Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
Jim! Bis Key Largo ist es verdammt weit, und Kaarvan warnte mich, daß die Überquerung der beiden Strömungen kein Kinderspiel sein wird.«
»Ich breche erst von hier auf, wenn jedes einzelne Boot tiptop in Ordnung und absolut seetüchtig ist, nach Bristol Standard, wie man früher zu sagen pflegte«, versprach Jim, wobei er bewußt den alten seemännischen Begriff benutzte, um gute Laune zu demonstrieren.
Er gewahrte, wie die Schatten der drei näherkommenden Mediziner auf ihn zu rückten und das Licht der tief im Westen stehenden Sonne aussperrten. Er wandte sich ab, damit sie sein Gespräch nicht belauschen konnten. »Himmel, bis dahin ist die gesamte Fracht wieder getrocknet. Die meisten Umhüllungen und Behälter haben gehalten, nur ein paar Säcke sind aufgeplatzt. Morgen lassen wir die Delphinteams das Zeug hochholen, das noch auf dem Meeresgrund liegt. Später melde ich mich wieder bei dir, Paul. Mach dir um uns keine Sorgen. Der Schlitten brachte alle Hilfe, die wir brauchten.«
Als er die Verbindung unterbrach, räusperte sich jemand. Jim sah hoch und erkannte Corazon Cervantes, Beth Eagles und Basil Tomlinson, die vor ihm standen und ihn belustigt ins Visier nahmen.
»Er steht ja immer noch auf beiden Beinen«, kommentierte Corazon.
Jim fiel auf, wie müde sie aussah, und in diesem Moment spürte er seine eigene Erschöpfung.
»Aber nur, weil er sich mit dem Rücken an dieser Kiste abstützt«, ergänzte Beth in der für sie typischen pragmatischen Art. Auch ihr merkte man den Kräfteverschleiß an.
»Alte Seebären sind nicht so leicht umzubringen«, dozierte Basil. »Aber sie sind auch nur Menschen. Jedenfalls hat Theo recht gehabt«, setzte er hinzu. »Die Gelschiene ist verrutscht, und die Klammern haben sich aus der Wunde gelöst. Was schlagen Sie vor, meine Damen und Herren Mediziner?«
»Einen neuen Verband, neue Klammern und strenge Bettruhe«, entgegnete Beth. Ehe Jim zu einem Protest ansetzen konnte, preßte sie ein Hypo-Spray gegen seinen Arm. Während die Knie unter ihm nachgaben und ihm schwarz vor Augen wurde, hörte er sie salbadern: »Ich glaube, er weiß einfach nicht, wann es Zeit ist, eine Pause zu machen.«
Der Duft von gebratenem Essen belebte ihn, doch als er versuchte aufzustehen, wollte sein Körper ihm nicht gehorchen. Er lag auf dem Rücken, unter einem Baldachin aus geflochtenen Farnwedeln, ein ebenso ungewohnter wie rustikaler Anblick. Als Unterlage diente ihm jedoch eine Luftmatratze, und eine leichte Zudecke verhinderte, daß er im Schatten fror. Dann beging er den Fehler, sich auf die rechte Seite zu rollen, in einem weiteren Bemühen, seine Lagerstatt zu verlassen. Der Schmerz, der ihn durchzuckte, als er sich auf den Arm stützte, ließ ihn gequält aufstöhnen.
»Bist du wach?« fragte eine Stimme zu seiner Linken. Er drehte sich um und sah neben sich Theo liegen. Sie bedachte ihn mit einem schelmischen Grinsen.
»Also du hast mir dieses unheilige Trio auf den Hals gehetzt«, beschuldigte er sie, ohne zu berücksichtigen, daß sie gleichfalls außer Gefecht gesetzt worden war.
»Dart hat mich verpetzt«, erzählte sie achselzuckend. »Und ich habe dafür gesorgt, daß ich in meinem Krankenzimmer wenigstens in guter Gesellschaft bin.« Sie streckte den rechten Arm aus und zeigte ihm vier geklammerte und versiegelte Schnittwunden.
Er faßte nach ihrer Hand und legte den lädierten Arm vorsichtig auf das Lager zurück. »Wie ist das denn passiert?«
Nachdenklich betrachtete sie die Verletzungen. »Ich erinnere mich nicht genau. Ich glaube, ich holte mir die Kratzer, als wir die Fünf-Meter-Ketsch checkten, die von Bruce Olivine gesteuert wurde. Dart steckte ihre Nase in das Vorluk, als sich das Schiff plötzlich drehte und mein Arm sich irgendwo verfing.«
»Was ist mit deinen Beinen?«
Sie strampelte die Decke von einem Bein, das wie der Arm mit Heilpflaster versiegelt war. Ungerührt betrachtete sie die Schürfwunde, die sich vom Knöchel bis zum Oberschenkel zog; die Haut war so tief zerschrammt, daß buchstäblich das rohe Fleisch zu sehen war. Die Innenseite des Beins wies lediglich Blutergüsse auf. »Früher fiel es mir leichter, mich durchenge Öffnungen zu quetschen. War alles halb so schlimm gewesen, wenn ich einen kompletten Tauchanzug getragen hätte. Die Haut wird schon wieder nachwachsen. Aber mir scheint, daß wir noch ein Weilchen in diesem hübschen Seebad bleiben werden.«
»Und wer hat das Kommando übernommen?«
»Die Ärzte!« erwiderte
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