Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Aufstiegs folgten ihm, dann nahm ein weiterer Karku ganz hinten Platz. Vier ähnliche Boote lagen am Ufer. Eine nervöse, unheilvolle Stille breitete sich aus.
    »Du weißt ja, wie ich mich fühle«, murmelte Mirron. »Ich hab das schon einmal gemacht.«
    »Karku«, rief Harban. Dann sprach er einige Worte, die Mirron nicht verstehen konnte. Schnell und mit starkem Akzent. Ihre Sprachkenntnisse reichten dafür nicht aus, aber sie klangen wie ein Gebet, das keinen Trost spendete.
    Dann legten die Boote ab und nahmen Fahrt auf. Das warme Licht der Nachmittagssonne wich kalter, feuchter Dunkelheit.
    Mirrons Schrei verlor sich im Tosen des Wassers, das zwischen engen Felswänden dahinraste. Jhered, der hinter ihr saß, hatte ihr einen Arm um die Hüften gelegt, während er sich mit dem zweiten innen am Dollbord festhielt.
    Sie hatte versucht, den Kopf so weit unten wie möglich zu halten, musste aber doch immer wieder nach vorn schauen, was auf sie zukäme. Den Grund wusste sie selbst nicht. Gleich nach dem Sturz durch die Tunnelmündung war es auf einen Schlag stockfinster geworden; sie fürchtete, nie wieder ans Licht zu kommen. Sie waren, wie es ihr schien, bis mitten in die Erde gefallen, das Boot hatte mächtig gebebt und geknarrt. Hin und wieder hatte sie einen Ruf gehört und die Erschütterungen gespürt, als die Karku ihre Stangen gegen Wände gestemmt hatten, die sie nicht hatte sehen können.
    Langsam, ganz langsam hatten sich allmählich tiefe Schatten und spitze Felssäulen herausgeschält. Mit einer Geschwindigkeit, die sie gar nicht näher bestimmen wollte, rasten sie den Fluss entlang. Rasch zogen die Energiebahnen unter ihr im Wasser dahin. Es verschlug ihr die Sprache, und als sie dann die schwache Energie der Pflanzen spürte, die auf den feuchten Felsen einen Halt fanden und ein gespenstisches Licht absonderten, stieß sie unwillkürlich einen Schrei aus.
    Vor ihr bockte und schäumte der Fluss und spritzte gegen die Wände, die zu keiner Zeit weiter als zwei Schritte vom Dollbord entfernt waren. Die Decke des Tunnels war so niedrig, dass Jhered nicht aufrecht sitzen konnte. Er musste sich tief bücken, sonst hätten die Vorsprünge seinen Kopf zerschmettert. Wo das Wasser Tag für Tag strömte, hatte es den Stein glatt geschliffen, aber oben waren die Felsen zackig und spitz.
    Sie kreischte und ging in Deckung. Eine Felsnadel ragte weit herunter, als sie nach rechts abbogen und tiefer in den Berg eindrangen. Alles verschwamm ihr vor Augen. Das Wasser schäumte und spritzte ihr ins Gesicht. Jhered verstärkte seinen Griff.
    Das Boot hüpfte wie wild. Harban stieß seine Stange gegen die linke Wand, um sie an einem Strudel vorbeizuführen, der sie sonst gegen rasiermesserscharfe Spitzen geworfen hätte. Mirrons Herz klopfte zum Zerspringen. Es drehte ihr den Magen um, und ihr wurde schon wieder übel. Ossacer hätte ihren revoltierenden Magen beruhigen können, aber er war viel zu weit entfernt, saß wohlbehalten in Estorr. Außerdem hätte sie gern Arducius erzählt, dass die Reise das Risiko wert war.
    So sehr sie sich auch auf die Menschen zu konzentrieren versuchte, die sie liebte, immer wieder riss sie das Rucken und Zucken des dünnen Holzbodens unter ihren Füßen in die schreckliche Gegenwart zurück. In ihren Ohren dröhnte das brodelnde Wasser, vor dem geistigen Auge sah sie die aufgewühlten Energien ihres schaudernden Körpers. Immer wieder stießen die Stangen gegen die Decke. Sie schwenkten nach links und schossen knapp an einem aus dem Wasser ragenden Felsen vorbei, der sie drohend anzustarren schien.
    Nach einer Weile veränderte sich der Gesang des Flusses. Es klang dumpfer, und vor ihnen entstand ein schwacher Schimmer. Ihr Herz tat einen Freudensprung, denn endlich näherte sich die Reise ihrem Ende. Sie konnte nicht abschätzen, wie lange sie schon gefahren waren. Nicht sehr lange, auch wenn es ihr vorkam wie eine Ewigkeit. Die Stangen drückten das Boot von der linken Wand ab und schoben es nach rechts. Das kalte Wasser zerrte es hinab und spie sie wieder aus. Schließlich hüpfte das Boot zweimal, und dann, ohne Vorwarnung, war die Felsendecke verschwunden.
    Ebenso wie der Fluss unter ihnen.
    Dieses Mal stießen auch Jhered und Harkov Schreie aus. Einen kleinen Augenblick lang schwebte das Boot in der Luft, und dann stürzte es. Mirrons Magen rebellierte. Obwohl es ringsum wieder hell wurde, konnte sie nichts erkennen. Ein Gefühl, als befände sie sich in einem weiten Raum, auch

Weitere Kostenlose Bücher