Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)
Zweifel, ob das stimmt. So Sachen.«
»Dann wäre er eine Art Privatdetektiv?«
»So kann man’s wohl nennen, ja. Er hat aber komischerweise kein Gewerbe angemeldet. Und die Nachbarin weiß auch nicht, für wen genau der arbeitet.«
»Er hat bestimmt ein Auto.«
»Einen elf Jahre alten Daimler fährt er. C-Klasse, silbergrau.«
Ich notierte das Kennzeichen, das mit ERB begann.
»Jedenfalls, der Nachbarin hab ich eingeschärft, falls er wieder auftaucht, soll sie mich sofort anrufen. Und ihm nichts davon sagen, natürlich.«
»Wunderbar«, sagte ich. »Das haben Sie sehr gut gemacht.«
Schneevogt lachte so herzhaft, dass ich den Hörer ein Stück vom Ohr halten musste. »Wenn’s doch für einen guten Zweck ist!«
Nun tat ich das, was ich eigentlich schon vor dem Anruf hatte tun wollen: Ich suchte und fand die Telefonnummer des ZDF im Internet.
»Herrn Graf möchten Sie sprechen?« Die Frau am Telefon klang, als hätte ich sie um die Durchwahlnummer des Papstes gebeten. »In welcher Angelegenheit denn bitte?«
Ich stellte mich vor, worauf ihre Heiterkeit erlosch. »Was ich kann …«, sagte sie langsam, und ich hörte Papier rascheln. »Ich kann Ihnen die Handynummer seiner persönlichen Assistentin geben. Die sind zurzeit in Ludwigshafen, um die Sendung am kommenden Samstag vorzubereiten. Sie wird nämlich aus Ludwigshafen ausgestrahlt, und das ist doch nicht weit von Heidelberg, oder irre ich mich?«
Es dauerte noch einen Augenblick, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte.
»Olivia Opelt. Sie haben was zu schreiben?«
Frau Opelt nahm nach dem zweiten Tuten ab.
»Ja?«, sagte sie hektisch. »Was ist denn jetzt noch?«
Wieder einmal nannte ich meinen Namen.
»Gerlach? Und was …?«
»Ich bin Leiter der Heidelberger Kriminalpolizei und würde gerne Herrn Graf in einer persönlichen Angelegenheit sprechen. Es wird bestimmt nicht lange dauern.«
»Machen Sie Witze? Haben Sie eine Vorstellung, was hier los ist? In fünf Tagen soll die Show laufen, und hier sieht es aus wie nach einem Atomkrieg! Es ist doch jedes Mal dieselbe Sch… Worum geht es denn? Kripo? Sagten Sie eben Kripo?«
»Worum es geht, würde ich ihm gerne selbst sagen.«
Im Hintergrund dröhnten Hammerschläge.
»Aber doch nicht so herum!«, hörte ich meine Gesprächspartnerin schreien. »Das Rote muss nach oben! Nach oben, versteht ihr denn nicht?«
Die Hammerschläge brachen ab. Jemand fluchte. Eine Klarinette spielte schnelle Läufe dazu.
»Sorry«, sagte Olivia Opelt nun wieder ins Handy. »Irgendwann schmeiße ich einfach alles in die Ecke und suche mir einen normalen Job. Einen, bei dem man jeden Tag pünktlich um fünf Feierabend hat.« Es folgten zwei tiefe Atemzüge. »Okay«, sagte sie dann ruhiger. »Sie sind also die Kripo, und Sie möchten Marcel sprechen. Okay. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Sind Sie in den nächsten Stunden unter dieser Nummer erreichbar?«
Ich gab ihr sicherheitshalber meine Handynummer, da ich keine Lust verspürte, den ganzen Abend an meinem Schreibtisch zu sitzen und auf den Rückruf eines alternden Showstars zu warten, der vermutlich nie kommen würde.
»Ich hab ihn!«, jubelte Sönnchen, als sie am frühen Nachmittag in mein Büro platzte. »Hab ich’s nicht gesagt? Ich hab ihn!«
Ich war gerade in eine Akte vertieft gewesen und sah erst mit Verzögerung auf. »Wen haben Sie?«
»Diesen Verrückten mit der Lederjacke.«
Ich nahm die Brille ab. »Hergarden?«
Sie nickte aufgeregt. »In Dossenheim wohnt er zurzeit, in einem Privathaus, wahrscheinlich hat er ein möbliertes Zimmer. Zwei Kollegen haben ihn grad erst vor ein paar Minuten auf der Straße erkannt. Anhand des Phantombilds, das wir zusammen gemacht haben! Sie sagen, er sei ziemlich betüdelt gewesen und hätt überhaupt nicht gemerkt, dass sie ihm gefolgt sind.«
»Haben sie ihn angesprochen?«
»Sie haben doch ausdrücklich angeordnet: Nicht ansprechen, bloß melden.«
»Und jetzt ist er zu Hause?«
»Sie sagen, er ist in einem Haus verschwunden. Und er hat einen Schlüssel gehabt. Und er hat ziemlich geschwankt. Wie’s scheint, hat er ordentlich einen über den Durst getrunken.«
Ich klappte mit Genuss meine Akte zu. »Da fahre ich doch gleich mal hin. Bin sehr gespannt, was der Herr mir zu erzählen hat.«
»Sie fahren jetzt nirgendwohin, Herr Gerlach. Sie haben nämlich um drei einen Termin bei der Staatsanwaltschaft.«
Seufzend sank ich in meinen Chefsessel zurück. Griff mir an die Stirn. »Wenn
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