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Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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stieß Toric einen Stuhl beiseite.
    Dann wirbelte er zu dem alten Harfner herum und deutete mit dem dicken Zeigefinger auf ihn.
    »Sie müssen mein Zeuge sein! Ich hatte keine Möglichkeit, eine dringende Botschaft zu senden, und dieser elende Geselle ist nie zur Hand, wenn man ihn unbedingt brauchte! Es kann mich meinen Besitz kosten, wenn ich Benden nicht informiere! Aber wie, Saneter? Wie?« brüllte Toric.
    Eine grauenvolle Sekunde lang hörte Saneter ein Echo auf diesen Schrei, nur hatte das Echo nicht Torics Stimme, sondern war ein Laut, der einem die Haare zu Berge stehen ließ, ein Klagen, das dem alten Harfner nur allzu vertraut war: Drachen verkündeten den Tod eines ihrer Artgenossen.
    »Wer?« schrie Toric aus Leibeskräften die Wände an.
    Er fuhr zu Saneter herum, dann schien ihm plötzlich einzufallen, daß der alte Mann keine Botengänge mehr erledigen konnte, und er stürmte auf der Suche nach einer Antwort aus dem Raum.
    Toric befand sich auf halbem Wege zwischen Burg und Weyr, als über ihm ein Bronzedrache mit tröstendem Trompetenschrei herabstieß und vor dem Weyr landete.
    Sein Reiter legte Helm und Reitgeschirr ab und sah sich nach allen Seiten um. Toric erkannte ihn nicht, aber das Heulen der ansässigen Drachen schwächte sich zu einem erträglichen Wimmern ab, und der unbekannte Bronzedrache veränderte seinen Tonfall so, daß sogar Toric die Ermunterung heraushörte.
    »Drachenreiter, ich bin Toric von der Burg des Südens.
    Welcher Drache ist umgekommen?«
    Der Südländer versuchte, den älteren Mann einzuschätzen, während er mit langen Schritten die Lichtung überquerte.
    Der Drachenreiter erwartete ihn in so selbstbewußter Haltung, daß Torics Wut und Enttäuschung sich ein wenig legten.
    »D'ram, Tiroths Reiter, ehemals Weyrführer von Ista.
    F'lar hat mich gebeten, die Führung des Süd-Weyrs zu übernehmen. Andere junge Reiter haben sich erboten, mir zu helfen, und werden bald eintreffen.«
    »Wer ist umgekommen?« wiederholte Toric, der seine Ungeduld nicht länger beherrschen konnte.
    »Salth. Ranilth ist zu Tode erschöpft, konnte sich aber wieder erholen. Er und B'zon bleiben in Ista.«
    D'rams Kummer war so offenkundig, daß Toric den stummen Tadel spürte.
    »Was ist geschehen?« fragte er höflicher. »Wir hatten die beiden Bronzedrachen vermißt, aber gleichzeitig«, fügte er mit zusammengebissenen Zähnen hinzu, »war auch jede Feuerechse verschwunden, die wir hätten losschicken können, um Benden zu warnen.«
    D'ram gab mit einem Nicken zu verstehen, daß er Torics Zwangslage begriff. »T'kul und B'zon brachten ihre Drachen zu Cayliths Paarungsflug, den man für offen erklärt hatte, um den neuen Weyrführer für Ista zu bestimmen. Salths Herz zersprang bei dem Versuch, die Königin zu fliegen…« D'ram hielt einen Moment inne, vom Schmerz überwältigt, doch dann seufzte er tief und sprach weiter, ohne Toric anzusehen. »Nachdem T'kul nichts mehr zu verlieren hatte, forderte er F'lar heraus.«
    »F`lar ist tot?« fragte Toric entsetzt.
    Er fürchtete schon, durch T'kuls neuerliche Dummheit alles verloren zu haben, wofür er sich mit allen Kräften eingesetzt hatte.
    »Nein, der Weyrführer von Benden war stärker. Er trauert um T'kul, wie alle Drachenreiter.«
    D'ram sah Toric so herausfordernd an, daß dieser fast beschämt nickte.
    »Ich kann nicht sagen, daß ich T'kuls Tod bedauere.«
    Toric bemühte sich, ganz ruhig zu bleiben.
    »Und für Salth gilt das gleiche. Sie waren beide außer Kontrolle geraten, seit T'ron - und Fidranth - starben.«
    Toric hatte Mühe gehabt, sich an den Namen von T'rons Drachen zu erinnern.
    Aber er begriff schnell, was geschehen war, und hoffte, F'lars Ernennung eines neuen Weyrführers werde ein Vorbote der Veränderungen sein, die er schon so lange anstrebte: freier Handel mit dem Norden, der es ihm erlaubte, seinen Besitz so auszuweiten, wie er es immer geplant hatte.
    In diesem Augenblick erschien Mardra. Sie schluchzte hysterisch und spielte mit großem Aufwand die Trauernde. Toric, der genau wußte, wie oft sie mit T'kul gestritten hatte, fühlte sich abgestoßen. Er entschuldigte sich und bat D'ram, sich jederzeit an ihn zu wenden, wenn er Hilfe brauche.
    »Es werden weitere Drachenreiter zu mir stoßen, teils Alte, teils Leute aus dieser Phase. Der Weyr wird wiederaufgebaut«, erklärte D'ram mit ruhiger Zuversicht und trat sodann zu Mardra, um sie zu trösten.
    Tief in Gedanken kehrte Toric langsam in seine Burg zurück.

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