Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
Wald war hier sehr dicht, bestand allerdings zumeist aus Jungholz. Er warf ihr den Führstrick zu, trieb seinen Renner die Böschung hinauf, stellte sich in den Sattel und kletterte flink in das dichte Geäst eines Baumes.
»Sei vorsichtig!« rief sie, als der Stamm unter seinem Gewicht schwankte. »Was siehst du?« Er gab keine Antwort, und sie wollte ihm schon nachklettern, als er ein Stück herunterkam. Tiefe Trauer stand in seinem Gesicht.
»Drachen? Sporenregen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nur ein Drache vielleicht, zwei, wie viele? Auf der Jagd?«
»Einer, auf der Jagd. Wir müssen uns verstecken.«
Die Äste überdeckten den Pfad nicht ganz, und die meisten Laubbäume hatten bereits ihre Blätter abgeworfen. Man konnte sie und Giron aus der Luft sehen.
Thella trieb ihren Renner die Böschung hinauf und wäre von dem störrischen Packtier fast aus dem Sattel gerissen worden. Dennoch gelang es ihr, zwischen eine Gruppe von Nadelbäumen zu kommen. Giron drückte sich fest an den Stamm und blickte weiter zum Himmel auf. Sein Mund öffnete sich, fast als wolle er den Reiter anrufen, sich zu erkennen geben. Thella hielt den Atem an, aber ihr Begleiter schien mit dem Stamm zu verschmelzen und regte sich so lange nicht, daß Thella schon befürchtete, er sei wieder zu Stein erstarrt.
»Giron? Was ist los?«
»Noch zwei Drachen. Halten Ausschau.«
»Nach uns? Oder nach Dowell?«
»Was weiß ich? Aber sie tragen Säcke mit Feuerstein.«
»Du meinst, es kommt ein Fädeneinfall?«
Thella überlegte angestrengt, wo sich der nächste Unterstand befand. »Komm herunter. Wir müssen weg!«
Giron warf ihr einen leicht verächtlichen Blick zu, aber sie ging nicht darauf ein, sie war zu erleichtert, daß er da oben auf seinem Baum nicht abermals in Trance gefallen war.
»Wir sind hier in Baron Asgenars kostbaren Wäldern«, sagte er. »Ganze Scharen von Drachenreitern werden dafür sorgen, daß kein einziger Faden durchkommt.«
»Schön und gut, ich fürchte die Fäden nicht mehr als du, aber für die Renner gilt das nicht. Sie müssen weg von hier.«
Als sie endlich eine Höhle fanden, war sie fast zu klein, aber wenigstens tief genug für die drei Renner.
Was die dummen Tiere nicht sahen, würde sie auch nicht erschrecken. Gegen Ende des Einfalls war Thella fast rasend vor Sorge. Sobald Giron sicher war, daß auch die hinterste Front vorübergezogen war, drängte sie zum Aufbruch.
»Wenn sie in den Regen geraten ist…«
Sie ließ die Drohung unvollendet und schwang sich auf ihren Renner. Im Geiste sah sie den zuckenden, von Sporen bedeckten Körper des Mädchens vor sich. Als sie Girons geringschätzigen Blick bemerkte, unterdrückte sie ihre Unruhe, aber die Vorstellung, sie könnte ihr Opfer an die Fäden verloren haben, ließ sie nicht los, sie mußte sich Klarheit verschaffen.
»Thella«, befahl Giron unerwartet energisch, »behalten Sie den Himmel im Auge! Über dem Wald werden sie besonders gründlich suchen.«
Er hatte natürlich recht, und sie gab ihrem Renner die Sporen.
»Es ist schon fast dunkel, und ich muß es wissen!«
Den nächsten Hinweis entdeckte sie selbst. Jemand hatte die Wagenspuren verwischt, die Striche waren nicht zu übersehen, sobald sie den Dreckklumpen bemerkt hatte, der ohne jeden Zweifel aus einer Radnabe gefallen war. Sie saßen ab und nahmen sich je eine Seite des Weges vor; Giron fand den Wagen in einem leidlich guten Versteck hinter Nadelbäumen. Er spähte durch die Äste, als Thella ihn erreichte und ihn ungeduldig beiseite stieß.
»Jemand hat herumgekramt und einiges mitgenommen«, stellte Giron fest.
»Dann können sie nicht weit sein.«
Giron zuckte die Achseln. »Zum Suchen ist es zu dunkel.« Er hob warnend die Hand, als sie den Renner an den Zügeln zu sich heranzerrte und aufsteigen wollte. »Hören Sie, wenn sie tot sind, dann sind sie eben tot, und sie werden nicht wieder lebendig, auch wenn Sie noch so lange im Dunkeln herumstolpern. Und wenn sie in Sicherheit sind, dann laufen sie Ihnen im Moment nicht weg.«
Das klang vernünftig, aber Thella war nicht zu beruhigen.
»Ich schlafe heute nacht im Wagen.«
»Nein, ich schlafe heute nacht im Wagen. Du bringst die Renner in die Höhle zurück und kommst bei Tagesanbruch wieder hierher.«
Sie nahm die Decke und den Reiseproviant aus ihrem Bündel und schickte ihn fort.
»Sobald es hell wird! Vergiß es nicht!«
Vielleicht war das sogar die bessere Methode, dachte Thella.
Beim Wagen zu bleiben und
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