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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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peinlichst genaue Planung des vorgesehenen Zeremoniells, verbunden mit den entsprechenden Pflichten und Privilegien, versetzte. Und dies sollte eine ganz besondere Krönung werden, das verhieß schon die vom Oberhaus dafür zur Verfügung gestellte Summe von exorbitanten zweihunderttausend [9] englischen Pfund – mehr als vier Mal so viel wie für den glücklosen und unbeliebten Vorgänger, Wilhelm IV. So war Isobel dazu verurteilt, zu den ersten gesellschaftlichen Anlässen ganz auf die Begleitung durch Lady Branford und deren abstoßende Töchter angewiesen zu sein. Ärgerlich – aber leider nicht zu umgehen! Aber was würde es für einen Eindruck machen, wenn sie zusammen mit einer Vettel und einer Betschwester, die zudem hässlich wie die Nacht war, das öffentliche Parkett betrat?  In so einer Begleitung würde womöglich ihr eigener Glanz ebenfalls matter erscheinen, und damit würden ihre Aussichten auf einen guten Fang unter den Galanen geschmälert. Das musste unbedingt verhindert werden. Auf alle Fälle konnte sie durch eine entsprechend exquisite Garderobe bestimmt das Schlimmste verhindern. Jedenfalls gab es in dieser Hinsicht noch einiges zu tun.
    Für den Aufenthalt in Branford House stand ihr dafür eine eigene Zofe zur Verfügung, das hatte ihr Lady Branford auf ihre Nachfrage gnädig mitgeteilt, und diese würde sie gleich einmal in Augenschein nehmen. Für die Krönungsfeierlichkeiten würde sie sich auch noch hier in London bei einem geeigneten Schneider ein entsprechendes Gewand fertigen lassen. Seltsamerweise hatte ihr ihr Vater bezüglich dieser Frage die Bitte mit auf den Weg gegeben, sich bei den Ausgaben für den Schneider doch etwas zurückzuhalten. Solche Beschränkungen war sie von ihm nicht gewohnt. Sonst konnte ihm nichts zu kostbar für sie sein. Ob er wohl doch Geldsorgen hatte? Immerhin war es ihm auch nicht möglich gewesen, sie wie geplant direkt nach London zu begleiten, stattdessen wollte er noch einiges mit diesem ihr etwas unangenehmen Havisham regeln. Darüber hatte sie sich mehr als alles geärgert. Dass ihr Vater es für passender hielt, sich mit seinen Geschäftsfreunden abzugeben, die er doch alle Tage sehen konnte, anstatt seine einzige Tochter bei ihrer ungemein wichtigen Reise nach London zu begleiten, empfand sie als einen Schlag ins Gesicht und deshalb würde sie sich auch keinen Deut um seine Bitte um Sparsamkeit kümmern. Strafe musste sein! Das hatte er davon, wenn er anderes ihr voranstellte.
    »Ah, Isobel, da bist du also. Ich hatte dich schon gesucht.« Lady Branford war in den Salon eingetreten und musterte ihre Nichte mit leichter Missbilligung. »Deine Cousinen wollten dir das Haus zeigen und insbesondere dein Zimmer. Danach werden wir uns zurückziehen und uns dann in einer halben Wache zum Dinner einfinden. Ich erwarte eine angemessene Garderobe. Es werden der Baron of Tounton nebst seiner Gattin Lady Fountley und ihrer beider Sohn Mr Godfrey Fountley zu Gast sein.« Isobel horchte auf. Das versprach ja, interessant zu werden. Gleich am ersten Abend mit adeligen Gästen zu speisen, die zudem einen Sohn mitbrachten – der hoffentlich schon volljährig war –, schien wenigstens unterhaltsamer, als sich auch den verbliebenen Rest des Tages mit ihrer unerträglichen Verwandtschaft abgeben zu müssen.
    »Gewiss, Tante«, antwortete Isobel lächelnd. »Wo sind denn meine beiden reizenden Cousinen nun?« Es kostete sie gewisse Mühe, denn Satz auszusprechen, ohne in spöttisches Gelächter auszubrechen. Die Konversation in diesem Hause würde sicher noch einiger Übung in Selbstbeherrschung bedürfen.
    »Sie sind bereits oben in ihren Räumen. Lady Florence wünschte ihre Garderobe zu wechseln.«
    »Oh, dabei stand ihr das braune Kleid doch so gut!«, meinte Isobel in gespieltem Bedauern und amüsierte sich insgeheim köstlich über den befriedigten Gesichtsausdruck von Lady Branford, den diese über Isobels mit treuherzigem Augenaufschlag vorgebrachte Lüge aufsetzte. Die tat ihre erwünschte Wirkung.
    »Geh nur, mein liebes Kind!«, sagte Lady Branford ohne die geringste Spur von Misstrauen. »Cedric, unser Butler, wird dich nach oben begleiten.« Sie zog an dem neben dem Kamin herabhängenden Klingelband. »Wir sehen uns dann zum Dinner wieder.«
    ****
    Mr Godfrey Fountley war – wie erhofft – tatsächlich schon seit einigen Jahren volljährig, aber darin und in der Tatsache seiner adeligen Herkunft erschöpften sich seine Qualitäten bereits, wie

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