Die dritte Sünde (German Edition)
vertraut.«
»Ja«, bestätigte Aaron gespannt, »mir gegenüber hat er auch so etwas geäußert. Er sprach davon, Isobels Laufbursche und geheimer Vertrauter zu sein. Ich fand das auch reichlich merkwürdig. Aber er wollte mir nicht verraten, was es damit auf sich hat.«
Cathy sah ihn beunruhigt an. »Du hast ihn danach gefragt und nicht einmal dir hat er es verraten? Ich hatte so gehofft, dass er dich mag, weil du freundlich zu ihm warst.« Sie rang die Hände, stand auf und begann unruhig hin und her zu gehen. »Wenn er sich nicht einmal dir anvertraut, wie soll ich dann je aus ihm herausbekommen, was sie ihm gegeben hat?«
»Sie hat ihm etwas gegeben?«
»Ja, das vermute ich stark. Ich habe es einmal sogar selbst gehört, als ich im anderen Zimmer beschäftigt war. Aber damals wird es sich wohl nur um einen kleinen Geldbetrag gehandelt haben, denke ich inzwischen, obwohl mich auch das schon in höchste Sorge versetzt hat. Es war wohl nur eine Maßnahme, um ihn anzulocken. Ich wusste schon damals genau, dass sie etwas im Schilde führte. Aber danach muss sie ihm einen Wertgegenstand anvertraut haben … vermutlich … ich weiß es nicht genau.« Sie setzte sich erschöpft und mit sorgenvoller Miene auf ihre Schlafbank.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Aaron erstaunt.
Cathy biss sich auf die Unterlippe und sagte dann stockend: »Sie drohte mir damit, ihn vor Gericht bringen und verurteilen zu lassen. Sie sagte, er würde dann deportiert … nach Australien. Für gewöhnlich ist das, wie du weißt, die Strafe für Diebstahl. Sie muss ihm etwas gegeben haben und kann ihn nun jederzeit, wenn es ihr passt, des Diebstahls bezichtigen. Ich kann mir nichts anderes denken.« Plötzlich schlug sie die Hände vor ihr Gesicht. »Das ist alles so schrecklich!«, stöhnte sie verzweifelt. »Ich weiß, dass er das nicht überleben würde und ich wäre letztlich schuld daran. Ein falsches Wort von mir, ein Moment der Unachtsamkeit oder gar des Ungehorsams, und sie lässt ihn dafür büßen. Aber ich kann nicht zulassen, dass ihm ein Leid geschieht, nicht noch einmal! Sie hat mir sogar verboten, dass ich mich dir hingebe. Dabei bin ich doch deine Frau! Aber sie hat gesagt, wenn ich es tue, dann ist Billie verloren. Verstehst du es jetzt, Aaron? Ich bin schuld, wenn Billie etwas geschieht.«
»Cathy!«, sagte Aaron begütigend, setzte sich zu ihr und legte den Arm um sie, um sie zu beruhigen. »Wenn hier jemand eine Schuld auf sich lädt, dann ist es Isobel.« Ein wenig Angst machte sich nun auch in ihm breit.
»Seit wann droht sie dir damit?«, fragte er.
»Sie sagte es mir an dem Nachmittag, als Mr Havisham so überraschend früh aus London zurückkehrte. Ich denke, sie wollte damit verhindern, dass ich womöglich ihr Geheimnis verrate. Es ließ sich ja nicht mehr leugnen, dass sie ein Verhältnis mit dir unterhält. Aber das hätte ich doch Mr Havisham nie erzählt!«
Aaron zuckte unangenehm berührt zusammen. An diesen Tag – und seine lästige Pflichterfüllung mit Isobel Havisham im Heu – wollte er lieber nicht mehr erinnert werden. Cathy schluckte krampfhaft, bevor sie fortsetzte: »Es tat so weh, als sie mir lachend ins Gesicht sagte, dass ihr längst eine heimliche Liaison miteinander hattet. Und dann hat sie mir gedroht, dass sie Billie diesem grausamen Schicksal überantworten würde, wenn ich je wagen sollte, jemandem davon zu berichten.«
»Mein armer Liebling«, sagte Aaron und zog sie sanft an sich. Nun begann er zu verstehen, was geschehen war, warum sie so verstört gewesen war an jenem Abend. »Deshalb bist du damals, trotz des Sturms, zum Haus deines Vaters gelaufen. Du wolltest Billie und deine Familie warnen!«
Unfähig zu antworten, nickte Cathy stumm zur Bestätigung. »Aber sie wollten nicht mit mir sprechen. Vater hat mich nicht einmal eingelassen. Und ich durfte es doch auch sonst niemandem erzählen«, brach es plötzlich voller Schmerz aus ihr heraus. »Wie soll ich mich denn um Billie kümmern, wie kann ich ihn vor Isobel schützen, wenn sie mir nicht zuhören wollen, wenn ich niemanden um Hilfe bitten kann? Was soll ich denn tun?«
Aaron nahm sie bei den Schultern und zwang sie dazu, ihn anzusehen. »Hör’ mir zu, Cathy! Es ist genug! Wir werden das nun ein für alle Mal beenden.«
Cathy schüttelte verzweifelt den Kopf. »Aber wie denn? Wie willst du denn etwas dagegen unternehmen? Unser Wort zählt nichts gegen das ihre. Sie ist viel mächtiger als wir.«
»Ich werde mit deinem
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