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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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der zweite Traum würde bestimmt nicht Wirklichkeit werden. Für Keely war es keine Frage, ein richtiges Zuhause würde sie nie haben.
    Sie war in Wales geboren und aufgewachsen, sie würde nie in diese merkwürdige englische Gesellschaft passen. Aber sie wollte ihrem Kind zuliebe in England bleiben. Keely konnte ohne die Liebe ihres Mannes leben, wenn er ihren Kindern ein liebevoller Vater war. Die Welt war nicht vollkommen, manchmal waren Herz und Seele zu einem Kompromiß gezwungen, mußten vorliebnehmen mit dem, was zu haben war.
    Das Leben am Tudorhof dagegen war etwas anderes. Noch einen Tag länger diese Oberflächlichkeit ertragen zu müssen, schien ihr unmöglich.
    Keely brauchte die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihren Schultern; sie brauchte den Wind, der ihr Gesicht streichelte. Am nötigsten aber brauchte sie jenen heiligen Ort im Park des Grafen, an dem Eibe, Birke und Eiche zusammenstanden.
    Die Kraft, zuversichtlich zu Denken, half Keely über ihre Niedergeschlagenheit hinweg. Sie packte ein paar ihrer Habseligkeiten in ihren Lederbeutel und legte sich ins Bett, um zu schlafen. Es ging ihr bereits viel besser als heute morgen, nachdem sie aufgewacht war.
    Da er einen weiteren Streit mit seiner Frau vermeiden wollte, war Richard später als gewöhnlich in ihr Schlafgemach zurückgekehrt. Er zog sich in dem dunklen Zimmer aus, ließ seine Kleidung wie üblich auf dem Boden liegen und kletterte ins Bett. An seine Frau gekuschelt, schlief er schnell ein.
    Es kam ihm vor, als seien nur ein paar Augenblicke verstrichen, als er aus den Tiefen des Schlafs wieder auftauchte. Ein Hammer, nein, ein Rammbock! wütete in seinem Kopf, seine Augenlider waren so schwer, er konnte sie kaum aufschlagen. Gott im Himmel, warum hatte er nur soviel Wein getrunken?
    In seiner Not wollte Richard Trost bei seiner Frau suchen und rutschte in die Bettmitte. Doch Keely war nicht da. Dann hörte er sie leise summen, sie ging im Zimmer umher.
    »Wie spät ist es?« stöhnte er, ohne die Augen aufzumachen.
    »Es ist noch früh.«
    Er spürte sie ganz nah und schlug die Augen auf. Sie wollte gerade ein Blatt Pergament auf das Kissen legen. Durch das Fenster hinter ihr fiel so helles Licht, daß es ihn blendete. Er mußte gegen diese schmerzhafte Helligkeit anblinzeln.
    »Was ist das?« fragte Richard, als sein Blick auf das Blatt Pergament fiel.
    »Eine Nachricht für dich«, antwortete Keely.
    »Von wem ist die Nachricht?«
    »Von mir.«
    Richard zog eine Augenbraue hoch. »Was steht drin?«
    Keely hob ihren Lederbeutel vom Fußboden auf und wandte sich um: »Ich gehe nach Hause.«
    Richard stöhnte. Das fehlte ihm noch an diesem Morgen, daß ihm seine Frau durchbrannte. Warum konnte die Hexe damit nicht warten, bis er wieder einen klaren Kopf hatte?
    »Ich verbiete dir, dieses Zimmer zu verlassen«, befahl er ihr in seinem herrischsten Tonfall.
    »Schatz, gieß dir etwas Mutterkraut mit warmem Apfelmost auf, das ist gut gegen deine Kopfschmerzen«, meinte Keely nur und schenkte ihm noch ein strahlendes Lächeln, bevor sie das Zimmer verließ.
    Richard sprang aus dem Bett und rannte zur Tür. Er riß sie auf, erstarrte jedoch.
    Ein Dienstmädchen, das gerade vorbeikam, zwinkerte ihm zu und kicherte. »Es stimmt!« rief sie. »Ihr habt tatsächlich eine Sommersprosse auf der Spitze Eures ...«
    Richard knallte die Tür zu und lief zurück zum Bett, um seine verstreuten Kleidungsstücke einzusammeln. Doch seine emsige Frau hatte bereits alles fein säuberlich zusammengelegt und weggeräumt, weshalb Richard fünf Minuten damit vergeudete, nach seiner Hose, dem Hemd und den Stiefeln zu suchen.
    Als er die Tür wieder aufmachte, wäre er beinahe über das Frühstückstablett gefallen, das vor der Tür abgestellt worden war, während er sich angezogen hatte. Er überlegte kurz und hob es dann auf.
    Das Tablett war vollgeladen mit hartgekochten Eiern, Käse, Brot und einem kleinen Berg aufgeschnittenem Schinken. Der Schinken sah verführerisch aus, aber bei der Vorstellung, jetzt etwas zu essen, wurde ihm übel. Der viele Wein gestern abend hatte ihm seinen ansonsten gesunden Appetit verdorben.
    Seine pflichtvergessene Frau dachte überhaupt nicht an das Baby, das sie trug. Entschlossen, nach Wales zurückzukehren, gefährdete sie das Kind, indem sie nicht ausreichend aß. Richard hatte vor, ihr das Frühstück in den Rachen zu stopfen, mit dem Schinken, den sie verabscheute, wollte er beginnen. Dann, so plante er, würde er sie in das

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