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Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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unwillkürlich auf. Die Erregung raste wie ein heißer Strom durch ihre Adern und schärfte ihre Sinne, in ihren Ohren dröhnte es, ihre Hände umklammerten den Dolch und den Peitschengriff. Sie hielt die angestaute Energie zurück, während sie die Männer und Frauen zählte, die nun ihre sichere Unterkunft verließen. Gut, sie stapften ahnungslos hinaus, um ihre Pflicht zu tun, und ließen nur einen alten Onkel und zwei Tanten zurück, um die kleinsten Kinder zu hüten.
    Der Bodentrupp marschierte den Bergpfad hinab, und als er außer Sicht war, gab Thella das Zeichen, zum Stall vorzurücken. Aus den Berichten ihrer Spitzel wußte sie, daß die Bauern ihre Tiere vor dem Fädeneinfall zu füttern und zu tränken pflegten. Hier würde erst am späten Abend, wenn die Bodenmannschaft zurückkehrte, wieder jemand nachsehen. Sie beobachtete ihre Banditen, alle liefen in gebückter Haltung und nahmen vorsichtshalber immer wieder Deckung, falls sich doch einer der Fensterläden öffnen sollte.
    Dushik und Felleck erreichten die dicke, metallbeschlagene Tür als erste und zogen sie behutsam nur so weit auf, daß sie hineinschlüpfen konnten. Sofort huschte die nächste Gruppe, fünf Mann unter Girons Führung, über das freie Gelände und durch den Spalt.
    Thella schloß sich der dritten Gruppe an, und auch die vierte erreichte ohne Zwischenfälle ihr Ziel.
    »Seht euch das an«, sagte Felleck und wühlte mit beiden Händen in dem goldenen Korn, das der Grund für ihr Kommen war. Gute Qualität, dachte Thella, denn sie hatte bemerkt, daß kein Staub aufwirbelte. Giron versetzte Felleck wegen seiner Schwatzhaftigkeit einen Rippenstoß. Felleck verzog das Gesicht, aber er nahm den Eimer, den Giron ihm reichte, und schöpfte damit Getreide in den Sack, den der ehemalige Drachenreiter für ihn offenhielt. Die anderen folgten schweigend dem Beispiel der beiden.
    Dank des Getreides, das in diesen Säcken aus dem Stall von Kadross verschwand, würde sie in der Lage sein, ihren Rennern genügend Futter aufzupacken, um die nächsten Überfälle in sicherer Entfernung von ihren Hauptstützpunkten durchführen zu können. Schon jetzt mußte sie eine große Schar von Heimatlosen mit Nahrung und Unterkunft für den Winter versorgen, aber sie brauchte noch mehr zuverlässige Leute, um ihre fünf Bastionen ausreichend besetzen zu können.
    Stehlen konnte jeder schwachsinnige Renegat, aber die wenigsten waren imstande, genau zum richtigen Zeitpunkt genau das zu beschaffen, was sie brauchten. Das konnte nur Thella, die Herrin der Geächteten.
    Erst als Dushik sie am Arm packte, bemerkte sie, daß sie sich gar nicht mehr um den Überfall gekümmert hatte. Eben wurden die letzten Säcke gefüllt. Die meisten Männer hatten den Stall bereits verlassen und strebten dem Versteck zu, wo sie abwarten wollten, falls Alarm gegeben wurde. Sie nahm einen der verbliebenen Säcke und warf ihn sich mit geübtem Schwung über die Schulter. Dushik packte zwei, drehte sich noch einmal um und half ihr, die Riegelstangen vor die Tür zu legen. Dann rannten sie, so schnell sie konnten, auf die Felsen zu. Der Aufstieg zur Höhle dauerte länger, und sie waren noch weit unterhalb des letzten Grates, als Thella die Trommeln hörte.
    »Sie rufen Burg Lemos«, sagte Giron überraschend.
    Bisher hatte sie als einzige die Trommelbotschaften entziffern können.
    »Splitter und Scherben!«
    Thella blieb stehen und lauschte gespannt. Aber der Widerhall verzerrte die Rhythmen, und sie konnte die Nachricht nicht verstehen. Allerdings war der Inhalt nicht schwer zu erraten.
    Ärgerlich wischte sie sich den Schweiß von der Stirn.
    Der Diebstahl war viel zu früh entdeckt worden. Sie mußte ihre Pläne ändern und das Getreide auf geheimen Wegen dahin bringen, wo es gebraucht wurde.
    »Heute kommen keine Drachen mehr«, brummte Giron. »Sie sind zu müde.« Er rückte sich die Säcke auf den Schultern zurecht und setzte den Aufstieg fort.
    Am nächsten Tag teilte Thella ihre Banditen in drei bis vier Mann starke Gruppen auf und schickte jede Gruppe an einen anderen Ort. Alle hatten Befehl, das Korn zu verstecken, sobald sie irgendwelche Verfolger bemerkten, und auf Umwegen zur Hauptfestung zurückzukehren.
    ***
    »Meine Kleinpächter werden andauernd bestohlen«, berichtete Asgenar dem Bronzereiter T'gellan, der den Baron nach dem Fädenfall auf seinem Drachen Monarth nach Lemos zurückgebracht hatte. »Kadross ist nicht der erste Hof, aber wahrscheinlich hat man sich dort

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