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Die drei Frauen von Westport

Titel: Die drei Frauen von Westport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Schine
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Nee, ich hab Bienen . In meinerWohnung.«
    Er nimmt den Neuen mit in sein Apartmenthaus, wo sie mit dem Aufzug nach oben fahren. In der Wohnung holt der Alte eine Schachtel aus seinem Schrank und macht sie auf. »Hier!«
    »Aber die sind ja alle tot! Das ist doch nur eine Schachtel voll toter Bienen! Das ist doch keine Bienenzucht!«
    »Hey«, erwidert der andere, »es ist doch bloß ’n Nobby.«
    »Möchtest du, dass ich mir Bienen zulege, Mutter?«, fragte Miranda.
    »Wenn es dich glücklich machen würde«, antwortete Betty. Sie zögerte. »Und, wäre das so?«
    »Brauch ich nicht«, erwiderte Miranda und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Orange zu, womit das Gespräch für sie beendet war. Der frische Duft der Zitrusfrucht breitete sich in der Küche aus. Miranda wartete, bis sie das dumpfe Ploppen der Zeitung auf dem schlammigen Weg hörte, dann ging sie nach draußen und holte die schmutzige blaue Tüte herein. Als Annie in ihrem Neoprenanzug zurückkam, duschte und sich für die Arbeit fertig machte, hatte Miranda schon die ganze Zeitung durchgeblättert.
    »Es wäre schön, wenn du sie nicht immer so zerknittern würdest«, sagte Annie und strich die einzelnenTeile der New York Times glatt.
    »Hol dir doch deine eigene Zeitung am Bahnhof, wenn es dir nicht passt.«
    »Typisch.«
    »Wofür?«
    »Na kommt schon, Mädels«, sagte Betty vage. Aber sie war in Gedanken woanders, und Annie und Miranda, die das spürten, funkelten sich so wütend an wie verzogene Kinder, bis Miranda Annie zum Bahnhof fahren musste. Als sie rausgingen, starrte ihre Mutter aus dem Fenster und hielt einen Kaffeebecher an ihreWange, weil ihre Nebenhöhlen schmerzten.
    »Tut mir leid«, zwang sich Annie zu sagen, als sie ins Auto stiegen. »Es ist ja nur die Zeitung. Ich bin zu alt, um mich so zu benehmen.« Sie verkniff sich die Bemerkung, dass Miranda ebenfalls zu alt für ein solches Betragen war. »Und ich habe zu lang alleine gelebt.«
    »Du?«, erwiderte Miranda. »Und was ist mit mir? Wie lange lebe ich denn schon alleine?«
    Annie merkte, wie der Zorn sie packte. Konnte sie sich denn nicht einmal feinfühlig entschuldigen, ohne dass ihre Schwester in Konkurrenz mit ihr trat? »Grün«, entgegnete sie lediglich, als die Ampel umsprang und Miranda nicht sofort anfuhr.
    Miranda setzte ihre Schwester am Bahnhof ab und knatterte mit dem lauten alten Mercedes zum Parkplatz am Compo Beach. Dann ging sie im Morgengrauen die Straße bis zum Strand von Burying Hill entlang, wie sie es jedenTag machte. Es wäre einfacher gewesen, Annie an der Bahnstation Greenfield Hill abzusetzen, die viel näher an Burying Hill lag, aber Miranda wollte nicht, dass ihre Schwester oder irgendwer wusste, wo sie hinging. Sie starrte nach Osten, zum Haus von Kit MaybanksTante. Das gab ihr das Gefühl, näher bei Kit und Henry zu sein, als wären die beiden gleich dort hinter dem nächsten Felsen. Sie hatte Kit mehrmals angerufen und einmal sogar mit Henry gesprochen. Doch dann hatte Kit nicht mehr auf ihre Anrufe reagiert. Als Miranda ihm eine E-Mail schrieb, antwortete er kurz und ausweichend – zu viel zu tun, geht leider nicht, bald … Und dann hatte sie gar nichts mehr von ihm gehört. Es kam ihr vor, als seien Kit und mit ihm Henry von der Erdoberfläche verschwunden – ihrer Erdoberfläche jedenfalls. Miranda fragte sich, wer sich nun um Henry kümmerte. Kit hatte gesagt, das Kindermädchen eines seiner Studienfreunde habe ihm ihre Cousine geschickt. Das hörte sich nicht gut an. Armer Henry. Miranda hatte angeboten, nach L.A. zu kommen und den Kleinen zu versorgen, doch Kit war nicht darauf eingegangen. Und so blieben die beiden verschwunden. Miranda hörte und sah nichts mehr von ihnen und konnte lediglich hier stehen und im frühen Novemberregen Richtung Osten starren.
    »Hallo«, sagte unvermittelt jemand neben ihr.
    Miranda zuckte zusammen und dachte einen Moment lang, es sei Kit. Dann starrte sie R oberts an, als würde sie ihn nicht erkennen.
    »Verzeihung. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Aber es beginnt ernsthaft zu regnen. Kann ich Sie vielleicht nach Hause fahren?«, fragte R oberts mit einem Blick auf den leeren Parkplatz. »Oder sind Sie mit Ihrem verlässlichen Kajak hierhergepaddelt?«
    Miranda lächelte nicht. Es gelang ihr nicht, sich zur Höflichkeit zu zwingen, weil sie alleine sein wollte. Sie murmelte lediglich ein Dankeschön vor sich hin und lehnte das Angebot ab.
    »Ich gehe gerne spazieren«, fügte sie dann noch

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