Die Druidengöttin
hoch. »Brauchst du uns auch nicht?« rief Odo zu ihr hinauf.
»Erwartet ihr, daß ich sie verprügle, weil sie auf meine Bäume klettert?« fuhr Richard ihn barsch an.
Einerseits wollten sie dem Zorn des Engländers entkommen, aber sie überließen ungern ihre Cousine seiner Gnade. Odos und Hews Augen wanderten zwischen Keely und dem Grafen hin und her. Als sie nickte und ihre Erlaubnis gab, eilten die beiden walisischen Hünen so schnell sie konnten von dannen.
Darauf wandte sich Richard mit dem finstersten Blick, dessen er fähig war, dem Marquis zu, der rangmäßig über ihm stand. Henry hatte keine Skrupel, seine Schwester der Gnade des Grafen zu überlassen. Ohne ein Wort zu sagen, sammelte der Junge die Eibenzweige auf und machte sich auf den Weg zur Talbotschen Residenz.
Als der Graf seine Smaragdaugen auf seine Verlobte richtete, besaß Keely die Kühnheit, ihn verärgert zu fragen: »Warum verschreckst du andere? Angst ist so eine zerstörerische Kraft.«
»Komm jetzt bitte da runter«, befahl Richard ihr.
Keely steckte die goldene Sichel wieder in ihre Tasche und sprang ihm vor die Füße. Ohne groß nachzudenken, fing Richard sie auf. Obwohl sie sicher gelandet war, warf Keely ihm die Arme um den Hals. Unter ihren dichten Wimpern hervor versuchte sie ihm einen möglichst verführerischen Blick zuzuwerfen.
»Du hast versprochen, deine heidnischen Ansichten nicht mehr in aller Öffentlichkeit zu zeigen«, erinnerte Richard sie und versuchte gleichzeitig, sich gegen die körperlichen Gefühle zu wappnen, die sie in ihm weckte.
»Ich habe nur Vorbereitungen für das heutige Fest getroffen«, antwortete Keely. Sie atmete seinen sauberen, maskulinen Geruch ein und flüsterte: »Mmmm. Du riechst zum Anbeißen.«
Richard konnte nicht verhindern, daß sich seine Lippen widerwillig zu einem Lächeln kräuselten. Er hielt sie in den Armen, in seinen Händen fühlte er durch den dünnen Stoff ihres Rockes ihre Hinterbacken. Er drückte sie gegen seine harte Männlichkeit, die sie mit ihren Worten provoziert hatte.
Während Richard ihren Nacken liebkoste, flüsterte er ihr ins Ohr: »Ich sah, wie sich deine Lippen bewegten, Schatz. Du hast gebetet, nicht irgend etwas vorbereitet.«
»Du betest Gold an«, warf Keely ihm vor.
»Ich bete Gott an«, verbesserte er sie. »Gold häufe ich an.«
Keely schmiegte sich an seine Brust und fühlte, wie sein Herz regelmäßig schlug. Ohne zu ihm aufzusehen, warnte sie ihn: »So wie meine Mutter den goldenen Faden des Wissens an mich weitergab, so werde ich diesen goldenen Faden an meine Kinder weitergeben. Willst du mich nun immer noch heiraten?«
Mit einer Fingerspitze hob Richard sanft ihr Kinn und blickte in die unglaublichsten veilchenblauen Augen, die er je gesehen hatte. »Versuchst du, mich davon abzubringen?«
Keely schüttelte den Kopf. »Ich versuche nur, dir klarzumachen, daß ich stets der Wahrheit treu sein werde. In meiner Welt gibt es Harmonie und Schönheit. Der Ruf des Eichelhähers, das Gurren der Trauertaube und der Schrei der Eule klingen wie Musik in meinen Ohren. Dieses irdische Leben ist zu kurz, um es damit zu vergeuden, mit einem Mann zu streiten, der sich weigert zu sehen, was vor seiner Nase sitzt.« Sie deutete auf die drei heiligen Bäume und fuhr fort: »Das hier ist der heiligste Platz. Die Birke steht für die Geburt, die Eibe symbolisiert den Tod und die Ewigkeit und die mächtige Eiche öffnet das Tor zu anderen Reichen.«
»Versuchst du, mich von deinem Glauben zu überzeugen?« fragte Richard und hob eine Augenbraue.
»Das würde ich nie tun«, versicherte ihm Keely. »Du bist viel zu abergläubisch, um an etwas anderes als Gold zu glauben.«
»Danke«, entgegnete er trocken.
»Allerdings geht mir dein Mißtrauen auf die Nerven«, fügte sie hinzu.
Richard traute seine Ohren nicht. Wie hatte sie es bloß geschafft, ihn in die Defensive zu drängen? Gegen die Unvernunft zu argumentieren, war tatsächlich eine vergebliche Übung. Er bot ihr einen Waffenstillstand an: »Wenn ich lerne, mit deinen Beschwörungen zu leben, wirst du dich dann an meine Skepsis gewöhnen?«
Keely lächelte vieldeutig. »Vielleicht.«
»Erweist du mir einen Gefallen?«
»Wenn es in meiner Macht steht.«
»Meine Mutter und mein Onkel Hal – mein Stiefvater – kamen letzte Nacht aus Essex an«, begann Richard, zögerte dann jedoch aus Angst, sie zu verletzen.
»Und?«
»Könntest du dich zivilisiert benehmen?«
Keely hob eine ebenholzschwarze
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