Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
unterbrach Wacht den Stadtwalter.
Der
Stadtwalter dachte scheinbar angestrengt nach, was ihm sichtlich Mühe
machte.
»Dann
haben wir doch die Lösung des Problems«, half der
Wirtschaftsmeister nach. »Wir sind uns alle einig, dass ein
einzelner Zombie die Tat einer kleinen Gruppierung sein muss, und
siehe da, wir haben sie gefunden.«
»Wie
sieht ’ s
mit Schmorbraten aus?«, wollte der Stadtwalter mit einem
zufriedenen Lächeln wissen.
Die
Saaltür wurde aufgeschoben und die Ratsschreiberin kam herein.
Auf ihrer Stirn glänzte ein dünner Schweißfilm, den
sie sich ohne Zweifel in der heißen Küche geholt hatte.
»Der
Chefkoch lässt ausrichten, dass das Essen in fünf Minuten
fertig ist.«
»Sehr
schön. Frau
Rose, kümmern Sie sich bitte darum, dass der Tisch gedeckt
wird«, befahl der Stadtwalter.
Frau
Rose machte erneut ein Gesicht, als würde sie ihren Ohren nicht
trauen, nickte aber schließlich verzweifelt und schloss die
Saaltür wieder hinter sich.
»Sehr
gut! Haben wir heute doch einige Fortschritte gemacht! Lady Lilly,
Sie entsenden unverzüglich Soldaten in den Dunklen Wald.
Überzeugen Sie die Dryaden davon, dass wir in friedlicher
Absicht kommen, und quetschen Sie jede Information aus ihnen heraus,
die sie kriegen können! Und Sie Bodo Berali«, sagte der
Stadtwalter, bevor Berali auch nur etwas erwidern konnte, »Sie
kümmern sich um die Erben! Sorgen sie dafür, dass Ihre
Krieger so viel Beweise wie nur möglich gegen sie in die Finger
kriegen! Schummeln sie meinetwegen. Ich will keiner dieser Erben mehr
frei auf meinen Straßen herumlaufen sehen, verstanden? Sie
werden wissen, was zu tun ist«, beendete der Stadtwalter seine
Befehle.
Beralis
Gesicht war kaum zu entziffern, entweder konzentriert oder aufgeregt.
Eins aber wusste Elsbeth, die Erben erwartete großer Ärger.
Die Flucht des
Einhorns
Bei
dem nächtlichen Einsatz der Krieger herrschte vor dem Buchladen
ein heilloses Durcheinander.
Nadia
und Lavinia hatten sich geduckt, während die Krieger auf die
Frau und den Jungen zurannten. Nadia sah, wie der Junge, kurz bevor
die Krieger ihn erreichten, zusammenbrach und reglos liegen blieb.
Die alte Frau schrie immer noch wie am Spieß. Die Soldaten
nahmen sie ohne Rücksicht fest. Ehe sie sich versahen, fuhren
gewaltige Kutschen vor, deren Fenster mit Gitterstäben gesichert
waren. Sie packten die schreiende Frau und verfrachteten sie in eine
der Kutschen, während der Junge ohne viel Federlesens in eine
andere gesteckt wurde.
»Nehmt
die auch mit!«, rief der Truppenführer. Vier stark
bewaffnete Männer blieben vor ihnen stehen.
Nadia
und die anderen ließen sich widerstandslos abführen. Sie
landeten in der dritten Kutsche. In dem Gefährt war es finster,
es stank nach Pferdemist und auf dem Boden war Streu ausgelegt.
»Was
meint ihr, wann die uns rauslassen?«, fragte Nadia ängstlich
als ein Krieger, dessen Gesicht verdeckt war, die Kutschentür
schloss und verriegelte.
»Frag
doch deine Gabe«, sagte Lavinia mit zittriger Stimme aus der
Dunkelheit.
Maxim
und Roxy lagen scheinbar reglos auf
dem Kutschenboden.
»Hast
du ein Problem mit mir?«, fragte Nadia.
»O
ja, sehr sogar! Wegen dir sitzen wir in dieser stinkenden Kiste und
werden sonst wohin verfrachtet!«
»Hinsetzen
und Ruhe!«, befahl die Stimme des Kriegers durch die Wand.
»Ich
bleibe stehen!«, erwiderte Lavinia.
Mit
einem heftigen Ruck setzte sich die Kutsche in Bewegung.
Plötzlich
zuckte am Fenster ein kleiner Lichtblitz auf.
»Aua!«,
stöhnte Lavinia. Nadia hörte, wie sie zu Boden fiel. Sie
musste sich wohl am Fenster festgehalten haben.
»Geht
doch!«, meinte der Krieger.
Sie
wurden über holprige Wege gefahren, während Lavinia bei
jedem Ruck, den die Kutsche machte, laut aufschnaufte.
An
Flucht war nicht zu denken. Vor und hinter ihnen eine ganze Armee aus
Kriegern, ihre Kutsche war mit einem Elektroschockbann geschützt
und zwei von ihnen waren nicht bei Sinnen.
»Nadia,
weißt du, wo wir hingefahren werden?«, fragte Motzig.
Sie
war sauer auf ihn, da sie nur wegen ihm mitgegangen war. Gleichzeitig
wusste sie, dass er für ihre Lage nichts konnte. »Ich
denke, in die Zentrale von St. Benedikt.«
»Was
ist die Zentrale?«, warf Lavinia ein.
»Das
ist die Festung, in der die Krieger ausgebildet werden und Verbrecher
zu Vernehmungen gebracht werden.«
»Verbrecher?
Ich? Das kann ja wohl nicht stimmen!«, sagte Lavinia hörbar
genervt.
Kurze
Zeit später hielt die Kutsche und sie wurden
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