aber nicht niederfahren. Sie sah in Vrasta keinen Feind, fürchtete nur seine Verwandlung. Der Fammin schüttelte den Kopf, und einen Moment lang wirkte sein Blick so klar wie all die Tage zuvor, aber Nihal erkannte darin einen solchen Schrecken, dass es sie noch mehr graute.
    »Ich habe dich hierher geschleift, damit du mich umbringst«, erklärte er mit einer Stimme, die teils menschlich, teils wie ein bedrohliches Grunzen klang. »Ich wollte nicht, dass du mich vor Laios Augen tötest.«
    »Ich kann nicht ...«
    »Töte mich!«, schrie Vrasta.
    »Du hast Laio das Leben gerettet, bist mit uns gewandert, hast für uns gejagt ... Ich kann nicht ...« Unzählige Fammin hatte sie im Lauf der Jahre getötet, doch dieser hier war kein Feind. Es wäre Mord gewesen.
    »Du musst es tun ... sonst werde ich Laio töten ... Aber ich will nicht... Setz meinem Leben ein Ende!«, schrie Vrasta wieder, und seine Stimme dröhnte durch den Wald. Nihal hörte Waffenklirren und einige dumpfe

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