Die drei ??? und der unsichtbare Gegner
hörte erst gar nichts, dann ein zweites Klicken.
»Guten Tag«, sagte eine Stimme von einem Tonband. »Hier spricht Ed Snabel. Ich bin im Augenblick nicht persönlich zu sprechen. Wenn Sie Ihren Namen und eine Telefonnummer hinterlassen, unter der Sie erreichbar sind, werde ich Sie zurückrufen, sobald ich kann. Nach dein nun folgenden Signalton können Sie Ihre Mitteilung auf Band sprechen.« Es folgte ein quäkendes Tuten.
»Verflixt!« Justus legte auf. »Er hat einen Anrufbeantworter.«
»Dann sind wir so schlau wie zuvor«, stellte Peter fest.
»Wir können es morgen noch einmal versuchen«, meinte Justus. »Vielleicht geht er dann an den Apparat.«
Aber als Justus um acht Uhr in der Frühe Ed Snabel nochmals anzurufen versuchte, ertönte wieder das Klicken des Anrufbeantworters, und die drei ??? gaben die Sache auf.
Sie fühlten sich erschöpft und entmutigt, als sie losfuhren. Doch der Tag war sonnig und schön, mit einem weiten blauen Himmel, der hier und da von Wölkchen gesprenkelt war. Sie fuhren durch Wyoming, über endloses Grasland mit weidendem Vieh. Als sie Rapid City in South Dakota erreichten, verkündete Mr. Peck, er werde sich seine Ferien nicht durch Snabel ruinieren lassen.
»Wir machen uns jetzt schöne Tage und pfeifen auf diesen lächerlichen Fettwanst«, sagte Ben Peck. »Wir werden uns nichts entgehen lassen, das für uns sehenswert ist.«
Da faßten die Jungen frischen Mut, und beim Mittagessen in Rapid City wurde gescherzt und schallend gelacht. Dann schafften sie es, die ganze Strecke nach Süden bis Mount Rushmore – zu fahren, ohne ein einziges Mal zurückzublicken.
Justus bemerkte allenfalls, daß Mr. Peck häufiger in den Rückspiegel schaute, als es der Verkehr erforderte.
Die Straße zur Aussichtsplatte am Mount Rushmore führte in engen Kurven mehrere Kilometer bergan, und dann kam ein Parkplatz, wo sie den Wagen abstellten. Zu Fuß gingen Mr. Peck und die Jungen einen breiten Wanderweg hinauf, den die im Wind flatternden Flaggen von fünfzig Staaten säumten. Vom Parkplatz aus war es ein leichter Anstieg von vielleicht vierhundert Metern. Dann standen sie oben und schauten über kiefernbewachsene Hänge auf die riesenhaften Häupter von vier berühmten Präsidenten, die aus dem Gestein der Berge in South Dakota gehauen waren.
»Großartig!« Peter war tief beeindruckt.
Justus hatte einen Reiseführer bei sich. »Die kolossalen Häupter von Washington, Jefferson, Lincoln und Theodore Roosevelt wurden nach dem Plan des verstorbenen Gutzon Borglum ausgeführt«, las er vor. »Jeder Kopf ist zwanzig Meter hoch.«
Peter kicherte unvermittelt. »Vielleicht hörte er als kleiner Junge von seiner Mutter, er solle groß werden und etwas richtig Großes tun, damit sie stolz auf ihn sein könne.«
»Sehr witzig!« sagte eine Stimme hinter den Jungen.
Peter sah sich um, Mr. Peck ebenso.
»Ihre Enkel?« fragte eine dickliche Dame in zu engen Jeans. Sie strahlte Mr. Peck an.
»Nur der eine«, erwiderte Mr. Peck.
»Kinder sind etwas Wunderbares!« gurrte die Frau. »Sie haben solch herzerfrischende und originelle Einfälle!«
Mr. Peck musterte die Jungen, als forsche er nach Anzeichen für herzerfrischende Originalität. Peter starrte wütend vor sich hin, und Bob wurde rot.
Justus, dem es verhaßt war, ein Kind genannt zu werden, warf der Frau einen bitterbösen Blick zu. Sie mochte etwa Ende fünfzig sein. Sie trug eine Bluse, deren Passe mit grellrosa Rosen bestickt war, dazu rosa Ohrclips und rosa Lippenstift, genau im Farbton der Rosen. Sie lächelte süßlich und ging ein paar Schritte auf Mr. Peck zu.
»Mein großer Kummer ist«, hob sie in gedämpfter Enttäu-schung an, »daß ich nie Kinder hatte. Alle meinen, das hätte ich falsch gemacht. ›Bessie‹, sagen sie, ›du wärst eine wunderbare Mutter gewesen.‹ Aber nun habe ich eben meine Freude an den Kindern anderer Leute.«
Mr. Peck sah sich ihrem Blick plötzlich aus einer Entfernung gegenüber, die ihm für sein persönliches Wohlbefinden entschieden zu kurz war. Er versuchte, einen Schritt zurückzuwei-chen, bekam aber zu spüren, daß die Dame ihn am Ärmel festhielt. Sie hatte rosa lackierte Fingernägel, von derselben grellen Farbe wie der Lippenstift.
Peter sah auf die Uhr und räusperte sich. Dann sagte er: »Opa, wir müssen weiter. Oma wartet doch im Motel auf uns.«
Es war eine sehr wirksame Notlüge – besser hätte sie auch Justus nicht einfallen können. Die rosafarbene
Weitere Kostenlose Bücher