Die drei ??? und der heimliche Hehler
Regina.
»So? Na, dann ist er vielleicht gerade Pu der Bär und hat eine Expedition zum Nordpol gemacht. Oder er ist ein Astronaut, der zu einem anderen Planeten fliegt. Er hat ja so viel Phantasie. Immer noch besser, er macht solche Spiele, als daß er irgendwo . . .«
Burton brach ab. Nun hatte er sich ganz dämlich verplappert.
Die Jungen wußten, daß er sagen wollte: ». . . irgendwo tot oder verletzt liegt.«
Regina sah den Mann fassungslos an. Sie war ganz blaß.
»Es tut mir leid«, fuhr Burton fort. »Das war taktlos von mir.
Vielleicht – vielleicht geht mir die ganze Sache einfach zu nahe. Ich hatte einen kleinen Bruder, der eines Tages weglief und verschwand, als wir beide Kinder waren. Deshalb geht es mir immer so nahe, wenn ich von einem Kind höre, das verschwunden ist. Bitte verzeihen Sie mir.«
Regina gab keine Antwort, und so ging Burton zu seiner Galerie hinauf. Als die Jungen wegfuhren, stand Regina noch an der Tür ihres Ladens und blickte ins Leere, und über ihre Wangen liefen Tränen.
Nach dem Abendessen kamen Bob und Peter mit Justus in der Zentrale zusammen. Justus durchforschte die Bücherregale im Büroraum des Campingwagens. Er gab an, er wolle seine Kenntnisse über einen alten Film auffrischen. Seit seiner Zeit als Kinderstar ›Pummelchen‹ war Justus ein Kino-Fan. Seine Bücher über Filmgeschichte standen in der Fachbibliothek der drei ???.
»Das Apollo-Kino in Hollywood brachte im Frühjahr in einer Wiederaufführung eine Reihe alter Filme mit Barry Bream«, erklärte Justus. »Erinnert ihr euch an Bream? Er spielte immer in der alten Serie über den Detektiv Henry Hawkins mit.«
Peter verzog das Gesicht. »Justus, wir waren j a noch nicht mal auf der Welt, als diese Filme gedreht wurden!«
»Das ist doch jetzt nicht wichtig«, entgegnete Justus. »Die Filme mit Barry Bream sind jedenfalls Klassiker. Bei Filmfe-stivals werden sie immer wieder gezeigt. Die Handlung eines dieser Barry-Bream-Filme drehte sich um einen kleinen Jungen, der eine Million Dollar erben sollte. Er ertrank in einem Baggersee, und die nachfolgenden Erben kamen nacheinander auch ums Leben.«
»In einem See ertrunken?« wiederholte Peter.
»Genau wie Clark Burtons kleiner Bruder!« warf Bob aufgeregt ein.
»Beziehungsweise sein Spielkamerad«, stellte Justus fest, »je nachdem, wie er seine Geschichte gerade auftischt. Ich habe da ein Gefühl des déjà-vu – ihr wißt, dieses eigenartige Gefühl, als hätte man etwas schon einmal erlebt. Ich möchte ein paar Standfotos aus diesem Bream-Film heraussuchen und mich vergewissern, ob ich recht habe. – Da sind sie drin«, sagte er gleich darauf, während er ein verstaubtes Buch aus dem Regal hinter dem Schreibtisch nahm. Es trug den Titel
›Schrei im Dunkeln‹. Es handelte von Gruselfilmen, und ein ganzes Kapitel war den Filmen mit Barry Bream gewidmet.
Justus blätterte das Buch durch und hielt ab und zu inne, um sich ein Foto anzusehen. Schließlich wurde er fündig. »Aha!
Hier ist ein Standfoto der Szene, wie der Butler die Leiche des kleinen Jungen im Baggersee treibend entdeckt.«
Peter und Bob blickten Justus über die Schulter. Sie sahen ein Bild von einer Gruppe Menschen, die alle entsetzt auf den See starrten, in dem der kleine Körper trieb. Auf dem Bild wirkte er zwar eher wie eine Puppe, obwohl Justus sich erinnerte, daß der Eindruck im Film ganz lebensecht gewesen war. Der Darsteller des Butlers war niedergekniet und wollte nach der Leiche greifen, wurde aber von Barry Bream, der den Detektiv Henry Hawkins spielte, daran gehindert.
Auf dem Foto standen hinter Bream zwei Polizisten in Uniform. Einer von ihnen war ein junger Mann – eher noch ein Halbwüchsiger –, der seine Mütze abgenommen hatte. Er sah gut aus, und seine Miene war dramatisch-betroffen.
»Hat man Töne?« kam es von Peter. »Das ist ja Burton!«
»Genau!« sagte Justus. »Ich wußte doch, daß ich sein Gesicht aus diesem Film kenne. Er muß bei den Dreharbeiten noch keine zwanzig gewesen sein, allerhöchstens Anfang zwanzig.«
»Also ist er ein Lügner!« rief Bob. »Diesen kleinen Bruder oder verschwundenen Spielkameraden hat es nie gegeben.
Burton erzählte die Geschichte, weil . . . weil . . .« Bob wußte im Augenblick nicht weiter.
»Eben«, meinte Justus. »Das ist das Erstaunliche, nicht?
Warum sollte Burton mit einer solchen Geschichte ankommen? Es sei denn, daß durch einen Zufall die Handlung dieses alten Films tatsächlich ein Ereignis in
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