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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sein.«
    »Geh nicht!« bat sie. »Bleib noch ein bißchen bei mir … nur ein bißchen.«
    »Ich bin immer bei dir«, sagte er leise.
    »Darishan wird morgen sterben. Auf der Mauer. Ich habe ihn gesehen; es war eine Vision. Er war heute hier, und ich sah ihn sterben. Meine Gabe kehrt wieder. Gib mir deine Hand! Laß mich deine Zukunft sehen.«
    »Nein!« widersprach er, stand auf und entfernte sich von ihr. »Das Schicksal eines Mannes ist seine eigene Sache. Du hast mir einmal die Zukunft gelesen. Einmal war genug, Pahtai.«
    »Ich habe deinen Tod vorausgesagt, nicht wahr?« fragte sie; aber es war keine Frage, denn sie kannte die Antwort, noch ehe er etwas erwidern konnte.
    »Du hast mir von meinen Träumen erzählt, und du hast meinen Bruder Narin erwähnt. Ich weiß es nicht mehr so genau. Wir reden später weiter.«
    »Warum hast du Druss erwähnt? Du glaubst, wenn du stirbst, werde ich einfach zu ihm gehen und ein Leben wieder aufnehmen, von dem ich überhaupt nichts weiß? Wenn du stirbst, gibt es nichts mehr, wofür ich leben könnte!« Ihre Augen hielten seinen Blick fest. »Und ich werde nicht leben«, sagte sie.
    Eine Gestalt löste sich aus den Schatten. »Michi, warum läßt du uns alle warten?«
    Rowena sah, wie ihr Gatte zusammenzuckte. Als sie aufblickte, sah sie Narin näher kommen.
    »Ich habe dich doch fortgeschickt«, sagte Michanek. »Was tust du hier?«
    »Ich bin bis zu den Hügeln gekommen, doch die Ventrier sind überall. Ich kam durch die Abwässerkanäle herein. Die Wachen dort haben mich erkannt – den Göttern sei Dank. Was ist los mit dir? Freust du dich nicht, mich zu sehen?«
    Michanek antwortete nicht. Er wandte sich an Rowena und lächelte, doch sie sah die Furcht in seinen Augen. »Ich bleibe nicht lange, Liebste. Wir reden später weiter.«
    Sie blieb sitzen, als die beiden Männer davongingen. Sie schloß die Augen und dachte an den Axtschwinger, stellte sich die hellen, grauen Augen und das breite, flache Gesicht vor. Doch noch während sie ihn sich vorstellte, schob sich ein anderes Bild davor:
    Das Gesicht eines schrecklichen Ungeheuers mit stählernen Klauen und feurigen Augen.
     
    Gorben lehnte sich auf seinem Sofa zurück und betrachtete anerkennend die Schwertjongleure vor dem feurigen Feuer. Die fünf rasiermesserscharfen Klingen wirbelten zwischen den beiden Männern durch die Luft. Es war eine selten kunstvolle Vorführung, wie die Jongleure geschickt die Schwerter fingen, ehe sie die Waffen wieder durch die Luft schleuderten. Die Männer trugen nur Lendentücher; ihre Haut schimmerte rotgolden im Feuerschein. Mehr als fünfhundert Unsterbliche saßen um sie herum und genossen das Schauspiel.
    Hinter den tanzenden Flammen des Lagerfeuers konnte Gorben die Mauern von Resha sehen und die wenigen Verteidiger dort. Es war fast vorbei. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatte er gewonnen.
    Doch er verspürte keine Freude in seinem Herzen. Die Jahre des Kampfes, der Anspannung und der Ängste hatten von dem jungen Kaiser ihren Tribut gefordert. Für jeden Sieg hatte er mit ansehen müssen, wie Freunde aus seiner Kinderzeit fielen: Nebuchad bei Ectanis, Jasua in den Bergen oberhalb von Porchia, Bodasen vor den Toren von Resha. Er warf einen Blick nach rechts, wo Bodasen mit blassem Gesicht auf einem erhöhten Bett lag. Die Ärzte sagten, daß er am Leben bleiben würde; sie hatten es geschafft, seine kollabierte Lunge wieder zu blähen. Du bist wie mein Reich, dachte Gorben: fast zu Tode verwundet. Wie lange würde es wohl dauern, Ventria wieder aufzubauen? Jahre? Jahrzehnte?
    Die zuschauenden Männer applaudierten laut, als die Schwertjongleure ihre Vorstellung beendeten und sich vor dem Kaiser verbeugten. Gorben stand auf und warf ihnen einen Beutel mit Goldstücken zu. Lautes Gelächter erhob sich, als der erste der Jongleure danach griff, die Börse aber verfehlte.
    »Du bist mit Klingen besser als mit Münzen«, sagte Gorben.
    »Geld ist ihm schon immer zwischen den Fingern zerronnen, Majestät«, sagte der zweite Mann.
    Gorben setzte sich wieder und lächelte auf Bodasen herab. »Wie fühlst du dich, mein Freund?«
    »Meine Kraft kehrt wieder, Majestät.« Die Stimme war schwach, und der Atem ging stoßweise, als Gorben die Hand ausstreckte, um ihm auf die Schulter zu klopfen. Die Hitze der Haut und die scharf hervortretenden Knochen unter seiner Hand ließen ihn beinahe zurückweichen. Bodasens Blick begegnete dem seinen. »Mache dir um mich keine Sorgen, Majestät.

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