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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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werden. Der Druck verstärkt sich. Ja, Sergeant, ich glaube, sie bricht zusammen.«
    »Können wir noch irgend etwas tun, was wir vielleicht vergessen haben?« fragte Thorsen.
    »Die Phantomzeichnung muß fertiggestellt und an die Zeitungen und Fernsehsender verteilt werden«, sagte Delaney. »Seht zu, daß ihr genug Leute habt, um die Anrufe entgegenzunehmen. Und dann solltet ihr sofort anfangen, alle Frauen zwischen, sagen wir, fünfundzwanzig und fünfzig auf der Liste zu befragen. Sorgt dafür, daß Johnsons Männer umgehend anfangen, sich die Mace-Dose, die in New York verkauft worden sind, anzusehen.«
    »Richtig«, sagte Boone. »Wir werden ein bißchen Dampf dahinter machen.«
    »Das wäre nicht schlecht«, sagte Delaney trocken. »Wir haben nur noch sechsundzwanzig Tage.«
    »Ich bin nicht sicher, ob mich das dann noch was angeht«, sagte Deputy Commissioner Thorsen.
    Sie blickten ihn an und stellten fest, daß er nicht scherzte.
    Delaney verließ das Tribunal, bahnte sich einen Weg durch die Menge auf der Straße und nahm ein Taxi in Richtung 10th Avenue. Er setzte sich nach hinten und streckte die Beine aus.
    Monica erwartete ihn in der Diele und legte ihre Hand auf seinen Arm. Offensichtlich hatte sie die Nachricht im Radio gehört, denn sie konnte das Entsetzen in ihren Augen nicht verbergen.
    »Schon wieder einer?« fragte sie.
    Er nickte.
    »Edward«, sagte sie, fast wütend, »wann hat das alles ein Ende?«
    »Bald«, sagte er, »hoffe ich. Wir sind unterwegs, aber es ist harte Arbeit. Ivar hat…«
    »Edward«, unterbrach sie ihn, »Dr. Ho erwartet dich im Wohnzimmer. Ich habe ihm gesagt, daß ich nicht wüßte, wann du zurückkommst, aber er sagte, er müßte dich unbedingt sprechen.«
    »In Ordnung«, sagte Delaney mit einem Seufzen. »Ich werde sehen, was er diesmal will.«
    Er hängte seinen Hut in den Dielenschrank und öffnete die Tür zum Wohnzimmer.
    Sobald Dr. Patrick Ho ihn bemerkte, sprang er auf. Seine Augen leuchteten triumphierend. Er wedelte mit einem Bündel gelber Telegramme herum.
    »Die Addisonsche Krankheit!« rief er. »Die Addisonsche Krankheit!«

11
    Dienstag, 1. Juli…
    Kurz bevor Zoe Feierabend machte, gab es einen kurzen, heftigen Sommerschauer. Als sie auf die Madison Avenue trat, kämpften die Gullys vergeblich mit großen, schmutzigen Pfützen, und die Gehsteige dampften. Die schwüle, feuchte Luft legte sich wie ein Knebel auf Zoes Mund. Es roch nach feuchtem Desinfektionsmittel.
    Sie schlug die Richtung zu Dr. Oscar Starks Praxis ein. Sie kam an einem Spirituosengeschäft vorbei und musterte die im Schaufenster ausgestellten Weinflaschen. Sie dachte an das Glas, das sie in Chester LaBranches Hotelzimmer zurückgelassen hatte.
    Es war kein schwerer Fehler, denn ihre Fingerabdrücke waren nirgendwo archiviert, aber der Ausrutscher störte sie trotzdem. Im Grunde war sie eine Perfektionistin, egal, ob es um ihren Job oder um ihre Wohnung ging, und sie war stolz darauf.
    Und jetzt hatte sie zum ersten Mal einen Fehler begangen, den sie weder dem Zufall noch widrigen Umständen zuschreiben konnte. Er deprimierte sie, denn er befleckte ihr Abenteuer, nahm ihm den Charakter einer klaren Willensäußerung.
    »Haben Sie schon von dem neuen Mord gehört?« fragte die Empfangsdame aufgeregt. »Schon wieder der Hotel-Ripper.«
    »Ich hab's gehört«, sagte Zoe Kohler. »Es ist schrecklich.«
    »Einfach schrecklich«, stimmte die Frau zu.
    Als Dr. Stark das Untersuchungszimmer betrat, eingehüllt in eine Wolke von Zigarrenqualm, war seine erste Frage: »Wo ist Ihr Armband?«
    Ihr Herz machte einen Satz, beruhigte sich aber wieder, als ihr klarwurde, daß er sich nicht auf das Kettchen bezog, sondern auf das, auf dem zu lesen stand, daß sie an der Addisonschen Krankheit litt.
    »Oh, ich habe heute morgen geduscht« sagte sie, »und danach wohl vergessen, es wieder anzulegen.«
    »Ach so, sicher«, sagte er. »Aber die Spritze ist doch in Ihrer Handtasche, oder?« Dann, als sie nicht antwortete, sagte er: »Zoe, was soll ich nur mit Ihnen anfangen?«
    Er überflog die Notizen auf dem Klemmhefter, den Gladys ihm reichte. Dann bat er Zoe, aufzustehen und das Laken fallen zu lassen. Er schob den Stuhl näher heran, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von ihrem eingefallenen Unterleib entfernt war.
    »Schauen Sie sich nur an«, sagte er bekümmert. »Haut und Knochen! Hier… und hier… und hier…«
    Er deutete auf die bronzefarbenen Flecken an ihren Knien, Ellbogen, Knöcheln und

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