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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Boden gefallen, dann ein weiteres polterndes Geräusch! Zu Tode erschrocken fuhr Isobel im Bett hoch. Einbrecher!, war ihr erster Gedanke. Doch dann hörte sie, dass schon mehrere Türen aufgerissen wurden und eilige Schritte über den Gang hasteten. Nun hielt auch sie es nicht mehr in ihrem Bett aus.
    »Florence!« Mary-Anns Stimme klang geradezu panisch, als sie hilflos an der Tür zu Florences Gemach rüttelte, in dem diese seit dem Vorfall auf dem Ball – angeordnet von dem höchst erbosten Earl of Branford – eingeschlossen worden war. Isobel hatte sie seitdem nicht mehr gesehen, nur ihr unaufhörliches Schluchzen und Klagen gehört, wenn sie an ihrer Tür vorbeigekommen war. Doch Gewissensbisse hatte sie deshalb nicht verspürt. Wenn der Earl es für richtig hielt, seine siebenundzwanzigjährige Tochter in seinem Hause einzukerkern, um deren Flucht zu verhindern, dann war das seine Entscheidung. Die ganze Affäre wurde ohnehin immer mehr zur Farce. Lady Branford lief im Haus herum wie ein kopfloses Huhn und seufzte in regelmäßigen Abständen theatralisch auf, während Mary-Ann, immer wenn sie glaubte, Isobel bemerke es nicht, ihren Blick voller Zorn auf sie richtete. Als ob sie, Isobel, Schuld an den Vorfällen trüge! Hatte sie Henry Thornton, diesen mittellosen Emporkömmling, nach Wilton House eingeladen? Hatte sie Florence geraten, sich mit ihm einzulassen? Und hatte sie diese in dem Vorhaben unterstützt, sich hier in London heimlich wieder mit ihm zu treffen? An all dem traf sie nicht die geringste Schuld, auch wenn sie je länger desto mehr spürte, dass ihr die Branfords – allen voran Mary-Ann – diese nur zu gern aufgeladen hätten.
    Inzwischen war auch Cedric, der Butler, mit dem Schlüssel zu Florences Gemach herbeigeeilt, so schnell ihn seine zittrigen alten Beine trugen, und schloss nun unter Mary-Anns flehentlichen Rufen die Tür auf.
    Der Anblick, der sich den ins Zimmer Stürzenden bot, war von einer solchen erschütternd erbärmlichen Lächerlichkeit, dass Isobel ungewollt ein nervöses Kichern entfuhr.
    Florence hatte offenbar versucht sich zu erhängen, war damit aber auf die beschämendste Weise gescheitert. Sie lag mit einer zur Schlinge geknüpften Vorhangschnur um den Hals da und heulte herzzerreißend. Das Blut, das ihr aus der Nase und ein wenig aus der aufgebissenen Unterlippe drang, mischte sich mit dem herabrieselnden Gips der Stuckverzierung und den Überresten des völlig zerstörten Kristalllüsters, tropfte zäh auf ihr Nachthemd und befleckte es. Neben ihr lag ein Tischchen umgestürzt auf dem Boden, auf das sie sich, um ihr Vorhaben durchzuführen, gestellt haben musste. Offenbar hatte sie die Vorhangschnur am Haken des Lüsters befestigt und sich dann vom Tischchen aus mit der Schlinge um den Hals in den Tod stürzen wollen. Aber der Haken und die Zimmerdecke drumherum hatten ihrem nicht unbeträchtlichen Gewicht nicht standgehalten. Und so war ihr kläglicher Versuch, dramatisch aus dem Leben zu scheiden, glücklicherweise, abgesehen von einer blutigen Nase und einem roten Striemen um den Hals, glimpflich abgelaufen.
    Isobel konnte es nicht fassen. Ihre Cousine war selbst in der Tragik grotesk. Wie konnte Henry Thornton nur Gefallen an ihr gefunden haben? Sie musste die Lippen fest zusammenpressen, um nicht in haltloses Gelächter auszubrechen. Mary-Ann schien jedoch keinerlei Sinn für die unglaubliche Lachhaftigkeit der Situation zu haben. Sie kniete neben ihrer Schwester, hatte diese tröstend umarmt und wiegte die völlig außer sich Geratene wie ein Kind.
    Da stürzten der Earl und seine Gattin, gefolgt von Mr de Burgh, ebenfalls ins Zimmer. Lady Branford stöhnte, als sie des Chaos ansichtig wurde, schwach auf und sank dann ohnmächtig in die hilfreich ausgestreckten Arme des gerade noch rechtzeitig herbeigeeilten Mr de Burgh.
    »Was um alles in der Welt soll das bedeuten?«, donnerte der Earl of Branford mit lauter Stimme, in der sich Zorn und Entsetzen exakt die Waage hielten. Isobel konnte es ihm nicht verdenken. Seine Tochter hatte sich mit diesem missglückten Versuch, ihrem Leben ein Ende zu setzen, bis auf die Knochen blamiert. Eine Dame brachte sich schließlich, wenn überhaupt, mit Gift um oder ging ins Wasser und schied damit stilvoll aus dem Leben. Davon war Isobel, geschult durch entsprechende Lektüre, überzeugt. Von Florence war auf die Frage des Earls keine Antwort zu erwarten. Sie begann zu schreien, geriet immer mehr in Hysterie und wirkte umso

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