Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
Mareel?«,
fragte sie ruhig. Diesmal rutschte Elsbeth unruhig auf ihrem Stuhl
umher. »Seit
drei Tagen ist das Friedensabkommen ungültig, Impenta versucht mit
härtesten Mitteln die Bodenschätze ihres Kontinents für
sich zu beanspruchen. Mir wurde aber versichert, dass sich der Krieg
ausschließlich auf ihrem Kontinent abspielen würde und wir
trotz unserer Nähe zu ihrem Kriegstreiben zu keiner Zeit davon
eingeschränkt wären.«
Ihre
Kollegin nahm dies mit einem kaum merklichen Nicken entgegen.
»Wie
läuft es bei Ihnen?«, fragte Elsbeth.
Doch
die Naturmeisterin blieb ihr eine Antwort schuldig, da in diesem
Moment der Stadtwalter und Amirrylia Rose, die Ratsschreiberin, den
Raum betraten. Sie hatte ein adrettes rotes Kostüm an und im
Takt ihrer Schritte umschmeichelten die Haare ihre Wangen. Sie setzte
sich auf den Stuhl abseits des Kreises und legte ihre Finger an die
Schreibmaschine. Während sich der Stadtwalter zu seinem Stuhl
begab, setzten sich die noch stehenden Meister schnell auf ihre
Plätze.
»Erster
November, elf Uhr …«, eröffnete der Stadtwalter die
Sitzung.
Amirrylia
Rose tippte fleißig auf ihrer Schreibmaschine,
während der Stadtwalter die üblichen Standarddaten herunterleierte.
»…
heiße ich alle Meister zur heutigen Besprechung in meinem
Palast herzlich willkommen. Ihr fragt euch sicherlich, warum ich euch
heute hierher geladen habe? Nun, ich dachte mir, etwas heimische
Atmosphäre wäre mal etwas anderes im Gegensatz zu den
stickigen Räumlichkeiten des Ratshauses.«
Elsbeth
blickte sich naserümpfend im Saal um. Alles Private und Bequeme
war aus dem Raum geschafft worden. Irgendwoher kam ein kühler
Luftzug und sorgte für Gänsehaut. Sie war froh, ihren
Feuerwächter, der unter ihrem Stuhl saß und sie ein wenig
wärmte, bei sich zu haben.
»Auch
diesen Monat gibt es einige wichtige Details zu klären. Deshalb
rede ich nicht lange drum herum und übergebe das Wort an den
Wirtschaftsmeister Fynn Wilms.« Der Stadtwalter setzte sich.
Neben
ihm positionierte sich Fynn so gut es ging auf dem engen Stuhl und
faltete seine Hände ineinander. »Der
Verein der Perlentaucher am Regenbogenfall beschwert sich über
die ihrer Meinung nach schon seit Jahren überzogenen und
untragbaren Steuern, die das Königreich auf ihr Gewerbe erhebt.
Die Proteste werden lauter, besonders nachdem ein Taucher während
der Ausübung seines Jobs ums Leben gekommen ist«, sagte er
und beäugte den Stadtwalter vorsichtig.
Der
kratzte sich am Kinn.
»Stimmt,
der Perlentauchermord!«, sagte stattdessen Walter Wacht. »Ist
es Ihnen gelungen, in Erfahrung zu bringen, wie der Taucher zu Tode
gekommen ist?«
»Wie
Sie sicherlich wissen, bin ich Wirtschaftsmeister und nicht
verantwortlich für die Aufklärung mysteriöser
Todesfälle«, erwiderte Fynn eilig und alle Köpfe
wandten sich dem schrumpfenden Bodo Berali zu.
»Ob
es ein Mord war oder nicht, steht noch nicht fest«, sagte
dieser schließlich nach längerer Überlegung.
»Der
Todesfall liegt bereits mehrere Monate zurück. Irgendwas müssen
Sie und Ihre dämlichen Krieger doch herausgefunden haben!«
»In
letzter Zeit häufen sich die unerklärlichen Todesfälle.
Meine Krieger arbeiten auf Hochtouren daran, die Fälle zu lösen.
Bei dem Taucher können wir aber fast mit Sicherheit sagen, dass
er nicht während eines Tauchgangs den Tod gefunden hat.«
»So
ein Schwachsinn! Wie sollte ein Perlentaucher am Regenbogenfall sonst
zu Tode kommen? Jeder weiß, dass der Regenbogensee heimtückisch
und unberechenbar ist«, warf die Naturmeisterin Ruth Rehel
etwas lauter, als sie es sicherlich vorhatte, ein.
»Wir
haben Hinweise, dass der Taucher im Wald getötet und daraufhin
in den See geworfen wurde.«
»Jetzt
wollen Sie natürlich behaupten, der Wald hätte den Taucher
getötet? Am Ende ist auch einer der Bäume letzte Nacht in
den Bücherladen eingebrochen.« Ruth
ließ ein hohes schrilles Lachen hören.
»Mitnichten
verehrte Kollegin …«, Bodo Beralis Kopf war purpurrot
angelaufen, er sah aus, als
würde er seine Kollegin eigenhändig im See ertränken
wollen.
»Ruhe!
Das ist nicht das Thema unserer heutigen Sitzung. Fynn, gestehen Sie
Ihren Perlentauchern gewisse Steuergeschenke zu, um sie zu beruhigen.
Aber nicht zu großzügig sein, wir wollen schließlich
auch etwas von Ihren Geschäften haben«,
sagte der Stadtwalter und lachte.
Doch
Elsbeth erkannte die zu Schlitzen verengten Augen, mit denen er
hinterlistig alle Anwesenden
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