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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Bauernjunge.«
    »Warum erzählst du mir das? Warum?«
    Harokas zuckte die Achseln. »Warum nicht? Deine Chance, hier lebend rauszukommen, ist sehr gering. Und überhaupt, vielleicht habe ich es auch satt.« Er rieb sich die Augen. »Ich werde alt. Es gab mal eine Zeit, da ich an Helden glaubte – als ich noch jung war, so wie du. Aber es gibt keine Helden – jedenfalls nicht die, die wir sehen wollen. Jeder Mann hat seine eigenen Gründe für seine Taten. Normalerweise ist er selbstsüchtig. Sieh dir zum Beispie! deine Freunde an. Warum reisen sie mit dir? Glaubst du, sie scheren sich um Ravenna? Nein, sie versuchen, verlorenen Ruhm, verlorene Jugend wiederzugewinnen. Sie wollen wieder Lieder hören, in denen von ihnen gesungen wird.«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Kiall. »Chareos und die anderen haben ihr Leben für mich riskiert – und für Ravenna. Und du setzt sie herab. Schon dadurch, daß du ihre Namen aussprichst!
    Danke für das Essen.«
    Kiall stand auf und verließ den Tisch. Die Luft draußen war kühl und frisch, und er schlenderte zu den Wehrgängen. Die beiden Wachen beachteten ihn nicht, als er über das Land hinausblickte. Er schaute nicht in Richtung ihres Lagers, sondern wartete, bis Okas’ Stimme in seinen Gedanken erklang.
    »Was hast du uns zu berichten!«
fragte Okas.
    »Nichts«, antwortete Kiall. »Sag Chareos, er soll nicht zur Mauer kommen. Ich warte darauf, diese Frau zu treffen, Tanaki heißt sie.«
    »Sei vorsichtig, wenn sie bei dir ist. Sie hat schon früher getötet, und sie wird wieder töten.«
    »Ich werde auf der Hut sein. Aber sie … verwirrt mich.«
    Kiall spürte, wie Okas sich von ihm entfernte. Er kehrte auf den Hauptplatz zurück. Die Auktionsplattform war groß und wurde von sechs runden, steinernen Säulen getragen. Er stellte sich vor, wie Ravenna darauf stand, umringt von Nadirmännern, die mit ihr liebäugelten und sie begehrten. Er schloß die Augen und versuchte, sich ihr Bild vorzustellen. Doch er konnte nur die Augen von Tanaki sehen, groß und lockend.
    Ein Mann tippte ihm auf die Schulter, so daß er zusammenfuhr.
    »Ich dachte mir gleich, daß du es bist«, sagte Chellin. Im ersten Moment erkannte Kiall den untersetzten Krieger nicht; dann aber lächelte er.
    »Du bist weit weg von den Bergen, Chellin. Ich freue mich, daß du es sicher geschafft hast.«
    Der Mann setzte sich auf eine Bank und kratzte sich den schwarzsilbernen Bart. »Es war nicht leicht. Du hast einen langen Weg hinter dir. Wie geht es deinen Freunden?«
    »Sie leben«, antwortete Kiall.
    »Keine schlechte Leistung, wenn man bedenkt, wie viele Männer ausgeschickt wurden, sie zu töten.«
    »Ich bin froh, daß du nicht zu ihnen gehörst«, sagte Kiall.
    »Jetzt nicht mehr. Wir sind heute morgen zurückgekommen. Trotzdem, mit ein wenig Glück legst du deine Meinungsverschiedenheit mit der Prinzessin bei, und wir müssen uns nicht auf dem Schlachtfeld begegnen.«
    »Welche Prinzessin?«
    »Tanaki. Wußtest du nicht, daß sie zum Königshaus der Nadir gehört?«
    »Nein, davon wußte ich nichts.«
    »Sie ist das jüngste Kind von Tenaka Khan.«
    »Was macht sie hier?« fragte Kiall verblüfft.
    Chellin lachte. »Du weißt nicht viel über die Nadir, was? Für sie bedeuten Frauen nichts. Sie sind weniger wert als Pferde. Tanaki hat sich mit ihrem Bruder Jungir … nun ja, entzweit. Er hat sie hierher verbannt.«
    »Sie ist sehr schön«, sagte Kiall.
    »Das stimmt. Sie ist das begehrenswerteste Weib, das ich je gesehen habe. In ihrem Bett könnte man glücklich sterben.«
    Kiall wurde rot und räusperte sich. »Wohin gehst du von hier?« fragte er.
    Chellin zuckte die Achseln. »Wer weiß? Wieder nach Norden. Vielleicht auch nicht. Ich bin dieses Leben leid, Kiall. Vielleicht gehe ich nach Süden, nach Drenai. Einen Hof kaufen, eine Familie gründen.«
    »Und dann kommen Räuber und stehlen deine Töchter.«
    Chellin nickte und seufzte. »Ja. Wie alle Träume hält er genauerem Hinschauen nicht stand. Ich hoffe, mit dir und der Prinzessin geht es gut aus. Ich mag dich. Hoffentlich bekomme ich nicht den Befehl, dich zu töten.« Chellin stand auf und ging davon. Kiall blieb noch eine Stunde an seinem Platz sitzen. Dann kam ein Krieger, der nach ihm suchte.
    »Du wirst gewünscht«, sagte der Mann. Kiall stand auf und folgte ihm zurück in die lange Halle.
    Tanaki wartete wie zuvor auf dem Diwan. Sie trug jetzt eine kurze Tunika aus weißem Leinen; ihre Beine und Füße waren nackt. Sie

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