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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Möglicherweise hoffen einige dies geradezu, und der Selbstmord ist eher eine Art Hilferuf. Doch das Vorhaben, sich zu erhängen, zeugt schon von beträchtlich mehr Entschlossenheit. Sie scheint mir recht verzweifelt zu sein.«
    Lord Branford mahlte mit den Kiefermuskeln, sagte aber nichts dazu. Stattdessen ergriff nun Mary-Ann, die immer noch auf dem Bettrand bei ihrer Schwester verharrte, das Wort: »Allerdings war sie sehr verzweifelt. Man hat sie in ihrem Zimmer eingesperrt, um sie daran zu hindern, mit dem jungen Mann, dem sie seit langer Zeit in aufrichtiger Liebe zugetan ist, davonzulaufen«, erklärte sie dem Arzt.
    »Vater …«, ihre Stimme klang nun sehr eindringlich, »willst du nicht endlich Erbarmen mit den beiden haben? Gewiss ist Mr Thornton nicht von adeliger Herkunft, hat sich aber doch einen glänzenden Ruf erarbeitet aus eigener Kraft. Willst du wirklich das Blut deiner Tochter an den Händen kleben haben? Wir wollen Gott danken, dass Florence ihr Vorhaben nicht geglückt ist. So gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass man das, was man ihr angetan hat, noch korrigieren kann.«
    »Ich …«, hob der Earl an, doch dann versagte ihm die Stimme. Er kämpfte mit den Tränen, hob hilflos die Hände, um sie dann wieder kraftlos auf den Rahmen des Bettes sinken zu lassen.
    »Schreib ihm, Vater!«, drängte Mary-Ann, »Bitte ihn hierher und gib ihnen beiden deinen Segen. Die Zeiten habe sich geändert, Vater, auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Den jungen Leuten ist Stand und Ansehen nicht mehr so wichtig wie deiner Generation. Zwinge doch Florence nicht in eine unglückliche Ehe oder gar trostlose Altjungfernschaft, nur damit unser Stand gewahrt wird. Sie wird daran zugrunde gehen, sie ist es ja fast schon.« Sie wandte sich wieder ihrer Schwester zu. Sanft streichelte sie deren Wangen.
    »Nun gut!« Die Stimme des Earls schwankte bedenklich. »Ich will es mir überlegen.« Er wandte sich ab und schlich mit hängenden Schultern aus dem Zimmer. Von seiner sonstigen strengen Würde war in diesem Augenblick nichts mehr zu sehen.
    Isobel konnte es nicht fassen. Nun hatte Florence mit dieser Inszenierung doch erreicht, was sie wollte. Sie bekam ihren Geliebten zum Mann und den Segen – vermutlich verbunden mit einer größeren Mitgift – des Vaters dazu. Unbändiger Ärger stieg in ihr auf. Der Arzt wandte sich derweil mit anerkennendem Respekt an Mary-Ann. »Ihrer Mutter geht es ebenfalls nicht gut, teilte man mir mit …?«
    »Ja!«, bestätigte diese in sachlichem Ton, »Sie erlitt einen Ohnmachtsanfall, als sie dieses Unglücks hier«, sie ließ ihren Blick schweigend über die fatale Unordnung im Zimmer gleiten, »ansichtig wurde. Aber ich denke, es ist nicht ganz so schlimm. Sie liegt in meinem Zimmer, meine Zofe kümmert sich um sie. Cedric wird Sie hinüberbegleiten. Ich würde gerne noch bei meiner Schwester bleiben.«
    »Das halte ich auch für das Beste«, bestätigte Dr. Miller. »Ich empfehle auch sehr, die junge Dame in den nächsten Tagen auf keinen Fall allein zu lassen. Mit einem so ausgeprägten Fall von Schwermut sollte nicht leichtfertig umgegangen werden. Ich komme morgen auf alle Fälle noch einmal vorbei.« Er packte rasch seine Sachen zusammen, um sich seiner anderen Patientin zu widmen. Doch dann hielt er noch einmal inne. »Das waren sehr mutige Worte von Ihnen, Mylady! Ich hoffe doch, Lord Branford hat ein Einsehen. Das wird die beste Medizin sein. Habe ich vorhin richtig gehört? Handelt es sich bei dem jungen Mann, der dieses Herzeleid mitverursacht hat, tatsächlich um Mr Henry Thornton, den Maler?«
    »Ja, genau um diesen. Die beiden lieben sich von Herzen, und Mr Thornton hat bei meinem Vater vor über einem Jahr um Florences Hand angehalten. Aber der Earl hat ihn hinauswerfen lassen. Er hatte den Verdacht, dass es Mr Thornton nur um eine Verbesserung seiner Beziehungen und weniger um Florence ging. Dabei liegt Mr Thornton nichts ferner. Er lebt nur für seine Malerei und die Liebe zu meiner Schwester.«
    Dr. Miller lächelte freundlich. »Wenigstens haben die beiden eine gute Fürsprecherin gefunden. Außerdem ist Mr Thornton ein im London dieser Tage außerordentlich geschätzter junger Künstler. Ich denke, es ist für Lord Branford keine Schande, ihn als Schwiegersohn zu bekommen.« Mit diesen Worten nickte er zum Abschied und verließ den Raum.
    Auch Isobel zog es vor, sich zurückzuziehen. Es gab hier ohnehin nichts mehr zu sehen. Sie wunderte sich selbst darüber,

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