Die Druidengöttin
den Erwachsenen zu langweilen. Morgana und Baron Smythe standen etwas abseits und unterhielten sich angeregt. Mit dem Baron hatte sie nicht gerechnet. Als sie ihn so unerwartet sah, lief es ihr wieder kalt den Rücken hinunter. Dann fiel Keelys Blick auf den Grafen, der den Eingang nicht aus den Augen gelassen zu haben schien, als habe er sie herbeizaubern wollen.
Richards Lächeln war entwaffnend, sein schmelzender Blick wärmte den ganzen Saal, als er ihr lässigen Schrittes entgegenkam. Wie eine wunderschöne Blume von den Sonnenstrahlen angezogen wird, so fühlte sich Keely zu ihm hingezogen. Sie trafen sich in der Mitte des riesigen Saales.
»Guten Tag, Mylord«, begrüßte ihn Keely.
Richard küßte ihr die Hand. »Du siehst himmlisch aus, Keely.«
»Sehe ich auch zivilisiert aus?« fragte sie und lächelte spitzbübisch.
Der Graf lachte und zog die Blicke der Anwesenden auf sie. Bewußt darüber, daß sie im Zentrum der Aufmerksamkeit standen, begleitete Richard sie das letzte Stück bis zum Kamin.
»Mutter, Onkel Hal, darf ich Euch Lady Keely vorstellen«, kam Richard seiner Pflicht nach. »Schatz, ich darf dir die Gräfin von Basildon und Sir Henry Bagenal vorstellen.«
Keely überwand ihre Nervosität, machte einen Hofknicks und schenkte ihnen ihr freundlichstes Lächeln. »Ich fühle mich geehrt, Eure Bekanntschaft zu machen«, sagte sie. Ihr veilchenblauer Blick blieb an dem Haar der Gräfin hängen. »Mylady, Eure Flammenkrone gleicht der Eures Sohnes«, fügte sie hinzu.
Richard fuhr herum und runzelte die Stirn. Falls die heidnische Hexe nun mit ihrem Unsinn anfing, würde er ihr mit größtem Vergnügen die Ohren langziehen.
Richards Mutter lächelte. »Doch anders als bei meinem Sohn durchziehen Silbersträhnen aus Schnee die Flammen meiner Krone.«
In diesem Augenblick wußte Keely, daß sie die Mutter des Grafen mochte. Die Gräfin schien freundlich zu sein und, wichtiger noch, kein Aufhebens um gesellschaftliche Fauxpas zu machen.
»Nennt mich Louise«, sagte die Gräfin.
»Und mich Onkel Hal«, fügte Sir Bagenal hinzu.
»Ich kann gar nicht sagen, wie zufrieden ich mit der Wahl Richards bin«, erklärte Louise Devereux.
»Und ich kann nicht sagen, wie zufrieden ich bin, was die Eltern des Grafen angeht«, gab Keely das Kompliment zurück. Was jetzt? fragte sie sich und betrachtete ausgiebig ihre Satinschuhe. Worüber sollte eine Braut mit ihrer zukünftigen Schwiegermutter plaudern? Welches Thema war sicher? Redete sie zuviel, hieß es womöglich, sie sei »unzivilisiert«.
Herzog Robert eilte zu ihrer Rettung. Er erhob sich aus seinem Sessel und sagte mit einem eindeutig erleichterten Grienen: »Und ich bin zufrieden, daß alle anderen so zufrieden sind. Gehen wir zum Essen ins Zimmer nebenan.«
Der Tisch im Familieneßzimmer, das abseits des großen Saals lag, war für neun Personen gedeckt. Herzog Robert und die Gräfin von Cheshire saßen einander an den Kopfenden des langen Tisches gegenüber. Sir Bagenal, die Gräfin Basildon, Baron Smythe und Morgana saßen auf der einen Seite, während Keely zwischen Henry und Richard auf der anderen Seite saß.
Mehrere Diener servierten unter Meades Aufsicht den ersten Gang, Gerstensuppe und Colchester-Miesmuscheln mit Dijonsoße. Ein Diener schenkte Rotwein in ihre Kristallgläser, während ein anderer frischgebackenes Brot und Butter neben ihren Tellern bereitlegte.
»Erzähl uns von der Hochzeit«, forderte die Gräfin Basildon ihren Sohn auf.
»Sie findet in Hampton Court statt«, begann Richard, »und Elisabeth läßt die ganze Feier planen und ausrichten. Darüber hinaus gibt es nichts zu berichten.«
»Keely, zeig der Gräfin deinen Verlobungsring«, meldete sich Henry zu Wort und grinste boshaft seiner Schwester auf der anderen Tischseite zu.
Keely sah zu Richard, und als der ihr zunickte, hob sie die linke Hand, damit die Gräfin den Ring sehen konnte. »Die Juwelen stehen für das Wort Schatz«, erklärte sie, unfähig, die zarte Gefühlsregung zu verbergen.
Verlegen blickte Keely zu ihrer Schwester, die unglücklich dreinblickte, worauf sie schnell die Hand in ihrem Schoß verbarg.
»Mein Sohn hat einen vortrefflichen Geschmack, sowohl was Juwelen als auch Frauen angeht«, stellte die Gräfin fest. »Habt Ihr auch diesen ungewöhnlichen Anhänger von Richard geschenkt bekommen?«
Keely schüttelte den Kopf und senkte den Blick. »Seine Gnaden schenkte ihn meiner Mutter vor meiner Geburt. Sie hat ihn mir vererbt.«
Eine
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