Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
sinken. Auch Motzig
lehnte sich kopfschüttelnd zurück.
»Sind
wir jetzt fertig?«, fragte Lavinia und klatschte sich auf die
Oberschenkel, bereit zum Aufbruch.
Drunter und
druber
M axim
fuhr durch den dichten Wald, der sein neues Zuhause umgab. Sein
MaGIa-Ausweis lag im halb offenen Handschuhfach, ein goldener
Schimmer drang in das Innere seines Cabrios. Jeder magische Ausweis
war laut Nadia mit einem Leuchte-Mir-Zauber ausgestattet. Jeder
Ausweis war dafür gedacht, nur für seinen Besitzer zu
leuchten, damit dieser ihn niemals im Dunkeln verlieren konnte. Er
fuhr in die Einfahrt des Anwesens, als er zwei Frauen auf dem Hof
streiten hörte. Er glitt an Lavinia und Roxy vorbei und rollte
langsam in die enge Garage. Als er ausstieg, konnte er das Geschrei
nur gedämpft hören. Doch die Wucht ihrer Stimmen traf ihn
erneut, als er das Garagentor von außen schloss.
»Du
kannst doch hier keine Männer mitbringen«, rief Roxy.
Völlig
übertrieben, so zu schreien, schließlich stand Lavinia
direkt vor ihr.
»Was
interessiert es dich? Meinetwegen darfst du deine Mädels auch
hierherschleppen«, sagte Lavinia hochnäsig, wandte Roxy
weiterhin den Rücken zu und tippte immer rascher mit dem Fuß
auf den Kies.
»Ich
bin nicht lesbisch, wie oft noch!«
Maxim
blieb stehen und tat,als würde er sich seinen Schuh binden.
Jetzt wurde es interessant.
»Erzähl
das deiner Oma«, sagte Lavinia kindisch.
»Darum
geht’s nicht! Es geht darum, dass du hier fremde Männer
anbringst, obwohl ihnen in diesem Anwesen die Magie nackt ins Gesicht
springt. Wir sollen unerkannt bleiben! Schon vergessen, was Oliver
gesagt hat!«
»O
wunderbar! Dann werde ich mich ab sofort nie wieder mit Männern
treffen. Wie wär’s, wenn ich gleich ins Kloster gehe?«
»Dass
dein letzter Freund dich umbringen wollte, ist gerade mal zwei Monate
her.«
»Vergeben
und vergessen.«
»Du
kannst dich ja in deinem Appartement mit ihnen treffen, dann hätte
ich kein Problem.«
»Zu
spät! Denn erstens, fährt er gerade rein und zweitens macht
dieses Anwesen viel mehr her, als mein billiges
Hundertsechzig-Quadratmeter- Apartment mit Terrasse.«
Maxim
sah Roxys ungläubige Miene.
Ohne
ein weiteres Wort stieg Lavinia bei ihrem Date ein und brauste davon.
Roxy
schüttelte wütend den Kopf, und lief zum Eingang.
Maxim
beeilte sich, sie einzuholen. »Also, ich, ich hätte kein
Problem damit, wenn du lesbisch wärst.«
Roxy
drehte sich kurz um und es sah aus, als wollte sie ihm ins Gesicht
treten. Sie schien es sich jedoch anders zu überlegen und lief
stumm und wütend weiter.
»Ach
komm schon, war doch nur ein Spaß.« Doch sie war bereits
durch die Eingangshalle gegangen und in einem der Gänge
verschwunden.
»Was
ist denn mit der los?«, fragte Nadia von der Bibliothekstür
aus.
»Sortierst
du immer noch?«
Nadia
hatte sich Urlaub genommen, um die Bibliothek auf
Vordermann zu bringen .
Wieso, das war Maxim ein Rätsel. Sie fand dank ihrer Gabe eh
immer das Richtige.
»O
ja, ich hab bisher knapp fünftausend Bücher gezählt.
Das ist schon was.« Sie hörte sich erschöpft an und
Maxim überlegte, ob er ihr helfen sollte. Er trat näher und
erkannte das Ausmaß der Katastrophe. Sie war gerade mal beim
dritten Gang, sieben weitere warteten, und den zweiten Stock gab es
auch noch. Rasch wich er wieder zurück. »Was sind denn das
für bunte Punkte?« Er hob ein Buch vom Boden auf und
studierte den Buchrücken. Darauf war ein blauer Punkt
geklebt, wie er er ihn aus dem Werkstattbüro kannte.
»Das
sind Markierungen! Jede Farbe hat eine eigene Bedeutung. Die grün
Markierten behandeln das Thema Magische Flora, die braunen Magische
Fauna, die gelben Brauerei …«,
»Schon
gut!«, unterbrach er sie.
»Hey!
Dieses Buch habe ich doch bereits ins Regal geräumt!«,
sagte Nadia schnippisch und entriss ihm das Buch, stellte es zurück
in das Regal, in dem die übrigen Bücher einen grünen
Punkt trugen, und setzte sich zu dem Bücherhaufen auf dem Boden.
»Verdammt!
Dieses Buch frisst den Punkt ständig wieder auf!«, fluchte
sie und versuchte, dem schmatzenden Buch an ihrem Knie den Klebepunkt
wieder wegzunehmen. Mit einem lauten Gurgeln verschwand der Punkt
zwischen den Seiten und Nadia gab den Kampf auf.
M otzig
hatte bei seinem letzten Ausflug nach St. Benedikt die Magischen
Lettern abonniert und las darin, als Maxim ins Wohnzimmer kam.
»Was
gibt’s zu essen?«, wollte er wissen.
»Nichts!«
»Wie
nichts?«
»Nichts
eben! Nadia sortiert
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