Die dritte Sünde (German Edition)
sie sich im Unterstand zusammen und wartete.
Kapitel 57
Es war schon dunkel geworden, aber Cathy war immer noch nicht zurückgekehrt. Dabei hatte Isobel die Farm – nachdem sie bekommen hatte, was sie wollte – schon vor der Dämmerung verlassen. Nicht ohne mit fordernder Miene anzukündigen, dass sie am nächsten Tag noch einmal zu kommen gedachte. Schließlich hätten sie einiges nachzuholen und sie hoffe doch sehr, dass er dann auch zu alter Form zurückfände. Heute sei sie doch etwas enttäuscht von seiner geringen Leidenschaft gewesen.
Aaron verzog angewidert das Gesicht zu einer Grimasse. Was erwartete dieses rücksichtslose Weib in ihrer grenzenlosen Selbstsucht denn von ihm? Die Abscheu, die er ihr gegenüber empfand, war inzwischen so monströs, dass er heute nur mit äußerster Mühe seinen Mann hatte stehen können. Während er ihr Befriedigung verschaffte, hatte er sich insgeheim der Vorstellung hingegeben, seine Hand um ihren Hals zu legen und einfach zuzudrücken, bis ihr gierig keuchender Atem endlich verstummen würde. Natürlich hatte er es nicht getan – leider! Aber wenigstens hatte ihm der verlockende Gedanke dann doch noch geholfen, eine halbwegs akzeptable Leistung auf dem verhassten Liebeslager in der Schlafkammer zu vollbringen. Ob ihm das jedoch noch einmal gelingen würde, war allerdings sehr zu bezweifeln. Vielleicht war das ja eine Lösung für diese vertrackte Situation! Vielleicht würde sie die Lust an der Liaison verlieren, wenn er sie nicht mehr zufriedenstellte, dachte er hoffnungsvoll. Aaron verbiss sich einen sehr unchristlichen Fluch, der ihm auf den Lippen lag. Diese ganze unerträgliche Farce würde ihn noch in den Wahnsinn treiben, wenn es ihm nicht gelang, dem endlich ein Ende zu setzen. Wenn er doch nur schon wüsste, womit dieses abscheuliche Geschöpf Cathy so völlig in der Hand hatte! Dann würde er auch endlich erfahren, warum sich ihm Cathy nach wie vor verweigerte und es zu seinem immer größer werdenden Kummer vorzog, auf der Schlafbank zu nächtigen. Dass Isobel dahinterstecken musste, war ihm längst klar gewesen, doch bisher hatten sowohl Cathy als auch er es sorgsam vermieden, darüber zu sprechen. Ohnehin – warum kam sie denn nicht endlich wieder zurück? Schon spielte er mit dem Gedanken, sich auf die Suche nach ihr zu machen, als er ihre Schritte vor dem Haus vernahm. Gleich darauf öffnete sich die Eingangstür und Cathy huschte in die warme Stube.
Den vorwurfsvollen Worten, die ihm schon auf den Lippen lagen, vorgreifend, sagte sie: »Verzeih, dass ich erst jetzt komme. Ich war mir nicht sicher, ob sie schon fort ist und ich wollte ihr auf keinen Fall begegnen. Aber als es dunkel wurde, dachte ich mir, dass sie sich nun bestimmt auf dem Heimweg gemacht hat.«
Aaron nickte verstimmt: »Du hättest schon früher wiederkommen können. Sie ging, bevor es dämmerte.«
Cathy sah ihn mitfühlend an. »War es sehr schlimm für dich?«
Aaron wandte wortlos den Blick ab und ging zurück zum Tisch, auf dem er etwas zu essen für sie beide bereitgestellt hatte.
»Oh, so schlimm!«
Er holte tief Luft. »Cathy, ich will das auf keinen Fall mehr fortsetzen«, sagte er mit Nachdruck und hieb mit der Hand zur Bekräftigung seiner Worte vernehmlich auf die Tischplatte. »Ich kann es einfach nicht, verstehst du! Ich muss jetzt wissen, was sie gegen dich in der Hand zu haben glaubt. Du hast es mir versprochen!« Furchtsam sah sie zu ihm hinüber, doch dann kam sie folgsam an den Tisch und setzte sich. »Ja, das habe ich. Und ich werde mein Wort halten.« Er sah, dass es sie erhebliche Überwindung kostete, aber dann begann sie tapfer: »Du weißt ja, dass Isobel während des Umbaus in Whitefell öfter meinen Bruder Billie für Botendienste in Anspruch genommen hat, zumindest für eine gewisse Zeit.«
Aaron nickte. Selbstverständlich war ihm dieser Umstand bekannt und es erstaunte ihn nicht, dass Cathys Ängste offenbar damit zusammenhingen. Er hatte ja selbst Verdacht geschöpft, dass Isobels Interesse an dem verkrüppelten Knaben keinesfalls wohlwollender Natur war. Cathy schüttelte mit vor Abscheu verzerrten Zügen ihren Kopf. »Sie hat ihn in voller Absicht und direkt vor meinen Augen beschwatzt und in eine Falle gelockt. So, wie sie es damals – wenn auch nicht ganz so berechnend – mit mir getan hat. Ich habe es mitbekommen, wie sie mit ihm sprach, sollte es wohl sogar hören, wie sie ihn lockte und ihn lobte, sodass er ihr nun arglos
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