Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
Vom Netzwerk:
sich nach seinem überstürzten und dann auch erwartungsgemäß so kläglich gescheiterten Heiratsantrag zunächst geärgert und dann mit Selbstvorwürfen geplagt. Wie hatte er nur so ungeschickt, ja dumm sein können? Hatte er immer noch nicht gelernt, dass er bei Cathy nichts erreichte, wenn er sie bedrängte? Das Einzige, was er zu seiner Entschuldigung vorbringen konnte, war, dass es im Zuge der Aussicht auf die unverhoffte Beförderung schlicht mit ihm durchgegangen war. Schließlich war mit einer Anstellung als Stallmeister eine deutliche Verbesserung seiner Möglichkeiten verbunden, die er sich kaum zu erträumen gewagt hatte. Und er sehnte es mehr als alles andere herbei, mit Cathy zusammen sein zu können, sie sein Weib nennen zu dürfen. Es schien ihm fast wie eine Verheißung, wie ein Versprechen auf Frieden und Glück – und Cathy Thomson hielt zweifellos den Schlüssel dazu in den Händen. Doch er hatte sie stattdessen einmal mehr zum Weinen gebracht. Dennoch wollte er die Hoffnung einfach nicht aufgeben, konnte es nicht. Sie liebte ihn doch auch, das fühlte er trotz allem. Aaron seufzte schwer, was Mrs Reed erstaunt aufblicken ließ, die bereits mit der Zubereitung des Frühstücks für die Herrschaft beschäftigt war. Es hatte keinen Zweck, er konnte sich nicht länger grundlos in der Küche herumdrücken. Auch wenn er gar zu gern wissen wollte, ob Cathy seine Geste verstanden hatte. Er war am Vortag, als den Knechten im Zuge der Hochzeit ein halber freier Tag außer der Reihe gewährt worden war, nach Wilton gewandert und hatte im Kolonialwarenladen bei Mr Pembry ein Schreibbüchlein, eingebunden in glänzende chinesische Seide, für den erschreckend hohen Preis von fünf Schillinge und acht Pence – das entsprach fast drei Vierteln seines derzeitigen Wochenlohns – erstanden. Er hätte allerdings gerne auch noch mehr bezahlt, wenn Cathy dadurch verstand, wie ernst es ihm war und dass er die Hoffnung nicht aufgegeben hatte. Vielleicht würde sich ja im Laufe des Tages eine Gelegenheit ergeben, Cathy noch einmal abzupassen.
    ****
    Isobel nahm sich noch etwas Bacon zu ihrem gerösteten Brot. Man speiste nun doch gemeinsam im Frühstücksraum – entgegen ihrem erklärten Wunsch, das Frühstück im Bett einzunehmen, denn ihr Gatte schien kein Freund von solchem Müßiggang zu sein –, allerdings in lastendem Schweigen. Etwas lag in der Luft, sie spürte es fast körperlich. Der Morgen hatte bereits recht früh begonnen, als Havisham, kaum dass die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster auf ihr Bett fielen, erwachte und mit straffer Männlichkeit erneut sein Recht als Ehemann von ihr einforderte. Immerhin war es ihr gelungen, ihn offenbar zufriedenzustellen, indem sie sich in Gedanken das Bild des mit entblößtem Gesäß kopulierenden Lord Farnham konzentriert vor Augen gerufen hatte. Das hatte beachtliche leidenschaftliche Regungen bei ihr ausgelöst, die ihr angesichts des über ihr keuchenden Havishams einfach nicht kommen wollten. Er gefiel ihr einfach nicht! Nichtsdestotrotz – es hatte seinen Zweck erfüllt und ihren Ehemann in den stolzen Glauben versetzt, seine Bemühungen würden Entsprechendes bei ihr hervorrufen. Über ihr erneutes dringendes Bedürfnis, das diesmal nicht einmal gelogen war, schien er sich auch nicht weiter zu wundern und somit schien zunächst alles in bester Ordnung zu sein.
    Nun aber baute sich spürbar eine Spannung zwischen ihrem Vater und Havisham auf. »Verehrter Schwiegervater«, begann Havisham in der für ihn so typischen Art geschäftlich geprägter Freundlichkeit, hinter der er sein eigentliches Kalkül zu verbergen wusste, »ich schätze mich überglücklich, Ihre reizende Tochter nun endlich zu meinem angetrauten Weibe gemacht zu haben. Ich bin mir sicher, dass die Verbindung lang und erfolgreich sein wird.« Isobel blickte ihn indigniert an. Seltsam, wie er von ihrer Ehe sprach. Fast als handele es sich dabei um ein erfolgreich abgeschlossenes Geschäft, von dem er zu profitieren hoffte. Allerdings war dieser Gedankengang ja auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Sie selbst hatte ja auch unübersehbare Vorteile davon. Ihr Vater schreckte aus seinen düsteren Gedanken auf, denen er, wie häufig seit der Nachricht von Daniels Tod, nachhing. »Gewiss, gewiss!«, murmelte er abwesend. »Ich hoffe, die Räume sind zufriedenstellend und das junge Ehepaar hat eine glückverheißende Nacht verbracht.«
    »Oh, sicher! Danke der Nachfrage!«, bestätigte Havisham

Weitere Kostenlose Bücher