Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
und Ara freuten sich über die Musik, Jayge brummte leise in seinem heiseren Bariton mit, während Ara mit ihrem klaren, lieblichen Sopran die Oberstimme trällerte. Piemur brachte den beiden die Grundbegriffe des Flötenspiels bei und stellte für jeden eine Panflöte her.
Er zeichnete auch einen Grundriß der Siedlung und notierte die Lage des restaurierten Hauses und der einzelnen Ruinen. Da er genau wußte, welche Strecke ein Mann in einem Tag zu Fuß an der Küste zurücklegen konnte, markierte er demgemäß eine Grenze zu beiden Seiten des Flusses. Die landeinwärts gelegene Grenze würde noch warten müssen, aber er vermerkte Jayges Flußbiegung. Dann signierte er die Skizze und bewahrte sie getrennt von seinen anderen Aufzeichnungen auf, bis er Gelegenheit finden würde, mit Meister Robinton darüber zu sprechen. Sollte die Entfremdung zwischen dem Harfner und Benden noch länger andauern, dann wollte er mit T'gellan über Jayge und Ara reden. Nötigenfalls würde er sich persönlich bei Toric und den Weyrführern für die beiden verbürgen.
Er wies Farli an, sich die auffälligsten Landmarken einzuprägen, damit sie den Weg zur Paradiesflußbesitzung wiederfinden konnte. Jayge und Ara beobachteten ihn dabei und stellten ihm Fragen nach seiner Feuerechse. Sie hatten zusammen acht solche Tierchen an sich gebunden - zwei Königinnen, drei Bronzeechsen und drei Braune - sie aber nur dazu abgerichtet, auf Readis' Geschrei zu achten. So half Piemur ihnen am vierten Tag bei den grundlegendsten Dingen, und sie staunten, wie gut die kleinen Geschöpfe darauf reagierten.
Als Piemur am fünften Morgen in den geräumigen Stall ging, um Dummkopf zu füttern, hockten Meer und Talla auf dem Rücken des Renners. An Meers Bein war eine Botschaft von Sharra befestigt.
»Sie können sogar Botschaften überbringen?« fragte Ara überrascht.
»Eine nützliche Fähigkeit, allerdings müssen sie wissen, wo sie hinfliegen sollen.«
Piemurs Antwort klang etwas zerstreut, denn in der Botschaft stand, Jaxom liege in der Bucht des Meisterharfners an der Feuerkrankheit darnieder. Wie Sharra diese Bucht gefunden hatte, konnte Piemur sich nicht vorstellen. Er selbst hatte in den letzten drei Monaten ständig danach gesucht.
»Ich muß fort, ein Freund braucht mich«, fügte er hinzu.
»Hört mal, Farli weiß jetzt, wer ihr seid und wo ihr seid. Sobald ich kann, schicke ich euch durch sie eine Botschaft. Wenn ihr sie erhalten habt, braucht ihr nur zu sagen, sie soll Dummkopf suchen der übrigens keiner ist.«
Er gab Jayge einen freundschaftlichen Schlag auf den Rücken, erkühnte sich, Ara zu umarmen, und faßte Readis unter dem Kinn, was dem kleinen Kerl ein Kichern entlockte. Dann machte er sich in östlicher Richtung auf den Weg und war sehr erstaunt, als Jayge ihm nicht nachkam und wissen wollte, was er denn in dieser Richtung zu finden hoffe.
Südkontinent
28.08.15 -15.10.15
Saneter hatte sich noch nie so nutzlos gefühlt, obwohl ihm Toric seit seiner Ankunft auf der Burg des Südens viel Gelegenheit gegeben hatte, sich an diesen Zustand zu gewöhnen. Der alte Harfner wünschte inständig, Piemur möge nicht durch die Wildnis im Osten stapfen, und Sharra, die ihren älteren Bruder immer so geschickt abzulenken wußte, wäre nicht wer weiß wo, um Baron Jaxom von Ruatha zu pflegen. Erst am Tag zuvor hatte ihre Bronzeechse die Nachricht gebracht, sie könne ihren Patienten noch nicht alleine lassen, und Toric hatte sich gereizt erkundigt, wie lange diese Krankheit denn normalerweise dauere.
Durch diese neue Katastrophe wurde Torics Liste von Ärgernissen um eine Kränkung verlängert. T'kul auf Salth und B'zon auf Ranilth waren aus dem Süd-Weyr verschwunden. Die übrigen Drachen veranstalteten trotz ihrer Altersschwäche einen Heidenlärm, versetzten alles in Unruhe und erbitterten den leicht reizbaren Burgherrn zutiefst. Außerdem schienen sich sämtliche Feuerechsen der Burg gerade dann in Luft aufgelöst zu haben, als Toric dringend eines der Tierchen benötigt hätte.
»Wie«, schrie Toric und trat gegen die Möbel in seinem Arbeitszimmer, »soll ich eine Nachricht an den Benden-Weyr schicken, wenn keine einzige Feuerechse zur Verfügung steht?«
»Sie bleiben nie lange weg«, versuchte Saneter ihn zu trösten.
»Nun, jetzt sind sie jedenfalls nicht da, und jetzt muß ich Benden von dieser Entwicklung Mitteilung machen. Es könnte von höchster Wichtigkeit sein. Das ist Ihnen doch sicher klar.«
Mit finsterer Miene
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