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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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großes Vertrauen zu dem würdigen Picarden nahm von Tag zu Tag ab. Diese Unruhe war so groß, daß sie sich auch Porthos und Aramis mitteilte. Athos allein blieb unempfindlich, als ob ihn keinerlei Gefahr umgäbe und als ob alles durchaus seinen gewohnten Gang ginge.
    Am sechzehnten Tage wurden die Zeichen der Aufregung bei d’Artagnan und Porthos wie Aramis so sichtbar, daß sie es nicht in der Festung aushalten konnten und wie Schatten auf dem Wege, umherirrten, auf dem Planchet zurückkehren sollte.
    »Wahrlich«, sagte Athos zu ihnen, »ihr seid Kinder, daß euch eine Frau so bange macht. Was kann denn am Ende geschehen?
    Daß man uns einsperrt? Man wird uns auch wieder herausholen, wie man Madame Bonacieux herausgeholt hat.«
    »Das ist sehr gut«, antwortete d’Artagnan, »aber ich habe es satt, bei jedem Schluck fürchten zu müssen, der Wein könnte aus Myladys Keller kommen.«
    »Ihr seid sehr heikel«, sagte Athos, »eine so schöne Frau!«
    »Eine Frau mit Qualitätsstempel«, rief Porthos mit seinem plumpen Lachen.

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    Athos bebte, strich sich mit der Hand über die Stirn, um den Schweiß abzutrocknen, und stand ebenfalls in einer Erregung auf, die er nicht zu verbergen vermochte.
    Der Tag ging indessen hin, und der Abend kam noch
    langsamer heran, aber er kam doch endlich, die Trinkstuben füllten sich mit Gästen. Um halb acht wurde Retraite geblasen.
    »Wir sind verloren«, sagte d’Artagnan Athos ins Ohr.
    »Ihr wollt sagen: Wir haben verloren«, erwiderte Athos ruhig und warf zehn Louisdor auf den Tisch, die er aus seiner Tasche gezogen hatte. »Auf, meine Herren«, fuhr er fort, »gehen wir schlafen.«
    Athos verließ das Gasthaus, und d’Artagnan folgte ihm.
    Aramis gab Porthos den Arm und kam hinter ihnen nach, Aramis deklamierte leise Verse, und Porthos riß sich von Zeit zu Zeit ein Haar aus dem Schnurrbart als Zeichen der
    Verzweiflung. Aber plötzlich zeigte sich in der Dunkelheit ein Schatten, dessen Form d’Artagnan bekannt schien, und eine Stimme sagte: »Monsieur, ich bringe Euch Euren Mantel, denn es ist frisch heute abend.«
    »Planchet!« rief d’Artagnan, trunken vor Freude.
    »Planchet!« riefen Porthos und Aramis.
    »Jawohl, Planchet!« sagte Athos. »Was ist darüber zu staunen? Er hatte versprochen, um acht zurückzukommen, und eben schlägt es acht Uhr. Bravo, Planchet, Ihr seid ein Mann von Wort, und wenn Ihr je Euren Herrn verlaßt, so nehme ich Euch in meine Dienste.«
    »O nein, nie, nie verlasse ich Monsieur d’Artagnan.«
    Und in demselben Augenblick fühlte d’Artagnan, daß ihm Planchet ein kleines Billett in die Hand schob. Er hatte große Lust, seinen Planchet zu umarmen, aber er fürchtete, dieses Freundschaftszeichen gegen seinen Diener auf offener Straße könnte einem Vorübergehenden auffallen, und er hielt sich zurück.

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    »Ich habe das Billett«, sagte er zu seinen Freunden.
    »Das ist gut«, sagte Athos, »gehen wir nach Hause und lesen wir es!«
    Das Billett brannte d’Artagnan in der Hand. Er wollte seinen Gang beschleunigen, aber Athos nahm ihn beim Arm, und der junge Mann war genötigt, gleichen Schritt mit seinem Freund zu halten. Endlich trat man in das Zelt und zündete eine Lampe an.
    Während Planchet bei der Tür blieb, damit die vier Freunde nicht überrascht würden, erbrach d’Artagnan mit zitternder Hand das Siegel und öffnete den so sehnsüchtig erwarteten Brief.
    Er enthielt eine halbe Zeile in echt britischer Handschrift und lakonischer Gedrängtheit:
    »Danke Euch, seid unbesorgt.«
    Athos nahm d’Artagnan den Brief aus den Händen, hielt ihn über die Lampe und ließ ihn nicht aus den Augen, bis er in Asche verwandelt war. Dann rief er Planchet und sagte: »Nun, mein Junge, da hast du siebenhundert Livres als Lohn. Nun erzähle uns!« – »Das würde sehr lange währen, Monsieur.« –
    »Du hast recht, Planchet, überdies könnte es auffallen, wenn wir länger Licht behielten als die anderen. Also legen wir uns nieder. Schlaf wohl, Planchet!« – »Wahrhaftig, Monsieur, das ist das erstemal seit vierzehn Tagen.« – »Bei mir auch!« sagte d’Artagnan. – »Bei mir auch«, sagte Porthos. – »Bei mir auch«, sagte Aramis. – »Nun, soll ich Euch die Wahrheit gestehen? Bei mir auch«, sagte Athos.
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    Außer sich vor Zorn und auf dem Deck wie eine Löwin fauchend, die man einschifft, hatte Mylady mehrmals sich versucht gefühlt, sich ins Meer zu stürzen, um die Küste wieder zu erreichen. Sie bat schließlich den

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