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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Das übliche Elend halt bei so was. Mit den Nachbarn werden Sie nicht viel Glück haben. In der Gegend hier wohnen fast nur alte Leute. Nach Mitternacht kriegen die nichts mit.«
    »Alte Leute haben oft einen leichten Schlaf.«
    Er nickte und seufzte. »Bei mir geht’s auch schon los. Zehnmal die Nacht pissen, und jedes Mal fünf Tropfen.«
    Hintereinander stiegen wir die schmale Treppe wieder hinab. Das Handy meines Begleiters jubelte eine Opernarie.
    »Die Strickjacke«, sagte er Sekunden später in meinem Rücken. »Da fehlt tatsächlich ein Knopf. Die Farbe passt.«
    Ein abgerissener Knopf war natürlich noch lange kein Beweis für Gewaltanwendung. Aber es war immerhin ein Hinweis. Ich betrat ein zweites Mal die Küche, trat auf das Pedal des orangefarbenen Mülleimers mit braunem Klappdeckel und entdeckte auch dort nichts Interessantes. Er war vollkommen leer.
    »Was suchen Sie eigentlich?«, wollte der Kollege wissen.
    »Zum Beispiel irgendwas, womit sie ihn gefesselt haben.«
    »Sie meinen, die haben den hier im Haus durch die Mangel gedreht? Wieso?«
    »Wo sonst?«
    »Und dann fällt der einfach tot um. Dumm gelaufen, kann man da nur sagen.«
    Wieder legte ein Handy los. Dieses Mal war es meines.
    »Der zweite Leibwächter heißt Patrick Wunderlich«, berichtete Klara Vangelis. »Geboren 1981 in Erlangen. Nach der Mittleren Reife zwölf Jahre Bundeswehr, zuletzt Hauptfeldwebel und Zugführer.«
    »Welche Truppe?«
    »Panzerpioniere. Drei Auslandseinsätze: zweimal Kosovo, jeweils für ein halbes Jahr, später einige Monate Afghanistan. Da hat er aber anscheinend eine ruhige Kugel geschoben.«
    »Wann ist er ausgeschieden?«
    »Vor zwei Jahren. Zuletzt war er in Straubing stationiert. Anschließend längere Zeit arbeitslos. Dann hat ihn eine Firma für Securitydienstleistungen in Landshut eingestellt, die unter anderem auch Personenschutz im Angebot hat. Und die hat ihn dann an das ZDF ausgeliehen.«
    »Arbeitet Boll auch für diese Securityfirma?«
    »Von Boll wissen die Leute beim ZDF überhaupt nichts. Die Dame, mit der ich gesprochen habe, meint, Graf bezahlt Boll aus eigener Tasche. Vielleicht, weil er sich mit nur einem Wachhund nicht sicher fühlt.«
    »Wann hat er eigentlich Personenschutz verlangt?«
    »Vor knapp vier Wochen. Es hat Drohungen gegeben.«
    »Von wem und womit?«
    »Anonym. Mehr wusste meine Gesprächspartnerin auch nicht. Graf habe nur angedeutet, es handle sich um eine alte Geschichte und er müsse für ein paar Wochen vorsichtig sein.«
    »Die Polizei ist nicht eingeschaltet worden?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Das wissen vermutlich nur ein paar Menschen in den oberen Etagen des ZDF und Herr Graf selbst.«
    »Im Keller sind wir noch nicht gewesen«, sagte der kleine Kollege, der während meines kurzen Telefonats die nikotingelbe Decke der Küche angestarrt hatte. »Links rum. Die Tür neben dem Klo.«
    Im Keller stank es nach fauligem Gemüse, und es sah aus, als hätte jemand die komplette Einrichtung einer vierköpfigen Familie hineingestopft und anschließend vergessen. Lediglich im Heizungsraum, wo eine überraschend moderne Gaszentralheizung vor sich hin summte, war ein wenig Platz. Aber auch hier machte nichts den Eindruck, als wäre kürzlich etwas Aufregendes geschehen.
    »Da muss noch ein Raum sein«, entdeckte mein eifriger Begleiter, der eine Gasse durch das Gerümpel gefunden hatte. »Da ist noch eine Tür.«
    Die Tür, die er meinte, führte in einen kleineren Raum, der nach hinten zum Garten lag. Hier standen vollgestopfte Metallregale an den Längswänden. Knapp unter der Decke befand sich ein vergittertes Fensterchen, durch das ein wenig graue Helligkeit hereindrang. In einer Ecke waren leere und unglaublich verstaubte Obstkisten bis an die Decke gestapelt. Und an der Wand gegenüber der Tür stand ein einsamer Küchenstuhl mit rotem Polstersitz. Wir gingen vor dem Stuhl in die Hocke. Der Kollege zückte eine kleine, verblüffend starke LED-Taschenlampe, leuchtete herum. Am staubigen Boden waren fast überall frische Fußabdrücke zu erkennen. Abdrücke von Männerschuhen mit grobem Profil.
    »Hier muss die Spurensicherung rein«, entschied ich.
    Unter dem Stuhl entdeckte ich feine Fussel. An eine Lupe hatte mein Begleiter leider nicht auch noch gedacht, aber wir wurden uns auch ohne Vergrößerung rasch einig: Es handelte sich um millimeterkurze Fasern von einem alten Hanfseil.
    »Der Fleck, da am Stuhlbein, das könnte Blut sein«, spekulierte er. »Besonders

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