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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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privaten Club des besagten Adeligen einfanden, erwiesen sich erfreulicherweise gegenüber den in der Regel deutlich jüngeren Damen als äußerst charmant und überaus freigiebig, was die Möglichkeiten zur Bestechung des Lehrpersonals von Mrs Potter für Imogen und ihre Freundin Jemina erheblich erweiterte. Mehrere Monate führten die beiden jungen Damen sozusagen ein Doppelleben, bis die Sache dadurch aufflog, dass Imogen schwanger wurde. Eine die Umstände kaschierende Heirat mit dem besagten Adeligen erwies sich leider als nicht durchführbar, da er, wie es sich nun zeigte, natürlich bereits verheiratet war und eine Scheidung kategorisch ablehnte, jedoch bereit war, für den Unterhalt des Kindes einzustehen. Imogen Cunningham und ihre Freundin Jemina wurden unverzüglich der Schule verwiesen, die aber bald darauf ohnehin geschlossen wurde, da der Presse auf verborgenem Wege – Lady Craven hatte an dieser Stelle des Berichts durchblicken lassen, dass Imogen Cunningham durchaus rachsüchtig sein konnte – die Verfehlungen der Schulleitung und die Verstrickung des Instituts in amoralische Umtriebe bekannt gemacht wurde, was zu erheblicher Aufregung in der gehobenen Londoner Gesellschaft geführt hatte. Der adelige Freund der jungen Damen zog es nach Bekanntwerden seiner Verwicklung in die skandalösen Vorgänge vor, sich überaus spontan auf eine längere Reise ins Ausland zu begeben, und der von ihm bis dahin gepflegte private Club fand ein jähes Ende. Imogen, deren Name ebenso wie der Jeminas aus dem Skandal herausgehalten worden war (eine entsprechende Vereinbarung hatte sie mit der Zeitung getroffen), kehrte bis zur Niederkunft auf das Gut ihrer Eltern zurück. Das Kind wurde in Pflege gegeben und starb bald darauf an einer Krankheit. Jemina hingegen wurde von ihrer Mutter in ein diesmal wirklich strenges Mädchenpensionat im Norden Englands verbannt.
    Zwei Jahre konnten sich die Freundinnen nicht sehen, sondern nur heimlich schreiben, doch dann trafen sie sich anlässlich ihrer gesellschaftlichen Einführung in London wieder. Imogen, schöner und selbstbewusster denn je, scherte sich auch jetzt nicht um die Bedenken ihrer Eltern und verdrehte den jungen Männern aus besten Kreisen reihenweise den Kopf. Allein, die Herren, meist beseelt von romantischen Gefühlen, interessierten sie nicht wirklich. Was sie kümmerte, war finanzielle Absicherung. Sie hatte erkannt, dass allein ein ausreichendes finanzielles Polster einer Frau größtmögliche Freiheit versprach. Als dann Mr de Burgh mit seiner Werbung an sie herantrat, erhörte sie ihn. Jedoch, ihr Ruf hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Schaden genommen. Ganz hatte sich ihre und Jeminas Verwicklung in den damaligen Skandal doch nicht geheim halten lassen, und es war ja auch eine Tatsache, die spätestens bei der Ehevereinbarung zur Sprache kommen musste, dass sie keine Jungfrau mehr war. Ein außerordentlicher Makel, den auch die Cunninghams nicht schönreden konnten, wiewohl die bereits erfolgte Geburt eines Kindes keine Erwähnung fand. Imogen legte Mr de Burgh gegenüber dar – natürlich mit dem Einverständnis ihrer immer noch treu ergebenen Freundin – dass sie damals von Jemina Bentley zu dem auch nur einmal erfolgten Fehltritt überredet worden war. Alle anderslautenden Gerüchte seien ausschließlich bösartige Nachrede, die wohl andere junge Damen (hier nannte sie einige Namen) mehr betreffen mochten als sie selbst. Daraus resultierte dann eine überaus große Abneigung seitens Mr de Burghs gegenüber Miss Jemina Bentley, die er als Verführerin seiner angebeteten Imogen schmähen konnte. Eine Abneigung, die – wie Isobel selbst wusste – bis heute anhielt. Nun verstand sie die heftige Abwehr ihres Vaters gegenüber der Einladung von Lady Craven, auch wenn sie sich umso mehr freute, sich erfolgreich dagegen zur Wehr gesetzt zu haben. Nicht auszudenken, welch wertvolle Bekanntschaft ihr dadurch entgangen wäre!
    Doch nun, im Licht der strahlenden Morgensonne, holten Isobel ihre eigenen Schwierigkeiten wieder mit Macht ein. »Aber wenn ich Havisham heirate, dann bin ich gefangen in der Ehe mit ihm. Allein die Vorstellung widert mich an. Und ich habe im Gegensatz zu Ihnen und meiner Mutter noch kaum die Gelegenheit gehabt, Erfahrungen zu sammeln«, begehrte Isobel einmal mehr auf. Obwohl sie Lady Craven in deren Argumentation weitgehend recht geben musste, fühlte sie sich, als würde sie mit dieser Eheschließung ihrer eigenen Einkerkerung

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