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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hörte erneut die Aufzeichnung des Mordes, die er längst auswendig kannte. Wenn die Stimme der jungen Journalistin aus den Lautsprechern drang, schloss er die Augen, um sich besser auf den Klang zu konzentrieren. Er hörte den Mörder sprechen, und manchmal murmelte die Dimitrova unverständliche Worte. Als Ingrid Sainte-Rose das Büro betrat, drückte Dalmate hastig die Stopp-Taste, als fühle er sich ertappt.
    Im Grunde mochte er die junge Kollegin. Sie kamen gut miteinander aus.
    »Das ist harter Tobak, nicht wahr?«, meinte Ingrid. »Wie oft hast du dir das schon angehört? Fünfmal? Zehnmal? Fünfzehnmal? Warum tust du dir das an?«
    Paul Dalmate errötete ein wenig.
    »Also, ganz so oft war es nun doch nicht«, antwortete er mit fester Stimme. »Ich will einfach sichergehen, dass wir nichts vergessen haben und dass uns auch nicht die kleinste Kleinigkeit durch die Lappen geht.«
    »Jedenfalls hältst du dich wacker. Aber ich kann dich beruhigen: Wir haben nicht alle Tage mit Morden dieses Kalibers zu tun.«
    »Zum Glück! Manchmal frage ich mich, ob ich das hier bis zum Ende durchhalte ... Keine Sorge, ich bin fest entschlossen, weiterzumachen. Allerdings fürchte ich, dass Mistral mich auf dem Kieker hat und möglichst schnell wieder loswerden will.«
    »Sei einfach vorsichtig und zeig ihm, dass du dich bemühst. Mistral ist eigentlich ein ziemlich cooler Chef, aber ich glaube, im Augenblick geht es ihm nicht gut. Hast du dir mal sein Gesicht angesehen? Du versprühst allerdings auch nicht gerade die pure Lebensfreude, wenn du mir diese Bemerkung gestattest.«
    »Es ist ziemlich kompliziert ...«
    »Darf ich dir eine indiskrete Frage stellen, Paul?«
    »Ich glaube, ich weiß schon, was du wissen willst. Schieß los.«
    »Warum hast du das Priesterseminar verlassen?«
    »Als Antwort darauf stelle ich dir eine andere Frage: Warum verzichtet ein Mann darauf, Priester zu werden?«
    Ingrid betrachtete Dalmate. Düsterer Blick, ausgemergeltes, scharf geschnittenes Gesicht, langgliedrige Hände, die flach auf dem Schreibtisch lagen. Keine Gefühlsregung. Ein leichtes Lächeln huschte über Ingrids Gesicht. Je länger sie Dalmate ansah, desto breiter wurde es. Auch Dalmate begann zu grinsen.
    »Etwa wegen einer Frau?«
    Dalmate nickte. Ingrid lachte laut auf und klatschte in die Hände.
    »Mensch, das ist doch superromantisch! Wenn man dich so ansieht, würde man nie darauf kommen. Na ja – ich meine ... du bist immer so ernst und so diskret. Nie hätte ich gedacht, dass dahinter eine Liebesgeschichte steckt.«
    »Man soll sich eben nie auf den äußeren Anschein verlassen.«
    »Hast du auch Kinder?«
    »Nein. Ingrid, mir läge viel daran, wenn diese Unterhaltung unter uns bliebe.«
    »Versprochen, Paul. Aber es gefällt mir, dass du wegen einer Frau schwach geworden bist.«
    »Okay, zurück an die Arbeit. Calderone hat den Angehörigen der ersten beiden Opfer die Aufzeichnung der Anrufe bei der Feuerwehr vorgespielt. Niemand scheint die Stimme zu kennen. Bleibt also die Frage, ob der Täter seine Opfer kannte.«
    Er zeigte Ingrid das Foto von Jean-Pierre Brial.
    »Wir haben Teams losgeschickt, die allen Bekannten und Verwandten von Norman und Colomar dieses Foto zeigen. Ich möchte dich bitten, zusammen mit Sébastien das Gleiche im sozialen Umfeld der Dimitrova zu tun. Stellt bitte außerdem fest, ob ihr Nachbar Léonce Legendre zurückgekehrt ist.«

15
    A M GLEICHEN T AG
    Nachmittags nahm der Mann die Metro am Bahnhof Saint-Lazare, stieg an der Station Réaumur-Sébastopol um und verließ den Zug in Cité, zwei Stationen vor Odéon. Er trug eine tief ins Gesicht gedrückte, beige Kappe mit Schirm und eine große Sonnenbrille. Möglichst unauffällig. Der Mann wusste, dass alle Haltestellen mit Kameras ausgerüstet waren. Er hasste die Metro, und zwar nur, weil alles ständig von fremden Menschen berührt wurde. Wenn er keine Handschuhe trug, bemühte er sich immer, die Tür mit der Schulter zu öffnen, um jeglichen Kontakt mit seinen Händen zu vermeiden. Im Zuginnern brachte er es nicht fertig, sich an den Haltestangen festzuhalten. Lieber lehnte er sich irgendwo an, oder er setzte sich, wenn Platz war.
    Von der Place de l’Odéon bis zum Anfang der Rue Monsieur-le-Prince beobachtete der Mann alle geparkten Autos und bestimmte Passanten. Er musste wissen, ob sich in der Umgebung Zivilfahrzeuge der Polizei befanden. Die meisten kamen ihm bekannt vor. Schließlich öffnete er die monumentale Eingangstür des

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