Die drei !!!, 16, Total verknallt!
Stufen.
Frau Jülich knallte ihren Schlüsselbund auf die Kommode. »Deine ironischen Bemerkungen hättest du dir echt sparen können! Ich konnte mich überhaupt nicht auf den Film konzentrieren.«
Ihr Mann lachte. »Glaub mir, du hast nichts verpasst. Ich hab selten so eine langweilige, vorhersehbare Handlung erlebt. Und erst die Schauspieler! Denen hab ich ihre Gefühle überhaupt nicht abgenommen. Das war alles so aufgesetzt. Da konnte Julia Roberts auch nichts mehr retten.«
»Mir hat der Film gefallen!«, sagte Frau Jülich schnippisch.
Herr Jülich lachte wieder. »Das hab ich gemerkt. Du hast ja auch dauernd geheult. Manchmal bist du wirklich sehr emotional.«
Die Stimme seiner Frau klang eisig. »Und du bist manchmal total gefühllos! Du hättest mich ruhig mal drückenkönnen oder einfach meine Hand halten, aber dafür hattest du ja keine Zeit, weil du dauernd deine schlauen Kommentare abgeben musstest.«
Jetzt wurde Herr Jülich zum ersten Mal laut. »Ich hab mir doch extra für dich Zeit genommen und mir diesen Abend freigeschaufelt. Wer hat denn die Karten besorgt? Wer hat dich denn zum Essen und zum Kino eingeladen?
»Das ist wieder mal typisch!« Frau Jülich schnappte nach Luft. »Jetzt wirfst du mir auch noch vor, dass ich undankbar bin. Soll ich dir mal was sagen? Andere Männer laden ihre Frauen viel häufiger ein. Das war heute ja die absolute Ausnahme. Sonst verkrümelst du dich doch dauernd in deinen Schuppen und bastelst Tag und Nacht an deinen bescheuerten Kuckucksuhren!«
»Jetzt sag ich dir mal was!«, rief Herr Jülich. »Wir beenden das hier. Keine Sorge, ich belästige dich nicht mehr mit meiner gefühllosen Art! Ich schlafe heute Nacht auf der Couch im Wohnzimmer.« Damit rauschte er an seiner Frau vorbei und lief wütend auf die Treppe zu.
Gerade noch rechtzeitig sprang Kim auf und rannte zurück in ihr Zimmer.
Geheimes Tagebuch von Kim Jülich
Sonntag, 00.15 Uhr
Wer das hier trotz Warnung und ausdrücklichem Verbot von Kim Jülich liest, kann sicher sein, dass er meine Freundschaft für immer verspielt hat. Stell dich jetzt schon mal drauf ein, dass ich dir das Leben zur Hölle machen werde!
Ich hab alles falsch gemacht! Jetzt ist alles noch viel schlimmer, als es sowieso schon war. Kino war die blödeste Idee überhaupt. Ich hätte mir gleich denken können,dass das nicht gut geht: mein Vater, der knochentrockene Realist, und meine Mutter, die Romantikerin. Die Strategie ist voll nach hinten losgegangen. Super, Kim, hast du ganz toll hingekriegt!
Jetzt kann nur noch ein Wunder die Ehe meiner Eltern retten, doch Wunder gibt es leider nicht. Ich muss etwas tun, ich muss es wieder gerade biegen. Aber wie???
Der Anwalt muss weg, genau, das ist es! Marie, Franzi und ich müssen ihn aus dem Weg räumen, und zwar schnell. Ich könnte ihn umbringen, so wütend bin ich auf ihn!!! Nein, das stimmt nicht, zu einem Mord wäre ich nie fähig.
Ich muss wieder einen klaren Kopf bekommen und tief durchatmen!
So, jetzt geht es besser. Also: Wir stellen Ingo Zürcher zur Rede und machen ihm klar, dass er meine Mutter in Ruhe lassen soll – und zwar für immer.
Am liebsten würde ich sofort losrennen und mir diesen Anwalt vorknöpfen, aber ich fürchte, ich muss bis morgen früh warten. Da fällt mir ein, morgen ist ja Sonntag. Mist! Da ist dieser Zürcher wahrscheinlich gar nicht in der Kanzlei. Oder vielleicht doch? So karrierebesessen und geldgierig wie der ist, würde ich ihm das glatt zutrauen. Ich muss es versuchen – am besten alleine, bevor ich Marie und Franzi umsonst aus den Betten hole.
»Gibst du mir mal bitte die Butter?«, fragte Frau Jülich betont höflich.
Ihr Mann nickte. »Natürlich, gerne.«
Seit Kim sich mit Ben, Lukas und ihren Eltern an den Frühstückstisch gesetzt hatte, behandelten sich die Erwachsenen wie rohe Eier: kein Wort zu viel und keins zu wenig. Anscheinend hatten sie vereinbart, vor den Kindernden Schein zu wahren. Ben und Lukas merkten natürlich nichts. Wie immer stritten sie sich um die Erdnussbutter und klopften gut gelaunt auf ihren hart gekochten Eiern herum, bis die Schalen in alle Richtungen flogen.
»Hört bitte auf, ihr Lieben, seid so gut«, sagte Frau Jülich nur mit einem milden Lächeln, wo sie sonst mit Sicherheit ausgerastet wäre.
Kim bekam eine Gänsehaut. Die Eiszeit zwischen ihren Eltern war fast noch schlimmer als der heftige Streit gestern Nacht. Solange ein Paar miteinander stritt, sich auseinandersetzte,
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