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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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befreit war, klang sie sehr nah und intensiv. Mistral hielt die Augen starr auf das Gerät gerichtet und lauschte konzentriert.
    »Jetzt«, flüsterte Maréchal.
    Als ich die Tür öffnete, dachte ich mir schon, dass Sie es waren – nur ohne Uniform.
    »Hat sie Uniform gesagt? Habe ich richtig verstanden?«
    »Absolut. Ich habe fünfundvierzig Minuten gebraucht, um die paar Worte herauszufiltern. Sie waren komplett vom Brüllen dieses Mannes überlagert.«
    »Mensch, das bringt unsere Ermittlungen ein Riesenstück weiter! Jetzt müssen wir herausfinden, von was für einer Uniform hier die Rede ist. Und die Ermittlungen zu den Anrufen bei FIP werde ich nun ebenfalls an mich ziehen. Jetzt, da wir wissen, dass es ein und derselbe Typ ist, der bei der Radiostation anruft und Frauen umbringt, muss die Spur über den Sender ganz anders verfolgt werden.«
    »Aber das ist noch immer nicht alles, Ludovic.«
    Der ernste Ton der jungen Frau ließ Mistral innehalten.
    »Wie, das ist noch nicht alles?«
    »Ich bin noch wegen einer anderen Sache gekommen. Die Aufzeichnung auf dem Diktafon hat mir ziemlich zu schaffen gemacht. Es ist schrecklich, tatenlos zuhören zu müssen, wie jemand ermordet wird.«
    »Ich weiß. Deshalb hatte ich dir vorsichtshalber ein paar Zeilen dazu geschrieben.«
    »Trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, wie furchtbar es war. Deshalb bin ich nach dem Anruf eines Kollegen ziemlich überhastet aus dem Büro gestürmt. Ich war froh, das alles hinter mir zu lassen.«
    »Und?«
    »Nun ja, auf meinem Computer war der gesamte Inhalt des Diktafons gespeichert. Als ich mein Büro verließ, habe ich nichts angehalten oder abgeschaltet. Bei meiner Rückkehr hatte die Software automatisch sämtliche Dateien überprüft. Unter anderem auch die, als du in der Wohnung der Dimitrova alle Anwesenden zurechtgestaucht und teilweise nach draußen geschickt hast.«
    »Stimmt. Daran erinnere ich mich.«
    »Bei dieser Gelegenheit befand sich der Mörder ebenfalls in der Wohnung.«
    Verblüfft starrte Mistral die junge Frau an. Er brauchte eine Weile, bis er die Nachricht verdaut hatte.
    »Ich wage kaum, dich zu fragen, ob du dir ganz sicher bist.«
    »Natürlich bin ich das«, gab sie leicht verstimmt zurück. »Vor Gericht allerdings würde der Beweis nicht anerkannt.«
    »Wieso?«
    »Weil die Software nur einen einzigen Satz zum Vergleich hatte. Aus so wenig Material darf man keine Rückschlüsse ziehen. Ich habe diesen Satz mit allem anderen verglichen, was der Kerl gesagt hat. Ich habe die Abstände gemessen, die er zwischen einzelne Worte legt, die Pausen, die Atemtechnik, die Aussprache einzelner Silben, den Akzent – kurz und gut, ich habe alles ausprobiert, was man messen und vergleichen kann.«
    »Und er ist es?«
    »Ohne jeden Zweifel. Trotzdem würde jeder Verteidiger dagegen angehen, weil einfach zu wenig Vergleichsmaterial da ist. Und aufgrund eines einzigen Beweises dieser Art würde kein Gericht jemanden zu dreißig Jahren Haft verurteilen.
    »Verstehe. Und welches ist der Satz, den deine Software gekennzeichnet hat?«
    Élisabeth Maréchal zitierte ihn aus dem Gedächtnis.
    »›Mann, ist das heiß! Scheiß-Fliegen! Hier ist es schlimmer als im Backofen. Und dann dieser ekelhafte Gestank! Können wir nicht alle Fenster öffnen?‹ Auf diesen Satz hin bist du übrigens ausgerastet.«
    »Ja, weil ich ihn mindestens zum zehnten Mal und in allen möglichen Varianten zu hören kriegte. Irgendwann reicht es einfach!«
    »Kannst du dich noch erinnern, wer zu diesem Zeitpunkt in der Wohnung war?«
    Mistral überlegte.
    »Mein Team, die Feuerwehrleute, die Streifenpolizisten aus dem Viertel, vielleicht auch noch der Arzt, das weiß ich nicht mehr ganz genau. Aber wie immer in solchen Situationen herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Man kann einfach nicht alle im Auge haben. Aber das, was du sagst, führt zu einer völlig veränderten Sachlage und vermindert die Anzahl der möglichen Verdächtigen.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen, Ludovic. Ein Irrtum ist unmöglich. Deswegen bin ich ja auch sofort gekommen. Außer mit deinem eigenen Team kannst du mit niemandem darüber reden. Und du musst den Kerl irgendwie ohne meine Infos festnehmen, weil sie vor Gericht nicht anerkannt würden.«
    »Schon klar. Hast du irgendwo eine Aufzeichnung dieses Satzes, dass ich mir die Stimme anhören kann? Vielleicht erkenne ich sie ja mit ein bisschen Glück wieder.«
    Nachdem Mistral die Aufzeichnung einige Male angehört

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