Die drei ??? und der verschwundene Schatz
drängte Justus ungeduldig. »Laß dich runter, so schnell du kannst, aber sei nicht leichtsinnig.«
»Keine Sorge, ich schaff’ das schon«, sagte Peter und ließ sich über die Brüstung des Türmchens gleiten.
Er hatte sich vorgenommen, zu Fuß hinunterzugehen – das heißt, die Füße gegen die Außenwand zu stemmen, sich zurückzulehnen und Schritt für Schritt abzusteigen, während das Seil langsam durch seine Handschuhe gleiten würde. So mußte es eigentlich ganz gut gehen. Er versuchte, nicht auf den harten dunklen Straßenbelag unter sich zu blicken, sondern konzentrierte sich darauf, die Füße fest gegen die unebene, stuckverzierte Mauerfläche des Theaters zu stemmen. Schritt für Schritt ließ er sich hinab. Er hatte die halbe Strecke geschafft, als er über sich Rufe hörte. Justus schrie auf, eine tiefe Stimme knurrte etwas, und dann war alles still. Peters Herz klopfte heftig. Hatten sie Justus da oben entdeckt? Dann hieß es schleunigst Boden unter den Füßen gewinnen. Und dann –
Plötzlich ruckte es am Seil, so daß er fast den Halt verloren hätte. Rawleys tiefe Stimme dröhnte über ihm.
»Du da unten! He, Junge!«
Peter schluckte. Wieder schwankte das Seil heftig. Peter klammerte sich fest.
»J-ja?« rief er. »Hier bin ich.«
»Komm sofort wieder rauf!«
»Ich will aber runter«, entgegnete Peter störrisch.
»Kannst du gleich haben!« brüllte der Mann. »Ich schneid’ das Seil durch, wenn du nicht sofort ’raufkommst.«
Peter blickte in die Tiefe. Der Gehsteig lag noch zehn Meter unter ihm. Wäre es hohes Gras gewesen, hätte er vielleicht den Sprung gewagt. Aber Asphalt – ihm war klar, daß er im besten Fall mit gebrochenen Beinen zu rechnen hätte.
»Na schön, mein junge«, ertönte die Stimme wieder. »Ich zähle bis drei. Dann schneid’ ich das Seil durch.«
»Halt, warten Sie!« rief Peter. »Ich komm’ ja schon. Geben Sie mir Zeit, bis ich das Seil fest um die Hände gewickelt habe. Es ist so glatt.«
»Gut, aber versuch mich nicht reinzulegen.«
Peter war auf eine Idee gekommen. Vielleicht würde es auch schiefgehen, aber es schien ihm die einzige Rettung. Er hielt sich mit der linken Hand am Seil fest und zog mit den Zähnen seinen rechten Handschuh aus. Dann holte er sein Stück blauer Kreide aus der Tasche.
Flink malte Peter ein riesiges blaues Fragezeichen, mindestens einen halben Meter hoch, auf das trübe Weiß der Theatermauer. Das war die einzige Spur, die er hinterlassen konnte. Dann ließ er die Kreide fallen und schob die Hand wieder in den Handschuh.
»Na los, Junge!« Die Stimme oben klang ungeduldig. »Komm jetzt, oder es geht runter mit dir!«
»Ich komme schon!«
Griff um Griff hangelte sich Peter hoch. Als er auf der Höhe der Brüstung anlangte, streckten sich ihm starke Hände entgegen und zerrten ihn herüber.
Drei Männer standen bei Justus im Turm. Zwei von ihnen hielten den Ersten Detektiv mit aller Kraft fest. Justus sah erschrocken und zornig aus. Peter wußte, wie ihm zumute war.
Ihm selbst ging es nicht anders.
Aber was wurde hier eigentlich gespielt? Erst die Gnomen, dann diese drei Männer . . .
Gnomen als Schatzgräber sind meines Wissens nicht so sehr an Bankdepots interessiert, sondern schätzen eher goldenes Geschmeide und glitzernde Juwelen. Rawley hingegen . . . Soll man es glauben – bei einem so ehrenwer-ten Beruf wie Nachtwächter? Das seiner Obhut anvertraute Gebäude zu bewachen, scheint ihn nicht sehr zu befriedigen, vielmehr gehen seine Gelüste weit darüber hinaus. Oder besser gesagt, darunter durch . . .
Peter öffnete den Mund zu einer Frage. Aber Rawley wollte nichts hören, sondern stieß ihn vor sich her.
»Los, vorwärts, Junge«, befahl er. »So, Chuck und Driller, schaffen wir die Burschen in den Keller runter. Wir müssen wieder an die Arbeit, und dabei können sie zuschauen.«
Die drei Männer trieben Peter und Justus die enge Treppe hinunter, bis sie sich in einem geräumigen, betonierten Keller neben zwei großen verrosteten Heizkesseln befanden. Peter nahm an, daß dies früher die Heizzentrale des Theaters gewesen war.
In einer Wand waren mehrere geschlossene Türen. Auf verblaßten Schildern stand daran: »Kohlenraum I«, »Kohlenraum II« und »Kohlenraum III«.
Rawley öffnete die Tür zu »Kohlenraum l« und schubste die Jungen hinein. Peter stieß einen Laut der Überraschung aus.
Die vier Gnomen saßen in einer Ecke und spielten Karten. Für die Jungen zeigten sie jetzt wenig
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